Mülheim. An der Demonstration gegen „Zwangsimpfungen“ nahmen am Samstag auf dem Rathausmarkt deutlich weniger Menschen teil als erwartet.
Auf ein überschaubares Interesse ist am Samstagmittag die Demonstration von Impfgegnern in Mülheim gestoßen. Nur etwa 35 Personen nahmen an der Kundgebung auf dem Rathausmarkt teil. Begleitet wurden sie von einem Dutzend Gegendemonstranten.
Zu Beginn der Veranstaltung waren sogar nur 16 Personen auf dem Marktplatz zugegen , während ein Lied in Dauerschleife aus den Lautsprechern dudelte. „Was soll die Maskerade? Das hilft doch keinem Schwein“, hieß es beispielsweise darin. Mit der Zeit tröpfelten aber noch weitere Teilnehmer ein, von denen sich die meisten zu kennen schienen. Fast alle trugen eine Maske.
Initiatorin: „Jeder Einzelne ist wichtig“
Ein Dutzend Gegendemonstranten
Begleitet wurde die Demonstration auf dem Rathausmarkt von einem Dutzend Mitglieder der Antifa , die sich zu einer Gegendemonstration auf der anderen Straßenseite postiert hatten.
Die meiste Zeit über lauschten sie still den Ausführungen der „Impfgegner“ und machten sich nur einmal mit „Haut ab“-Sprechchören bemerkbar. Mehr als eine harmlose Provokation war das aber nicht.
Einige Schaulustige beobachteten den „Bürgerdialog“ von der Brücke aus, über die der Radschnellweg führt.
„Wir sind trotzdem zufrieden, denn jeder Einzelne ist wichtig“, sagt die Initiatorin des „Bürgerdialogs“, Julia, die ihren vollen Namen nicht nennen möchte. Sie selbst kommt nicht aus Mülheim. Der Standort sei durch ein Mitglied ihrer Gruppe zustande gekommen. „Wir für unsere Kinder“ sei am 7. Oktober gegründet worden. „Unter unseren Mitgliedern sind auch Ärzte oder Anwälte“, erzählt die Initiatorin am Mikrofon.
Sie habe erst mit der Zeit begonnen, ihre Meinung zum Coronavirus und den damit verbundenen Maßnahmen zu ändern. Vorher habe sie auch noch jeden, der ohne Maske unterwegs war, für unverantwortlich gehalten. „Das hat unfassbar viel Mut gekostet und ich glaube, dass noch viele andere mutig sein können“, sagt sie.
Umstrittener Hausarzt tritt bei der Demo in Mülheim auf
Es folgten weitere Wortbeiträge, unter anderem von Dr. Andreas Triebel. Der Bochumer Internist ist aufgrund fragwürdiger Masken-Atteste in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten . „Ich habe in Mülheim gewohnt und als junger Arzt am Evangelischen Krankenhaus gearbeitet. Dass ich jetzt hier stehe und Stellung zu so einer Katastrophe beziehe, war damals undenkbar“, sagte Triebel am Samstag. Er wiederholte seine These von drei Kindern, die aufgrund des Tragens von Masken gestorben seien. Dieser Darstellung hatte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte jüngst klar widersprochen .
Die täglichen Neuinfektionen seien nach der Meinung Triebels lediglich „Panikmache und eine politische Kampagne“. Der Internist ging sogar soweit, die Aufhebung der Immunität Armin Laschets zu fordern, „um ihn vor Gericht zu stellen“.
Unterbrechung der Kundgebung für eine Hochzeit
Auch andere Rednerinnen scheuten keine großen Vergleiche. So sei die Maskenpflicht „ein großangelegter Menschenversuch“ und damit ein Verstoß gegen den Nürnberger Kodex, eine ethische Richtlinie zur Durchführung von Experimenten an Menschen.
Unter dem Strich erlebten die anwesenden Polizisten und Kräfte des Ordnungsamtes aber einen friedlichen Samstag. Zumal die Zahl der Demonstranten zu keinem Zeitpunkt an die vorher erwarteten 100 Teilnehmer heranreichte.
Die Kundgebung wurde sogar kurz für eine Hochzeit unterbrochen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer empfingen die Braut mit Applaus und einem eigens gewünschten Lied.