Mülheim. Mehr Grün, weniger Müll, anderes Wohn-Klientel: Mülheims Planungsdezernent Peter Vermeulen über Maßnahmen, die der Innenstadt helfen könnten.

Die weitere Entwicklung der Pandemie lässt sich nur schwer vorausahnen und schon gar nicht beeinflussen. Dennoch kann es Hebel geben, um die Folgen für den Mülheimer Handel abzuschwächen und die Entwicklung der Innenstadt in eine günstige Richtung zu lenken. Planungsdezernent Peter Vermeulen weiß, dass sich die Aufenthaltsqualität der Innenstadt verbessern muss, um langfristig mehr kaufkräftiges Publikum in die City zu locken – eine große Herausforderung.

„Wir erwarten, dass es durch Corona insgesamt zu einem veränderten Kaufverhalten kommt“, sagt Vermeulen. Für Politik und Verwaltung werde es daher eine große Herausforderung sein, die richtigen Impulse für die Innenstadt zu setzen. Denn die Pandemie habe eine Entwicklung beschleunigt, die zuvor schon eingesetzt hat: Der Internethandel boomt. Sicherlich werde es Insolvenzen geben und damit auch mehr Leerstände. Das ganze Ausmaß der Krise wird jedoch erst im Herbst bekannt werden, da die Insolvenzantragspflicht bis Ende September ausgesetzt wurde.

Spezialisierte Geschäfte haben größere Überlebenschancen

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„Zum Stöbern und Entdecken muss ich mich auf den Weg machen“, erklärt Vermeulen. Daher werde es wichtig sein, das Individuelle zu fördern, sprich: „Geschäfte, die sich spezialisiert haben.“ Gute Beispiele hierfür seien etwa der Teeladen auf der Leineweberstraße oder der Zigarrenladen am Löhberg, die sich seit Jahren am Standort behaupten und ein stetes Stammpublikum haben.

Der Planungsdezernent sieht verschiedene Ansätze: etwa die Förderung der Gastronomie, „denn eine solche schafft Atmosphäre“. Vor allem an der Ruhrpromenade. Mehr Grün gehöre für ihn ebenso dazu wie die Ausstattung mit schnellem Internet. „Hier haben wir bereits eine gute Breitbandabdeckung.“ Gespräche über Mietsenkungen mit Eigentümern gebe es bereits, die einen seien flexibler, andere weniger.

Themen Sicherheit und Sauberkeit stehen auf der To-Do-Liste

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Ebenso gehören die Themen Sicherheit und Sauberkeit auf die To-Do-Liste. „Zwar haben wir mit der MEG einen zuverlässigen Partner, trotzdem gibt es Probleme mit der Müllentwicklung, etwa an der zentralen Haltestelle.“

Zudem müsse man sich Gedanken machen in der Frage „wer wohnt in der City?“ Hier habe es eine Fehlentwicklung gegeben. „Wir haben ein problematisches Wohnklientel ohne Kaufkraft.“ Dies erzeuge eine Stimmung, die kaufkräftige Kundschaft abhalte und Händler runterziehe. Daher sei das „Bündnis für Wohnen“ wichtig, welches bezahlbaren Wohnraum im Stadtgebiet vermittelt.

Einkaufszentren könnten von Ladenschließungen in Innenstadt und Stadtteilen profitieren

Gestärkt aus der Krise hervorgehen könnten die beiden Einkaufszentren der Stadt, das Rhein-Ruhr-Zentrum und das Forum, glaubt Vermeulen. „Diese leiden auch unter der Krise, aber Ladenschließungen in der Innenstadt und den Stadtteilen könnten die Center stärken.“

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Im Forum haben alle Shops nach dem Lockdown wieder geöffnet, berichtet Centermanager Daniel Wahle. „Bisher gibt es noch keine Anzeichen, dass Händler auf Grund der Auswirkungen der Corona-Krise ihre Filiale im Forum dauerhaft schließen müssen.“ Jedoch werde der Schuhanbieter Voswinkel im 1. OG zum Ende des Monats das Forum verlassen. „Der Mietvertrag endete bereits vor einem Jahr, Mieter und Vermieter konnten sich auf eine weitere Verlängerung verständigen.“ Im Zuge einer negativen Umsatzentwicklung habe sich das Unternehmen aber dazu entschlossen, die Filiale zu schließen.

Damit gibt es nach der C&A-Schließung im Januar einen weiteren Leerstand im Innenstadt-Center. Der Eigentümer des Forums erarbeitet derzeit ein Konzept zur Neuorientierung, das im Laufe des Jahres veröffentlicht werden soll. Konkretes kann Centermanager Daniel Wahle noch nicht zur Revitalisierung des Forums sagen, ist sich aber auch sicher, dass die Pandemie den Einzelhandel deutlich verändern wird - etwa „im Umgang und der Einbindung von Digitalisierung sowie der Geburt neuer Handelskonzepte“.

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