Bochum. Ein Bochumer Hausarzt gilt als Held der Gegner der Corona-Gegner. Jetzt spricht er mit der WAZ und sagt: „Ich habe nur meine Pflicht getan.“
- Der Bochumer Hausarzt Dr. Andreas Triebel gilt als Held der Corona-Gegner . „Er ist unser Held!“, schwärmte eine Teilnehmerin auf der Querdenker-Demo in Bochum am vergangenen Samstag. Im Hintergrund ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fragwürdiger Masken-Atteste gegen den Bochumer Arzt.
- Bis zu zwei Stunden Fahrzeit hätten Patienten auf sich genommen, um bei dem Bochumer Arzt ein Masken-Attest in der Corona-Pandemie zu erhalten.
- Wie viele Masken-Atteste der Bochumer Arzt während der Corona-Pandemie bisher unterschrieben hat? Das will er nicht sagen. Nur soviel: „Ich habe immer nur meine ärztliche Pflicht getan und dabei selbstverständlich sämtliche gesetzlichen Vorschriften beachtet.“
Brausender Applaus empfing Dr. Andreas Triebel, als er am Samstag bei der „Querdenker“-Kundgebung auf dem Kirmesplatz vor 500 Demonstranten als Redner auftrat. Der Bochumer Hausarzt ist bei den Gegnern der staatlichen Corona-Maßnahmen zu einer Art Star avanciert. „Er ist unser Held!“, schwärmte eine Teilnehmerin. Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fragwürdiger Masken-Atteste. Am Montag bezog Triebel dazu erstmals gegenüber der WAZ Stellung – und wies sämtliche Vorwürfe zurück.
Seit 1983 ist Triebel als Internist in Bochum tätig: anfangs am Dr.-Ruer-Platz, seit zehn Jahren in einer Gemeinschaftspraxis an der Dorstener Straße in Hamme. Hier, so wird ihm zur Last gelegt, habe er ohne medizinische Notwendigkeit pauschale Atteste zur Befreiung von der Corona-Maskenpflicht ausgestellt. Die Praxis wurde durchsucht. Bestätigt sich die „Ausstellung unrichtiger Gesundheitszeugnisse“, drohen bis zu zwei Jahre Haft.
Masken-Atteste in der Corona-Pandemie: Bochumer Arzt beteuert seine Unschuld
Im WAZ-Gespräch wirkt Triebel konzentriert, ist spürbar angespannt. In der Tat nähmen Patienten bis zu zwei Stunden Fahrtzeit auf sich, um bei ihm ein Masken-Attest zu erhalten, das ihnen deren Hausärzte trotz Indikation („meistens Asthma“) verweigert hätten, sagt er. Warum ausgerechnet bei ihm? Weil er auf der Internetseite des Vereins „Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie“ als unterstützender Therapeut gelistet ist, antwortet Triebel. „Das hat sich herumgesprochen.“ Wie viele Masken-Atteste er bisher unterschrieben hat? Das will er nicht sagen. Nur soviel: „Ich habe immer nur meine ärztliche Pflicht getan und dabei selbstverständlich sämtliche gesetzlichen Vorschriften beachtet.“
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Das sieht die Ärztekammer Westfalen-Lippe anders. In Münster erwägt man berufsrechtliche Maßnahmen gegen Triebel. „Er ist bei uns aktenkundig. Zunächst warten wir aber die Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft ab, die wir ausdrücklich unterstützen“, erklärt Sprecher Volker Heiliger auf WAZ-Anfrage.
Masken-Atteste in der Corona-Pandemie: Ärztekammer wartet Ermittlungen gegen Bochumer Hausarzt ab
Dabei könnte auch der Internet-Blog von Andreas Triebel eine Rolle spielen, in dem er „Panikmache“ mit den täglichen Zahlen der „sogenannten“ Neuinfektionen beklagt und „eine Situation wie 1933“ (gemeint ist das NS-Ermächtigungsgesetzes) erkennt: „Unsere Grundrechte sind aufgehoben und nicht einmal Leib und Leben sind geschützt.“ Die Menschen würden „zu Masken gezwungen, die sie körperlich und geistig schädigen“. Schon drei Kinder seien im Zusammenhang mit dem Tragen der Maske gestorben. „Und es werden mehr werden.“
Der Faktencheck
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte widerspricht der Darstellung, drei Kinder (6 und 13) seien im Zusammenhang mit dem Tragen von Masken gestorben – angeblich wegen Herzstillstandes. Das sei „unmöglich“ so ein Sprecher. Es könne maximal passieren, dass ein Kind nicht genügend Sauerstoff einatmet und sich deshalb müde abgeschlagen fühlt . „In diesem Fall würde das Kind die Maske von allein abnehmen. Davon stirbt man aber auf gar keinen Fall.“
Das Katholische Klinikum Bochum weist entschieden zurück, Patienten wegen Corona einer Gefahr auszusetzen. „Den Vorgaben der Politik folgend, haben wir im Frühjahr und Sommer, soweit medizinisch vertretbar, planbare Aufnahmen, Operationen und Eingriffe in Absprache mit den betroffenen Patienten verschoben und ausgesetzt. Dringende zeitkritische Behandlungen wurden aber zu keiner Zeit aufgeschoben “, betont Geschäftsführer Prof. Christoph Hanefeld. „Diesem Grundsatz werden wir auch künftig strikt folgen.“
Im WAZ-Gespräch bekräftigt Triebel auch seinen Vorwurf, lebensnotwendige Operationen in Kliniken würden verschoben, um Betten für Corona-Patienten freizuhalten. Woher er das weiß? „Von Patienten, die mir davon regelmäßig berichten.“ Dabei gehe es vor allem um Herz-OPs. Mediziner dürften nicht mehr nach ärztlichen Gesichtspunkten behandeln, sondern müssten „dem Diktat der Regierung folgen“ und Intensivbetten frei halten, meint Triebel. Nicht wenige Patienten würden das nicht überleben. Die Krankenhäuser widersprechen vehement (siehe Info-Kasten).
Masken-Atteste in der Corona-Pandemie: „Empörung über die Auflagen ist viel größer als dargestellt“
Ob er Sorge hat, als Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker zu gelten? Damit möglicherweise seine Praxis in Existenzgefahr bringt? „Ich habe lange gezögert, mich öffentlich zu äußern“, sagt Triebel. „Aber die Zeiten sind außergewöhnlich. Die Empörung über die Corona-Auflagen ist viel größer als dargestellt. Ich fühle mich dazu aufgerufen, meine Meinung zu sagen, die in den meisten Medien leider unterdrückt wird.“
Reaktionen seiner Patienten habe er bislang nicht vernommen. „Bisher hat uns meines Wissens noch niemand den Rücken gekehrt.“
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