Mülheim. Maske tragen, Abstand halten, Lüften – im Mülheimer Schulverkehr und in Straßenbahnen soll das nur mäßig funktionieren. Wie groß ist das Problem?

Maske tragen, Abstand halten, regelmäßig Lüften – was in der Öffentlichkeit und in Schulklassen normal sein soll, ist in Bus und Bahn offenbar weiterhin ein Problem. Das zumindest berichten Kunden der Ruhrbahn. Wie viele Verstöße dort geahndet wurden, darüber hält sich der Verkehrsbetrieb bislang überraschend zurück.

„Diese Zahlen werten wir zur Zeit aus“, teilt eine Sprecherin mit. 615 Verstöße hat die Ruhrbahn zumindest von August bis Ende Oktober in Mülheim und Essen verzeichnet. So bleibt vorerst objektiv offen, wie groß das Problem insgesamt ist. Die SPD-Fraktion will es zumindest für den Schulverkehr nun genau wissen: „Eltern berichten, dass es im Schülerverkehr momentan häufig zu überfüllten Bussen kommt“, schreiben die Genossen in einem Antrag im Mobilitätsausschuss am kommenden Donnerstag. Und wollen unter anderem wissen, ob die zusätzlichen Busverkehre ausreichen.

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Kunde kritisiert verschlossene Fenster in der Bahn

Der Schulverkehr ist nicht der einzige Knackpunkt im öffentlichen Nahverkehr: In der Straßenbahnlinie 104 allerdings soll es den Schilderungen von Thorsten Kaspers zufolge besonders heikel hergehen. Die Masken würden nicht über die Nase gezogen und während der Fahrt immer wieder kurz abgenommen, um etwas zu trinken oder zu essen, berichtet der 48-Jährige.

Weitaus schwerwiegender ist für den Mülheimer, dass seit einiger Zeit die Türen an den Haltestellen nicht vollständig geöffnet werden, um durchzulüften. Und auch die Fenster der Linie sollen sich nicht öffnen lassen. Offenbar werden sie vom Fahrer verriegelt. „Das ist doch völlig kontraproduktiv zu dem, was auf den Monitoren in der Bahn gezeigt wird: Abstand halten, Maske tragen und Lüften.“

Seine Beschwerde beim Kundenservice bleibt unbefriedigend: „Dazu kann ich Ihnen nichts sagen“, teilt man Kaspers mit. Der kommentiert: „Wir werden immer aufgefordert, uns zu schützen. Aber ein öffentlicher Verkehrsbetrieb geht nicht sorgfältig damit um.“

Ruhrbahn weist Vorwurf mangelnder Sorgfalt zurück

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Indes weist die Ruhrbahn den Vorwurf der mangelnden Sorgfalt deutlich zurück : „Die Sicherheit und die Gesundheit der Fahrgäste und der Fahrer steht bei uns an oberster Stelle. Wir informieren seit Beginn der Pandemie darüber, dass unsere Fahrgäste in den Bussen und Bahnen, an den Haltestellen und in den Betriebsanlagen einen Mundschutz tragen müssen“, stellt eine Sprecherin der Ruhrbahn klar. Die Einhaltung der Maskenpflicht werde mit Unterstützung durch die Ordnungsämter kontrolliert. Das Essen und Trinken sei zudem in Bahn und Bus untersagt.

Zu den Maßnahmen zähle seit dem 12. August die Maskenkontrolle beim kontrollierten Vordereinstieg in den Bussen. Die Fahrzeuge, Bahnhöfe und Haltestellen würden in kürzeren Intervallen gereinigt. Das Fahrpersonal werde durch Sicherheitsscheiben und Spuckschutzaufsätze geschützt, die gesamte Fahrerkabine täglich gereinigt. Die Fahrgäste können sogar über die App „Zäpp“ den Halteknopf auslösen, um den Schalter an der Haltestange nicht drücken zu müssen.

Klimaanlagen sorgen für Luftaustausch

Ruhrbahn verstärkt Schulbusverkehr

Noch vor der zu erwartenden Debatte im Mobilitätsausschuss am Donnerstag, will die Ruhrbahn bereits den Schulbusverkehr stärken .

Ab dem 16. November werden die bestehenden E-Wagen-Fahrten der E32 und E41 um jeweils ein weiteres Fahrzeug ausgebaut . Dies betrifft den E 32, der um 07.30 Uhr ab Flurstraße (Ratingen, Breitscheid) über Oemberg und Schulzentrum Broich bis Rosendahl fährt. Sowie zum Schulende den E 41, der von 13.25 Uhr ab Gymnasium Heißen über Heißen Kirche und Gustav-Heinemann-Schule bis zur Sellerbeckstraße unterwegs ist.

Die Erweiterung gilt zunächst bis zu den Weihnachtsferien . Finanziert werden die zusätzlichen E-Wagen-Einsätze aus Fördermitteln des Landes NRW.

Die U-Bahnhöfe werden ebenfalls alle ein- bis zwei Tage gereinigt, ebenso die oberirdischen Haltestellen, die Ticketautomaten, die Handläufe der Fahrtreppen und die Aufzüge. Und die Lüftung?Zumindest in den Bussen ließen sich die Fenster von den Fahrgästen öffnen. In den Straßenbahnen allerdings derzeit noch nicht, räumt die Sprecherin ein: „Zur Zeit laufen noch allein unsere Klimaanlagen, würden dann die Fenster aufgemacht, wäre der Kühleffekt nicht gegeben.“ Die Anlagen saugen frische Luft von außen an, somit werde die Luft ständig erneuert.

Das sollte auch an den Straßenbahn-Haltestellen geschehen, indem beim Halten alle Türen geöffnet werden, versichert die Sprecherin. Das eigene Personal und auch das Ordnungsamt habe „keine Auffälligkeiten“ auf der Linie verzeichnet: „Wir werden die Kollegen nochmals sensibilisieren und verstärkt Kontrollen durchführen.“