Mülheim. Die Stilllegung der Mülheimer U-Bahnstation am Schloß Broich kostet fast so viel wie der notwendige Brandschutz. Noch ist nichts entschieden.
„Seit Monaten sind Aufzug und Rolltreppen an der U-Bahn-Station Schloß Broich kaputt. Aber die Ruhrbahn unternimmt nichts, um ihren Fahrgästen den langen Weg in den Untergrund zu den Bahnen oder nach oben ans Tageslicht zu erleichtern.“ Nach dieser Beschwerde einer Kundin, die am Schloss häufig vom Bus in die Bahn umsteigt, hakten die Grünen nach. Nun kam im Mobilitätsausschuss heraus: Die Pläne, den unterirdischen Bahnhof stillzulegen, sind bei der Ruhrbahn und der Stadt schon fertig geprüft. Es fehlt dazu nur noch der politische Beschluss. Wegen dieser Wartestellung hat die Ruhrbahn entschieden, eine bereits fertige, neue Fahrtreppe, besser in Hamburg beim Hersteller auf Halde liegen zu lassen.
Laut Ruhrbahn nutzen etwa 1100 Fahrgäste täglich die Station, die in Mülheim am tiefsten unter der Erde liegt. Obwohl unter dem Broicher Schloss die Straßenbahnlinien 102 und 901 halten, reiche die Zahl der Aus- und Einsteiger nicht, um eine Tunnelstation wirtschaftlich zu betrieben, argumentiert die Ruhrbahn. Die politische Ratsmehrheit will weiter wachsende Verluste der Ruhrbahn nicht mehr bezahlen.
Baukosten für Mülheim sind abhängig von Förderzuschüssen
Sollen an den Plattformen weiterhin Bahnen halten, muss die Station saniert werden, wie es aktuelle Brandschutzrichtlinien vorschreiben. Das würde mindestens 4,7 Millionen Euro kosten. Die Rechnung fällt noch höher aus, sollte das Land seine bisher übliche 40-prozentige Förderung reduzieren oder versagen. Bis 2031 rechnet der Nahverkehrsdienstleister dann mit Betriebskosten von 366.000 Euro bis 519.000 Euro pro Jahr, erläuterte Bertram Gröpper, Abteilungsleiter Ingenieurbauwesen bei der Ruhrbahn, im Ausschuss für Mobilität.
Auch das Schließen der U-Bahnstation bliebe nicht ohne jährliche Folgekosten. 157.000 Euro bis 177.000 Euro nannte Gröpper als Jahreswert. Hinzu kommen die Kosten für den so genannten Rückbau: Im günstigsten Fall sind es 2,975 Millionen Euro. Bei einer geforderten Rückzahlung von Fördermitteln seien 5,473 Millionen fällig.
Ruhrtunnel ist erst 22 Jahre in Betrieb
Grund für diese hohe Summe: Nach knapp 22 Jahren Betrieb sind die Zuschussleistungen des Landes und der Bundes für den U-Bahn-Bau noch nicht abgegolten. Rückzahlungen wären fällig. „Außerdem ist der Abstand zu den Nachbarhaltestellen Stadtmitte und Königstraße zu groß. Darum müssen wir am Schloß Broich einen Notausstieg behalten“, sagte Gröpper.
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Dazu würde der Ostausgang – die Rolltreppe am Schlossberg – abgedeckt und nur die Funktion eines Notausgangs bekommen. Der Aufzugschacht würde als Betriebsraum ohne Nutzung zurückbleiben. Die Glastür an der Oberfläche würde gegen eine zu verschließende aus Stahl ersetzt.
Notausstieg hat ebenfalls Folgekosten
Die heutigen Bahnsteige blieben erhalten. Alle Kabel, Anzeigentafeln, Fahrplanvitrinen, Metallsitze, Lautsprecher, Kameras und Handläufe würden abgebaut. Die Zugänge zum Aufzugschacht (Westseite) und zum Treppenhaus (Ostseite) würden laut Gröpper komplett zugemauert und bekämen Brandschutztüren. Auch die beiden langen und eine kurze Fahrtreppe, die Verkleidungen und weitere Teile müssten ausgebaut und ein sicherer Treppenaufgang samt Notbeleuchtung hergerichtet werden.
Der Rückbau der U-Bahn-Station Schloß Broich zu einem Notausstieg ohne Fahrgasthalt muss mit der Bezirksregierung Düsseldorf (Technische Aufsichtsbehörde) abgestimmt werden, steht ebenfalls im Prüfbericht. Dort wird auch über die Rückzahlung von Fördermitteln entschieden, die aus Steuereinnahmen bestehen.
Für Gesamtbetrieb wäre die Einsparung gering
Ursprünglich sollte auch die U18 bis zum Broicher Schloss verlängert werden, was die CDU und Grüne Mitte der 1990er Jahre mit ihrer Ratsmehrheit blockierten. Zu hohe Folgekosten für drei verschiedene Bahnsysteme, lautete damals die Begründung. Die Hochbahnsteige für die U18 blieben bis heute erhalten.
Den Prüfauftrag zum U-Bahnhof Schloß Broich hatten CDU, Grüne und SPD gegeben. Bei einer Schließung könnten Ruhrbahn und Stadt einmalig rund zwei Millionen Euro an Kosten für die ausfallende Brandschutzertüchtigung sowie jährliche Betriebskosten von knapp 200.000 Euro sparen. Wann die neue Rolltreppe eingebaut wird, wollte die Ruhrbahn nicht mitteilen.