Mülheim. Eine Mülheimerin sieht die Schuld für Stürze in Bussen und Bahnen nicht nur bei Fahrern. Früher hätten Menschen mehr Respekt voreinander gehabt.

„Die Schuld an meinem Sturz in der Straßenbahn gebe ich nicht dem Fahrer, sondern gesunden Leuten, die sich unberechtigterweise auf Behindertenplätze setzen.“ So reagiert eine Leserin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, auf einen Artikel, im dem ein gestützter Senior über das schnelle Abfahren eines Straßenbahnfahrers klagt.

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Seit einer Operation an der Wirbelsäule könne sie nicht mehr so flott gehen und sei auf die stützende Hilfe eines Rollators angewiesen. „Ich bin immer froh, wenn ich den Einstieg in Bus oder Straßenbahn bewältigt habe“, schreibt die 83-Jährige. In der Nähe der Türen seien Sitzplätze für Behinderte vorgesehen. „Ich bin zwar auch gefallen, als die Bahn anfuhr. Aber weil die Plätze für Behinderte oft von Nichtbehinderten besetzt werden und auf den Sitzen daneben volle Einkaufstaschen abgestellt sind (die keine gültige Fahrkarte haben), sah ich mich gezwungen, wieder zu einem anderen Platz zu gehen.“

„Menschen mit Rollatoren hätten keine Sonderrechte“

Die Frau, die auf dem Platz saß, „gab auf meine Bitte, sie möge sich woanders hinsetzten, zur Antwort: Nur weil ich einen Rollator vor mir herschiebe, hätte ich keine Sonderrechte.“ Es seien zwar Schilder angebracht, die auf Behindertenplätze hinwiesen. „Aber die sind so klein oder so hoch oben angebracht, dass sie nicht wahrgenommen werden. Da würde ich die Schuld suchen“, gibt unsere Leserin einen deutlichen Hinweis an die Ruhrbahn.

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Ältere Leute sprächen gern von der „guten alten Zeit“. Dem kann die Leserin nur zustimmen. „Ich denke dabei an die Zeit, als Schaffner in Bussen und Straßenbahnen für Ordnung sorgten. Allerdings muss ich dazu einräumen: Damals gab es noch Respekt, der heute leider fast ganz verloren gegangen ist“, bedauert die Seniorin.

Hochbetagte sind ohne Betreuung unterwegs

Ein weiterer Leser, dessen Name der Redaktion bekannt ist, schreibt: „Ich nutze täglich die Ruhrbahn. Zur Wahrheit gehört: Mancher Senior macht im Bus lieber erst mal eine Begrüßungsrunde zu seinen Kumpeln oder durchquert auf der Suche nach dem Lieblingsplätzchen die halbe Bahn, statt sich einfach sofort zu setzen. Und: „Zu sehen sind im ÖPNV immer mehr Hochbetagte, die gar nicht ohne Betreuung unterwegs sein dürften. Öffentlicher Nahverkehr kann kein individueller Krankentransport sein“, lautet diese Meinung.

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