Mülheim. Die Sanierung der Haltestelle Schloß Broich, die wichtige Kulturorte anbindet, ist überfällig. Die Debatte im Ausschuss verlief dennoch schräg.
Der Stillstand an der Mülheimer U-Bahn-Haltestelle Schloß Broich ist nach einer monatelangen, zähen Debatte beendet: Im Mobilitätsausschuss am Donnerstag erklärten Verwaltung, Ruhrbahn und weitestgehend die Politik ihre Einigkeit für einen Erhalt – und machten damit den Weg frei für eine seit Monaten überfällige Sanierung des Angstraums an der Müga. Einzig die FDP meldete „Beratungsbedarf“ an. Das irritierte nicht wenige.
Denn bereits zur vergangenen Sitzung am 22. Juni hatte der von der Politik gewünschte Prüfungsbericht vorgelegen. Dass FDP-Mann Peter Beitz dennoch monierte, er sei „nicht auf eine Entscheidung vorbereitet“, sorgte für Unmut: „Sie haben schon damals ,Beratung’ angemeldet“, entgegnete Roland Jansen vom Tiefbauamt offenbar entnervt von der drohenden Blockade. Timo Spors, der sein Debüt als Ausschussvorsitzender gab, ließ kurzerhand über den Einwand der FDP abstimmen. Der wurde mehrheitlich abgelehnt.
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Verzögerter Einbau der Rolltreppe kostet 15.000 Euro
Ein erneuter Aufschub wäre wohl auch toxisch für die inzwischen sichtbar verlotterte U-Bahn-Haltestelle geworden. Hinter vorgehaltener Hand hatte mancher schon vermutet, die Station werde bewusst unattraktiv gehalten, um eine kostengünstigere Stilllegung umso besser begründen zu können.
Dabei hat die Ruhrbahn bereits seit geraumer Zeit eine nagelneue Rolltreppe auf Lager , die längst hätte eingebaut werden können. Doch der Streit um einen möglichen Rückbau – die Ruhrbahn hatte zuvor erklärt, dass der Betrieb der Haltestelle nicht wirtschaftlich sei, und Teile der Politik witterten Sparmöglichkeiten – verzögerte den Austausch. Und verursachte auch noch Lagerkosten von gut 15.000 Euro.
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Erhalt wohl nicht wesentlich teurer als die Stilllegung
Dass eine Schließung der Haltestelle die bereits bezahlte Rolltreppe „on top“ gekostet hätte – gut und gerne 300.000 Euro – musste die Ruhrbahn auf gezieltes Nachfassen der Grünen hin einräumen. So schmolz am Ende die Differenz zwischen Stilllegung, 157.000 Euro jährlich bis 2031, und Weiterbetrieb (209.000 Euro), zumal Ruhrbahn-Chef Uwe Bonan noch Fördermittel für den Weiterbetrieb in Aussicht stellte.
Am Ende aber befürwortete die Ruhrbahn den Erhalt. Auch die zuvor als kritisch betrachtete Zahl der Ein- und Aussteiger von nur circa 1100 am Tag spielte keine entscheidende Rolle mehr. Ausschussmitglied und verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, Axel Hercher, schob nach, dass die Bedeutung der Haltestelle als Umsteigeort dann sogar stiege, wenn Mülheim sich künftig auf ein Nahverkehrskonzept mit Ringbusverkehr einigte.
Erleichterung bei Politik und Kultur
Einfach „Deckel drauf“ wäre nicht möglich
Einfach „Deckel drauf“ wäre auch bei einer Stilllegung nicht möglich gewesen. In diesem Fall hätte man einen Notausstieg erhalten müssen.
Denn der Abstand zwischen den Nachbar-Bahnhöfen Broicher Mitte und Stadtmitte ist derart groß , dass die Verordnung über den Bau und Betrieb von Straßenbahnen (BOstrab) einen Ausstieg vorschreibt.
Dann hätte der Ost-Ausgang an der Stadthallen-Kreuzung als Notausstieg ausgerüstet , der Ausgang abgedeckt und mit einem Notausgang umgebaut werden müssen. Den Westausgang hätte man verschlossen. Die Zugänge vom Bahnsteigtunnel zu den Ausgängen wären vermauert und mit Brandschutztüren versehen worden.
Daniel Mühlenfeld (SPD) zeigte sich „froh über die Klarheit. Es gibt keinen sinnhaften Grund, die Haltestelle aufzugeben. Im Gegenteil.“ Ähnlich befürwortete auch Gerd-Wilhelm Scholl (MBI) den Erhalt. So könnte schon kurzfristig die neue Rolltreppe eingebaut werden, stellte die Ruhrbahn daraufhin in Aussicht. Zudem müsse nun der Aufzug auf der Westseite erneuert und der Brandschutz umfangreich ausgebaut werden.
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Erleichtert zeigte sich auch der Kulturbetrieb Ringlokschuppen: „Wir freuen uns, dass der Nahverkehrs-Anschluss erhalten bleibt“, sagte sein Sprecher Tobias Fritzsche, „und damit die Möglichkeit, die wichtigen Kulturangebote der Stadthalle, Müga, des Schloß Broich und des Ringlokschuppens nicht nur mit dem Auto und Fahrrad, sondern mit dem ÖPNV erreichbar bleiben.“