Rund 200 Zuschauer haben das OB-Duell live im Mülheimer Ringlokschuppen miterlebt. Am Ende ging das Mikro herum - einige Fragen der Zuschauer.
Wie stehen Sie zu dem Überflieger am Bahnhof? In der Presse wurde ja berichtet, die Verwaltung will ihn abreißen. Für mich wäre das eine Katastrophe. Es ist auch für mich wahlentscheidend.
Buchholz: Ich kann Ihnen dazu kein abschließendes Ergebnis geben, weil ich die Planung dahinter nicht im Detail kenne. Ich schätze es durchaus, die entsprechenden Wege fahren zu können, weiß allerdings nicht, welche andere Verkehrsführung dort geplant ist. Vielleicht kann die Verwaltung mir als Oberbürgermeister da Näheres erklären.
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Griefahn: Ich bin dafür, dass die Innenstadt eher geschlossen wird, aber dazu brauchen wir auch Möglichkeiten, vorbeizukommen. Der Überflieger ist eine gute Möglichkeit, deswegen würde ich ihn lassen. Wenn wir die Innenstadt als lebendigen Raum haben wollen, müssen wir wahrscheinlich eher die Schollenstraße zumachen.
Mehr Streetworker rund um den Hauptbahnhof einsetzen
Wenn ich durch den Mülheimer Hauptbahnhof gehe in Richtung Norden, erlebe ich jedes Mal ein ganz schlechtes Gefühl. Was haben Sie für Ideen, wie wir Gentrifizierung in Mülheim verhindern können?
Griefahn: Wir müssen die Ordnungspartnerschaft zwischen Polizei und Ordnungskräften aus dem Rathaus verstärken, die auch präsent sind. Und den Eingang zum Bahnhof verbessern, also transparenter, lichter machen. Das geht relativ einfach, auch ohne großen Umbau. Und wir müssen noch mehr mit Streetworkern arbeiten, damit über Dinge, die nicht so angenehm sind, direkt auf der Straße mit den Menschen gesprochen werden kann.
Buchholz: Ich würde auf diejenigen, die in Eppinghofen präsent sind, mehr setzen wollen. Ich habe beispielsweise sehr wertschätzend den Verein Rolli Rockers kennengelernt, ich weiß, dass dort viele Gespräche mit den Bürgern geführt werden, und ich würde diese Menschen stärker in die Arbeit der Kommunalverwaltung mit einbinden. Das ist in den letzten Jahren zu wenig passiert.
Grüner als die Grünen
Eine Frage an Frau Griefahn: Ich habe mich sehr gewundert, als sie von der SPD als Oberbürgermeister-Kandidatin aufgestellt wurden. Sie haben ja vorhin selber gesagt: Wahrscheinlich sind Sie grüner als die Grünen. . .
Griefahn: Ich komme aus Mülheim an der Ruhr und war als Kind erst mal geschädigt. Ich komme aus einer Familie, die nicht viel Geld hatte, und die Sozialdemokratie hat mir alle Möglichkeiten gegeben: auf die höhere Schule zu gehen, zu studieren. Ich habe immer die soziale Komponente als sehr wichtig betrachtet, deswegen bin ich in die sozialdemokratische Partei eingetreten, weil sie Soziales und Umwelt verbunden hat. Gerade arme Leute können sich keine schlechte Luft und kein schlechtes Wasser leisten. Weil sie nicht einfach wegfahren können.
Großes Ärgernis: „Sofortprogramm“ zur Digitalisierung der Schulen
Wie kann man an den Schulen die Digitalisierung und auch die baulichen Maßnahmen schnellstmöglich beenden? Es kann nicht sein, dass man uns an der Karl-Ziegler-Schule zum Beispiel sagt, dass wir frühestens 2023, 2024 mit Wlan rechnen können. Kein Scherz: Wir Schüler setzen uns hin, holen unsere Laptops raus, legen uns einen Hotspot und sind damit 50 Mal schneller als das, was die Schule uns zur Verfügung stellt.
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Buchholz: Ja, das ist ein großes Ärgernis, weil die acht Millionen Euro, die die Stadt für schnelles Wlan zur Verfügung hat, bis 2023 auf die Strecke gebracht wurden. Das war der Plan. Aber jetzt kommt Corona, und ich bin als Schuldezernent zutiefst unzufrieden darüber, wie wir von Seiten des Landes und des Bundes vorgeführt werden. Wenn das Land ein Sofortprogramm auf den Weg bringt und die Städte mit mehreren hundert Millionen ausstattet, heißt das für mich: Jetzt. Unverzüglich. Und nicht erst Ausschreibungen, Angebotsabgabe, Verfahren, Beschaffung. Wir haben von dem gesamten Geld, das der Bund uns für die digitale Ausstattung versprochen hat, noch keinen Euro in der Stadt gesehen. Wir erwarten in der nächsten Woche die ersten 400 Tablets. Sie können nicht mal eben in den Mediamarkt gehen und die Sachen kaufen.
Griefahn: Da hilft uns sicherlich auch die Initiative Freifunk, damit wir da schneller vorankommen. Sowohl im Rathaus brauchen wir möglichst schnell die Digitalisierung als auch in den Schulen. Und dafür brauchen wir natürlich das Breitband. Ich war total entsetzt, als ich jetzt in meiner alten Schule war, der Luisenschule, und festgestellt habe: Sie ist zwar schön renoviert, aber hat keinen Wlan-Anschluss. Das ist wirklich ein großes Versäumnis. Wir werden alle Möglichkeiten prüfen, das schneller zu machen.
Protokoll: Annette Lehmann