Essen/Mülheim. Die täglichen Desinfektionen der Ruhrbahn-Flotte wirken. Die Keimbelastung ist niedrig, der über Monate getestete Anti-Corona-Lack verzichtbar.
Der Lack ist ab bei der Ruhrbahn - jedenfalls der, mit dem das Verkehrsunternehmen seit Mai experimentiert hat: Eine spezielle antimikrobielle Beschichtung wurde in acht Bussen und Bahnen auf ihre Wirksamkeit gegen Corona-Viren getestet. Nach zig Vergleichsproben aus mit Dyphox behandelten und unbehandelten Fahrzeugen steht nun fest: Der Stoff brachte keinen zusätzlichen Schutz und damit keinen Mehrwert zu den täglichen Desinfektionen der Nahverkehr-Flotte.
Die Belastung lag in allen Fällen bei einem bis vier Keimen pro Quadratzentimeter, fand Dr. Rudolf Eicker vom Krupp-Krankenhaus heraus, der die Hygieneuntersuchung geleitet hat. Das entspreche in etwa den Werten, die in einer Arztpraxis zu finden seien. Zum Vergleich: Auf einem Spüllappen tummeln sich auf derselben Fläche über 20.000 Mikroben, auf einem Handy immer noch rund 4000.
Keimtötende Mittel auf Seifenbasis sind ausreichend
Für die Ruhrbahn heißt das nun nicht, dass die Beschichtung generell unwirksam ist, betonte deren Sprecherin Sylvia Neumann. Jedoch zeige das Ergebnis, dass die mit Beginn der Corona-Krise hochgefahrenen Reinigungsintervalle der Fahrzeuge mit keimtötenden Mitteln auf Seifenbasis ausreichend wirksam seien.
Dass in beiden Fällen die Kontamination überraschend niedrig war, könne möglicherweise in der Vorsicht der Fahrgäste begründet sein, sich möglichst wenig festzuhalten oder Bedienknöpfe mit Hilfsmitteln oder geschützt durch Kleidung zu betätigen. Auch die häufigere Desinfektion der Hände dürfte zu dem positiven Ergebnis beigetragen haben.
Corona hat die Einnahmen einbrechen lassen
Alles andere als positiv wird das Verkehrsunternehmen am Ende des Jahres finanziell dastehen. Corona hat die Einnahmen teils massiv einbrechen lassen, berichtete Neumann. Voraussichtlich werden unterm Strich zwölf Millionen Euro Einnahmen in der Kasse fehlen. Die Ruhrbahn hofft, dass diese Verluste durch einen Rettungsschirm von Bund und Land kompensiert werden. Vor allem die so genannten Gelegenheitskunden seien den Bussen und Bahnen coronabedingt fern geblieben. Die Zahlen seien mit Beginn der Pandemie um 80 Prozent eingebrochen, im Spätsommer zählte man dann noch 30 Prozent weniger Fahrgäste.
Da kommt es nicht ungelegen, sich das Geld für die nicht gerade günstigen Dyphox-Beschichtungen in allen 450 Fahrzeugen sparen zu können. Ein Auftrag würde etwa 300 Euro kosten und müsste jedes Jahr erneuert werden.
Zum Hintergrund: Das Mittel Dyphox funktioniert laut Hersteller nach dem Prinzip der Photodynamik: Wird eine Oberfläche beschichtet, entstehe durch Lichtenergie eine dünne Schicht aus aktiviertem Sauerstoff. Der „schwebt“ in einer Höhe von einem etwa einem Millimeter über der Oberfläche und zerstöre alle Mikroorganismen. Es handele sich dabei um einen rein physikalischen Prozess, der für Menschen vollkommen unschädlich sei.