Mülheim. Advent und Weihnachten sind beherrscht vom Thema Corona. Mülheims Kirchengemeinden schreckt das nicht: Sie trotzen der Pandemie mit Kreativität.

Weihnachten 2020 wird als das Fest in Erinnerung bleiben, an dem alles neu gedacht werden musste. Es braucht Kreativität und ein wenig Mut, um liebgewonnene Traditionen so umzumodeln, dass sie weiterhin glücklich machen und dennoch coronakonform sind. Mülheims evangelische Kirchengemeinden haben einen Flyer vorgelegt, der zeigt, wie’s gehen kann. Die Angebote für Advent und Weihnachten in der Pandemie sind erstaunlich bunt.

In der Kirche, unter freiem Himmel, im Internet: An all diesen Orten können Gläubige sich in den kommenden Wochen begegnen. Und doch wird „alles total anders“, sagt Superintendent Gerald Hillebrand . Die immer gleichen Abläufe vergangener Jahrzehnte – festliche, übervolle Gottesdienste mit Krippenspiel und Musik auf engem Raum – können aus bekannten Gründen nicht stattfinden. „Weihnachten aber findet statt!“

Kirche möchte Menschen in der „Krisensituation“ zur Seite stehen

Hillebrand ist heilfroh, dass es – anders als an Ostern – keinen totalen Lockdown gibt. Man wolle die Menschen in der „Krisensituation“ unterstützen. Es gebe zwar keinen Notwinter wie in Kriegszeiten, „doch viele Menschen empfinden auch die jetzige Zeit als Herausforderung und Leere“. Mit der Weihnachtsbotschaft, „die ja von Hoffnung, Licht und Nächstenliebe handelt“, könne vielfältig geholfen werden. Trotz erzwungenen Abstandes sei es möglich, Menschen sehr nahezukommen.

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Wer mag, kann auch in diesem Jahr klassische Gottesdienste in der Kirche besuchen, muss sich dafür allerdings frühzeitig anmelden. Es werden deutlich weniger Menschen zugelassen als sonst. In der Petrikirche auf dem Kirchenhügel etwa finden unter normalen Umständen bis zu 400 Menschen Platz, am ersten Weihnachtstag um 11.15 Uhr werden es gerade 75 sein. Die allermeisten Gottesdienste werden auch kürzer sein als gewohnt, dafür mehrfach wiederholt, damit möglichst viele Gläubige teilnehmen können.

Holunderstraße in Saarn wird gesperrt, um Gottesdienst unter freiem Himmel zu feiern

Andere Gottesdienste finden open air statt: so an Heiligabend auf der Freilichtbühne an der Dimbeck um 15, 16.30 und 18 Uhr oder in Saarn vor der Dorfkirche und auf der gesperrten Holunderstraße um 16, 17 und 18 Uhr. Wem persönlicher Kontakt in Corona-Zeiten Bauchschmerzen bereitet, der kann seinen christlichen Glauben übers Internet mit anderen teilen: Bei gestreamten Gottesdiensten oder zum Beispiel bei via Zoom nach Hause transportierten 60-Minuten-Adventsandachten, die Pfarrer Michael Manz aus der Lukaskirchengemeinde für den 2., 9., 16. und 23. Dezember, jeweils 19 Uhr, konzipiert hat.

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Ungewöhnliche Formate wie dieses gibt es – neben den Infos zu allen anderen Veranstaltungen – reichlich im Flyer, der ab sofort in allen Kirchengemeinden und vielen Mülheimer Geschäften zu haben ist. So bietet Broich-Saarn einen digitalen Adventskalender an; Tag für Tag lädt eine andere Familie oder Kleingruppe auf ev-kirche-broich-saarn.de zu Musik, Poesie oder Ähnlichem ein. Im Fliednerdorf findet an Heiligabend ein musikalischer Umzug statt – mit Haltepunkten im Sinnesgarten (15 Uhr), am Brunnen/Rathausplatz (16 Uhr), an Linde/Mühlenhof 19a/b (17 Uhr) sowie zwischen Kirche und Bistro (18 Uhr).

Kirchen geben Vorlagen aus, um auch zu Hause Gottesdienst feiern zu können

In der Erlöserkirche und der Gnadenkirche geht es am 24. Dezember bei 30-minütigen Christvespern Schlag auf Schlag: um 14.15, 15.30, 16.45 und 18 Uhr. Wer lieber zu Hause bleibt, kann ganz für sich Gottesdienst feiern – mithilfe einer Vorlage, die man unter anderem in den Heißener Kirchen bekommt.

Wichtige Regeln für den Kirchbesuch in Coronazeiten

Annika Lante, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis An der Ruhr, weist auf besondere Regeln zur Corona-Weihnacht hin: Wer verhindern will, dass er an der Kirchentür abgewiesen und bitter enttäuscht wird, muss sich frühzeitig bei der jeweiligen Kirchengemeinde anmelden . Dies wird voraussichtlich ab dem Ersten Advent möglich sein.

Auf kirche-muelheim.de finden sich Links zu allen Gemeinde-Webseiten . Die Informationen dort werden aktualisiert , berücksichtigen auch eventuelle coronabedingte Veränderungen.

Lante bittet auch darum, sich abzumelden, falls der Besuch der Kirche ausfällt . Andernfalls blieben vielleicht begehrte Plätze frei. Ratsam sei zudem warme Kleidung ; es werde regelmäßig gelüftet.

Jeder, der am Gottesdienst teilnimmt, könne sich darauf verlassen, dass die Corona-Hygiene-Regeln eingehalten werden. Auch beim Abendmahl : So werden Wein und Traubensaft in einzelnen, kleinen Kelchen ausgeschenkt.

Die katholische Kirche wird ihre Pläne in der kommenden Woche vorstellen.

Die Vereinte Evangelische Kirchengemeinde setzt auf den „Adventskalender bewegt“; an jedem Abend ist ein anderes Fenster in Holthausen und Umgebung hübsch geschmückt und beleuchtet. Wer mag, besucht es bei einem Spaziergang. In der Markuskirche können Gläubige dienstags von 11 bis 12 Uhr einen Blick auf die stetig wachsende Krippe werfen. Und in Speldorf findet unter anderem ein Kurrende-Singen statt. Wer bei der Gemeinde anruft, bekommt am 21. oder 22. Dezember Besuch an der Haustür von einem Minichor, der auf Weihnachten einstimmt.

Das gesamte, noch deutlich umfangreichere Programm findet sich unter kirche-muelheim.de .