Mülheim. Ein Unfall auf der Aktienstraße sorgt für Unmut gegen einen Ruhrbahnfahrer. Fahrgäste kritisieren Verhalten, Fahrer wollte Unfallopfer schützen.

Hatte der Autofahrer da ein junges Mädchen beim Überqueren der Aktienstraße übersehen? Auf Höhe der Haltestelle Eichenberg soll dieser am vergangenen Mittwoch gegen 17 Uhr das Rotlicht missachtet haben, das Mädchen soll weinend am Boden gelegen haben – so beobachteten es etliche aufgebrachte Fahrgäste der Linie 104 in Richtung Essen. Ihr Ärger jedoch galt überraschend jemand anderem: dem Fahrer der Straßenbahn.

Als „empathielos“ und ruppig schildert ein Zeuge das Verhalten: „Er hielt es weder für nötig, die Fahrgäste über eventuell erfolgte Maßnahmen zu unterrichten, noch bequemte er sich aus seinem Führerhaus, um nach dem verletzten Mädchen zu schauen. Nach einiger Wartezeit verließ er das Führerhaus lediglich, um die Fahrgäste mit den Worten ,Gibt es hier etwas zu sehen? Wir wollen weiterfahren!’ zurück in den Wagen zu drängen.“

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„Als Mülheimer kann ich mich für ihr Personal nur schämen“

Verschiedene Fahrgäste hätten sich um das Mädchen gekümmert, ein junger Mann hatte den Rettungswagen angerufen, berichtet der Zeuge der Redaktion und richtet seinen Ärger auch an die Beschwerdestelle der Ruhrbahn. Ein Kümmern hätte er eigentlich vom Straßenbahnfahrer erwartet. „Die empathielose Reaktion des Fahrers setzt allem, was ich bis jetzt bei der Ruhrbahn erlebt habe , die Krone auf. Als Mülheimer kann ich mich nur für Ihr Personal, welches ja auch in gewisser Weise die Stadt repräsentiert, schämen.“

Hat der Fahrer sich fehl verhalten? Die Ruhrbahn sagt nein: Der Fahrer habe die Leitstelle über den Unfall und die Lage vor Ort informiert. Bezogen auf diese Situation hat sich der Fahrer richtig verhalten. Er habe festgestellt, dass sich bereits mehrere Personen um die verletzte Frau gekümmert hätten. Ihm wurde von drei Fahrgästen versichert, dass bereits ein Rettungswagen angefordert worden sei.

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Fahrer wollte das Filmen des Unfallopfers verhindern

„Da sich bereits ein Rückstau gebildet hat, und unser Fahrer am Unfallort keine Hilfe mehr hätte leisten können, setzte er seine Fahrt fort, um dem Rettungswagen ein schnelleres Durchkommen zu ermöglichen“, sagt eine Sprecherin der Ruhrbahn.

Den vielleicht unfreundlichen Ton bedauert der Fahrer. Er habe aber gesehen, dass mehrere Fahrgäste die Unfall-Situation gefilmt hätten, und wollte damit vermeiden, dass die Frau sich in ihrer Notsituation anschließend in den sozialen Netzen wiederfindet. „Unserer Auffassung nach ist es in solchen Situationen allerdings auch nicht leicht, den ,richtigen’ Ton zu treffen“, stellt sich der Verkehrsbetrieb hinter den Fahrer.