Mülheim. Christa Warm hat als Lila Fee jahrelang eine berufstätige Alleinerziehende in der Kinderbetreuung unterstützt. Nun sucht sie eine Nachfolgerin.
Es ist ein emotionaler Abschied. Über vier Jahre war Christa Warm ein wichtiger Mensch im Leben von Maren Strempel-Pooth und ihrem Sohn Ben. Denn Christa Warm half immer dann aus, wenn es in Sachen Kinderbetreuung bei der alleinerziehenden, berufstätigen Mutter eng wurde. Sie war die gute Fee, auf die immer Verlass war. Jetzt legt Christa Warm ihr Ehrenamt als „Lila Fee“ nieder. Sie zieht zu ihrer Tochter und ihren Enkelkindern nach Köln.
Auch interessant
„Mir blutet schon das Herz, denn ich lasse in Mülheim viele gute Freunde zurück und natürlich Ben, der kleine Sonnenschein, den ich doch sehr in mein Herz geschlossen habe“, sagt die 70-Jährige ein bisschen wehmütig. „Aber jetzt beginnt für mich ein neuer Lebensabschnitt, meine Enkelkinder freuen sich natürlich sehr, dass sie die Oma jetzt öfter sehen.“
Drei Kinder alleine groß gezogen – trotz Vollzeitjob
Als Christa Warm, die selbst drei Kinder allein großgezogen und trotzdem in Vollzeit gearbeitet hat, in Rente ging, war klar, dass sie sich ehrenamtlich engagieren würde. „Ich habe gedacht, dass ich mich im Ruhestand doch nicht einfach zuhause hinsetzen und darauf warten kann, dass ich älter werde“, erinnert sich die ehemalige Krankenschwester. „I n der Zeitung habe ich von dem Projekt der Lila Feen gelesen und mich direkt beworben.“
Auch interessant
Die Ehrenamts-Initiative der Evangelischen Familienbildungsstätte und des Diakonischen Werkes unterstützt seit 2011 berufstätige Alleinerziehende. Derzeit sind es 21 Lila Feen, die Müttern oder Vätern bei der Kinderbetreuung unter die Arme greifen. Zwei bis drei Mal pro Woche holen die Lila Feen ihre Schützlinge aus dem Kindergarten oder der Schule ab, helfen bei den Hausaufgaben oder unternehmen etwas miteinander.
Dank der Lila Fee aus Hartz IV heraus
Team freut sich über Unterstützer
Wer das Team der Lila Feen unterstützen möchte, kann sich beim Diakonischen Werk unter 0208 – 3003277 oder direkt bei Sabine Brillen per Mail unter brillen@evfamilienbildung melden. Weitere Infos gibt es auch auf der Internetseite www.diakonie-muelheim.de
Eine pädagogische Ausbildung ist keine Voraussetzung, um Alleinerziehende als Lila Fee zu unterstützen. Ein guter Draht zu Kindern wird vorausgesetzt. Gerne können sich auch Interessierte aus den Nachbarstädten melden.
So lief es auch bei Christa Warm und dem heute zehnjährigen Ben. „Als ich mich auf eine Vollzeitstelle in einer Arztpraxis beworben habe, musste natürlich die Betreuung von Ben sichergestellt sein“, sagt Maren Strempel-Pooth, die mittlerweile geheiratet und einen zweiten, zehn Wochen alten Sohn, hat. „Es gab Tage, da konnten sich weder meine Eltern, noch meine Schwester um Ben kümmern. Nur durch die Unterstützung von Christa konnte ich den Arbeitsvertrag unterschreiben und Hartz IV den Rücken kehren.“
Vier Jahre war Christa Warm Teil des Familienlebens. War sie mit Ben auf dem Spielplatz, sei sie schon aus der Ferne von anderen Kindern mit einem „Hallo, Lila Fee!“ fröhlich winkend begrüßt worden. Dass die Chemie zwischen den Ehrenamtlern und den Kindern sowie deren Eltern stimmen muss, verstehe sich von selbst, sagt Christa Warm, die selbst insgesamt acht Enkelkinder hat.
Lange Warteliste von Betroffenen
Auch dass sie selbst früher als alleinerziehende Mutter in der gleichen Situation war, den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Arbeit meistern zu müssen, hat die Lila Fee aus Speldorf und Maren Strempel-Pooth von Anfang an verbunden. „Viele unserer Lila Feen waren selbst alleinerziehend und können sich in die Situation der Eltern hineinversetzen“, sagt Projektkoordinatorin Sabine Brillen. Sie betont aber, dass die Lila Feen keineswegs eine Art Omas oder Opas auf Zeit seien. „ Unsere Ehrenamtler sind zwischen 20 und 85 Jahre alt und es engagieren sich auch Männer, obgleich die Frauen in der Überzahl sind .“
Dass die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf für Alleinerziehende auch im Jahr 2020 eine enorme Herausforderung ist, zeigt die lange Warteliste von Betroffenen. Daher sucht das Team der Lila Feen immer Verstärkung. Gerade in der Corona-Zeit hätten es Alleinerziehende schwer, betont Christa Warm, die ihr Ehrenamt gerne und mit viel Freude ausgeübt hat. Eine Unterstützung geben , die sie damals nicht hatte. Aber auch für sie war die gemeinsame Zeit mit Ben ein Geschenk, dass sie nicht missen wolle.