Mülheim.. Wer ein Herz für Kinder und Zeit übrig hat, kann Leih-Oma oder -Opa werden. Seit fünf Jahren werden berufstätige Alleinerziehende so entlastet.

Neudeutsch könnte man das LilaFeen-Projekt von Evangelischer Familienbildungsstätte und Diakonischem Werk als „Win-Win-Situation“ bezeichnen: Irgendwie haben alle etwas davon. Zum einen die berufstätigen Alleinerziehenden, die sich keine alternative Betreuung leisten können und froh sind über die stundenweise Hilfe der Leih-Omas. Zum anderen die Lila Feen selbst, für die das Projekt eine gute Möglichkeit ist, auch jenseits der Pensionsgrenze im Leben zu stehen, engen Kontakt zu jüngeren Menschen zu haben. Seit nunmehr fünf Jahren läuft das ehrenamtliche Projekt – und weiterhin werden neue Mitarbeiter dringend gesucht. Aktuell warten fast 20 Alleinerziehende darauf, dass bei ihnen bald eine Fee hereinschneit.

Aktuell sind 16 Feen im Einsatz

„Niemand muss einsam zu Hause sitzen, mit dem Gefühl, das Leben zieht an ihm vorbei“, sagt Ilse Schwarzer, die 2010 – als sie selbst in Altersteilzeit ging „und auf keinen Fall nur Fernsehen gucken und spazierengehen“ wollte – die besondere Idee der Kinderbetreuung entwickelte und alsbald ein Mädchen unter die Fittiche nahm. Sie war selbst alleinerziehend und berufstätig gewesen, wusste um die Alltagsnöte von Müttern. Selbst bei bester Organisation, gerät ein Betreuungssystem leicht ins Wanken. Eine Kraft, die sich verlässlich an einem Nachmittag in der Woche um den Nachwuchs kümmert, kann da Gold wert sein. Aktuell sind 16 Feen im Einsatz: 15 Frauen zwischen 52 und 80 Jahren sowie ein Mann (77). „Wenn die Chemie zwischen ihnen und der jeweiligen Familie stimmt“, so Schwarzer, „entwickeln sich wunderbare Kontakte zu Müttern und Kindern.“

Doris Bindschus, die sich regelmäßig um ein Mädchen – und bei Bedarf auch um ein zweites – kümmert, schwärmt davon, „dass viel von den Kindern zurückkommt“. Im Laufe der drei Jahre, die sie als Fee im Einsatz ist, seien die Beziehungen tief und tiefer geworden; „sie sind wunderbar gewachsen“.

„Sofort gespürt, dass es passt“

Beim ersten Treffen, an dem übrigens immer auch Lila Feen-Koordinatorin Miriam Dinnus – von Hause aus Sozialpädagogin und Familientherapeutin – teilnimmt, habe sie „sofort gespürt, dass es passt“. Und, ihr Riecher täuschte sie nicht: Heute ruft die jüngere der Mädchen (6) Doris Bindschus wahlweise „Doris, Du“, „Lila Fee“ oder gar „Mama Bindschus“. . .

Erste Anlaufstelle ist das Diakonische Werk



Interessenten, die sich als Fee einbringen möchten oder auf der Suche nach einer solchen sind, melden sich unter
 3003 277 beim Diakonischen Werk.
Die Junker-Kempchen-Stiftung unterstützt das Projekt und finanziert die Stelle von Koordinatorin Miriam Dinnus. Auch die Stiftung Jugend mit Zukunft mischt mit, trägt zum Beispiel Fahrtkosten.

Spenden: Konto Kirchenkreis An der Ruhr: IBAN DE49 3506 0190 1011 1660 20, BIC: GENODED1DKD, Projekt „Lila Feen“, AObj./Konto 5270600/482000.

Damit dieses Vertrauen möglichst selten enttäuscht wird, berät Koordinatorin Miriam Dinnus die hilfesuchenden Mütter (und hoffentlich auch immer mehr Väter) anfangs ausführlich. Die Organisatoren verlangen von den angehenden Lila Feen ein erweitertes Führungszeugnis und einen guten Versicherungsschutz. Für den Fall, dass es doch mal Probleme gibt, die Lila Feen zum Beispiel unsicher sind, wie sie mit bestimmten Situationen in den Familien umgehen sollen, sind zudem immer offene Ohren da: Die Feen treffen sich einmal monatlich in der Evangelischen Familienbildungsstätte zu einer intensiven Gesprächsrunde.