Mülheim. Im Forum Mülheim schließen immer mehr Läden, bald verabschiedet sich C&A. Ist der Leerstand gewollt? Wo bleibt das angekündigte neue Konzept?

Im Forum ist nicht mehr viel zu holen. Wer durch das Einkaufszentrum in der Mülheimer City bummelt, läuft an zahlreichen Geschäften vorbei, die nur noch Attrappe sind. Ladenfronten wurden mit großformatigen Bildern abgeklebt, die Waren vortäuschen, Kundschaft, Gastronomie, doch dahinter brennt kein Licht. In den Schaufenstern von C&A hängen signalrote Plakate: „Wir schließen diesen Store.“ Im Klamottenladen „mister*lady“ im Obergeschoss werden die letzten Sachen abverkauft. Dort sind die meisten Regale schon ausgeräumt.

Bald 15 Prozent der Fläche leer

Nach Auskunft der Forum-Eigentümerin Commerz Real AG beträgt der Leerstand derzeit rund zehn Prozent. Wenn sich Ende Oktober auch noch C&A verabschiedet, steigt die Quote auf 15 Prozent.

Dabei werden alle vermietbaren Flächen im Center betrachtet, wozu auch Fitnessstudio, Hotel und Kino gehören. Die Gesamtfläche beträgt laut Informationen auf der Website 47.000 qm, davon entfallen 33.000 qm auf den Einzelhandel.

Commerz Real, ein Tochterunternehmen der Commerzbank mit Sitz in Wiesbaden, hat das Mülheimer Forum im April 2017 gekauft. Damals waren nur etwa fünf Prozent der Fläche ungenutzt.

Die Leerstände im Center, das eigentlich rund 90 Geschäfte umfasst, haben sich stetig ausgebreitet: Anfang 2019 waren 15 Ladenlokale ungenutzt, bis Ende dieses Jahres werden es 22 sein. Mindestens. Der Mietvertrag mit C&A endet zum 31. Oktober. Im Untergeschoss halten nur noch Nagelstudio und Änderungsschneiderei die Stellung. Die 500 Quadratmeter des ehemaligen Tierfachgeschäftes: seit Januar 2019 ungenutzt.

Ex-Inhaber von Runners Point: Situation desaströs, aber teilweise geplant

Zu den Geschäften, bei denen in jüngster Zeit das Licht ausging, gehört Runners Point. Hier war es allerdings eine erzwungene Schließung, die die gesamte Sportgeschäft-Kette betraf und gegen den Willen des Mülheimer Teams erfolgte. Marcus Kintzel, der die Filiale im Forum neun Jahre lang führte, hat gleichwohl eine klare Meinung zur aktuellen Lage im Center: „Die Situation ist desaströs“, meint er, „teilweise aber auch wohl ein geplanter Zustand.“ Denn wenn ein Umbau stattfinden soll, würden Leerstände nicht mehr aktiv vermietet. Andernfalls käme man vielleicht in Verlegenheit, Mieter herauskaufen oder zum Umzug bewegen zu müssen.

Ähnlich schätzt es Gesa Delija ein, Citymanagerin bei Mülheim & Business. Mit den wachsenden Leerständen „muss eine Strategie verfolgt werden“, meint sie. „Es kann nicht sein, dass sich all diese Läden nicht mehr vermieten lassen.“

Neues Konzept schon lange angekündigt

Dass etwas geschehen muss, ist auch den Verantwortlichen lange klar. Bereits vor anderthalb Jahren wurde ein Zukunftskonzept angekündigt, um neue Mieter zu locken und das Problem fehlender Laufkundschaft im Obergeschoss anzugehen. Im Januar, als der Auszug von C&A publik wurde, hieß es von Seiten des Centermanagements, verschiedene Konzepte seien ausgearbeitet und sollten in den kommenden Wochen auf Eigentümerseite „final diskutiert werden“.

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Jetzt versichert ein Sprecher von Commerz Real auf Anfrage, die Planungen seien „fast abgeschlossen“ und würden „in absehbarer Zeit“ präsentiert. Mit möglichen Nachmietern für die C&A-Fläche werde gerade verhandelt. „Zudem wurden mit einigen Mietern, z.B. Nordsee und Nanu-Nana, gerade die Verträge verlängert“, erklärt das Unternehmen, mit anderen sei man über langfristige Bindungen im Gespräch.

Eigentümer: Mit möglichen Nachmietern für C&A-Fläche wird verhandelt

Die Eigentümer des Forum räumen ein: „Corona hat uns etwas zurückgeworfen.“ Sicher sind auch einige Leerstände durch die Pandemie ausgelöst oder zumindest beschleunigt worden. Dies gilt beispielsweise für die Boutique Hallhuber, die hier nicht mehr öffnen wird. Angesichts wirtschaftlicher Verluste im Lockdown und danach werde gemeinsam mit Mietern nach praktikablen Lösungen gesucht, versichert Commerz Real: „Das kann beispielsweise die Stundung von Mietzahlungen sein, wodurch die Unternehmen an finanziellem Spielraum gewinnen, um die Krise zu überstehen.“ Der Unternehmenssprecher betont, man pflege „ein partnerschaftliches Verhältnis“ mit den Mietern.

Kinounternehmer kritisiert Umgang mit den Mietern

Zumindest einer würde diesen Satz garantiert nicht unterschreiben: Meinolf Thies, Betreiber der Filmpassage im Forum. Seit geraumer Zeit streitet er sich mit den Eigentümern des Hauses über finanziellen Ausgleich für einen Wasserschaden. Generell beschwert sich Thies: „Das Center geht mit seinen Mietern nicht gut um.“ Bei der überfälligen Neustrukturierung würden sie weder eingebunden noch informiert - „ein Gerücht jagt statt dessen das nächste“.

Als Beispiel für das gespannte Verhältnis führt er einen Mieter im ersten Obergeschoss an, „der sein Ladenlokal kurz vor Corona auf eigene Kosten herausgeputzt hat“, und den das Centermanagement nun angeblich zum Umzug ins Erdgeschoss bewege wolle. „So was schafft Frust.“ Namen nennt der Kinounternehmer allerdings nicht. Aus seiner Sicht hat der Eigentümer nach wie vor keinerlei Konzept, und „die Abermillionen Invest sind auch nicht zu sehen“.

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Tatsächlich in Sicht ist die Modernisierung der Passage zwischen Forum und Hauptbahnhof: Hier soll der U-Bahnhof komplett neu gestaltet, das alte Gebäude durch eine transparente Konstruktion ersetzt werden. Das Forum würde auf diesem Wege einen freundlichen, einladenden Zugang erhalten. Investor ist allerdings die Ruhrbahn. Sie will gut zehn Millionen in das Projekt stecken.

Das Forum plant bislang weiter im Verborgenen. Auch der Leiter des Stadtplanungsamtes, Felix Blasch, kann nur mitteilen: „Mit uns wurde noch nichts besprochen.“ Wann darf Mülheim mit Neuigkeiten in Sachen Forum rechnen? Die Investoren legen sich fest: „Auf jeden Fall in diesem Jahr.“