Mülheim. . Seit fünf Jahren läuft das Wellcome-Projekt in Mülheim. Ehrenamtliche entlasten im Alltag mit Baby. Fünf Familien stehen auf der Warteliste.
Vor fünf Jahren, im Mai 2013, wurde in Mülheim ein Projekt auf den Weg gebracht,um Familien mit Neugeborenen zu begleiten: Wellcome, getragen von der Evangelischen Familienbildungsstätte und dem Diakonischen Werk. Die Babys von damals gehören mittlerweile im Kindergarten zu den Großen, aber laufend kommt Nachwuchs hinzu. Daher sind Ehrenamtliche jederzeit willkommen.
Das Projekt soll jungen Familien helfen, den Alltag mit Baby besser zu bewältigen, ihnen etwas von den neuen Belastungen abnehmen. Die Ehrenamtlichen – „Wellcome-Engel“ genannt – sind in der Regel einmal wöchentlich für etwa drei Stunden im Einsatz, um beispielsweise mit dem Nachwuchs spazieren zu gehen, damit die Mütter etwas Muße gewinnen. „Sie nutzen die Zeit meistens für sich selber“, berichten Ursula Weinbrenner und Yvonne Kneisel, die zu den Ehrenamtlichen gehören, „und das soll auch so sein.“
Bislang 46 Familien begleitet
Nach Angaben von Karen Brinker, die das Angebot gemeinsam mit Rosemarie Esser koordiniert, wurden seit dem Projektstart in Mülheim 46 Familien begleitet. Besonders gefragt waren die „Engel“ 2015/2016, als viele Flüchtlinge ankamen. „Die Ehrenamtlichen sind mit zu Ärzten gegangen, waren teilweise sogar bei Entbindungen dabei“, berichtet Brinker.
So intim wird der Kontakt nur in Extremfällen, doch man hat sich bewusst dafür entschieden, nur weibliche „Wellcome-Engel“ in das Team aufzunehmen. „Einige Mütter stillen noch, und viele nachgeburtliche Probleme lassen sich besser von Frau zu Frau erörtern“, erklärt Rosemarie Esser. Klar müsse aber sein: „Wir sind keine Haushaltshilfen.“
Praktische Tipps, wie man das Baby beruhigen kann
Zum ersten Mal im Einsatz ist Stephanie Zwilling, die selber zwei Kinder hat und freiberuflich als Spielzeugdesignerin arbeitet. Die 42-Jährige kümmert sich um einen zehn Monate alten Jungen, dessen Mutter kurz nach der Geburt entnervt vorsprach, weil der Kleine sehr viel schrie, sehr wenig schlief. Mittlerweile sei in der Familie wieder mehr Ruhe eingekehrt, auch praktische Tipps, wie man das Baby beruhigen kann, hätten Beraterinnen von der Diakonie gegeben.
Derzeit werden neun Familien von zehn „Wellcome-Engeln“ betreut. Fünf weitere Bewerber stehen aktuell auf einer Warteliste. Der Service ist nicht gratis, vielmehr wird den Familien vorgeschlagen, sich mit fünf Euro pro Stunde an den Unkosten zu beteiligen. „Daran scheitert es aber nicht“, betont Rosemarie Esser, „die meisten können den vollen Beitrag nicht leisten.“ Es seien aber nicht nur sozial schwache Familien, die Unterstützung benötigen und bekommen. „Die meisten, die sich melden, haben kein Netzwerk, keine Großeltern in der Nähe, oder es sind Alleinerziehende.“ Finanziert wird Wellcome durch die Träger, gefördert auch durch die Stadt.
Das Angebot beschränkt auf die Zeit bis zum ersten Geburtstag. Danach soll aber niemand ins Bodenlose fallen: „Wenn nötig, greifen andere Hilfsangebote, zum Beispiel die Lila Feen“, sagt Birgit Hirsch-Palepu, die beim Diakonischen Werk die Sozialen Dienste leitet.
Ursula Weinbrenner, „Wellcome-Engel“ der ersten Stunde, hält für sich persönlich fest: „Ich habe gelernt, Abschied zu nehmen.“
>>> WELLCOME IN DREI LÄNDERN
Entwickelt wurde das Projekt Wellcome im Jahr 2002 von Rose Volz-Schmidt, damals Leiterin der Ev. Familienbildung in Norderstedt und Hamburg-Niendorf. Mittlerweile ist Wellcome in ganz Deutschland vertreten, in Österreich und der Schweiz.
Laut Jahresbericht 2017 gibt es insgesamt 241 Wellcome-Teams, in denen 4139 Ehrenamtliche 4186 Familien betreuen. Diese Zahlen sind seit 2015 allerdings deutlich zurückgegangen. Ausführliche Infos im Internet: wellcome-online.de.