Mülheim. Mit den kälteren Temperaturen steigt die Sorge vor mehr Corona-Infektionen – auch an den Mülheimer Schulen. „Es herrscht große Unsicherheit.“

Mit Sorgen blicken nicht nur die Mitglieder des Krisenstabs, sondern auch die Mülheimer Schulen auf die kommenden Wochen: Werden die Corona-Infektionszahlen stark ansteigen, werden Maßnahmen verschärft? Noch herrschen sommerliche Temperaturen, mit dem Herbst und der Kälte verändert sich die Situation.

Bei meist über 20 Grad stehen seit Wochen in den meisten Mülheimer Klassenzimmern die Fenster durchgehend offen, können Schüler und Lehrer auf dem Hof frische Luft schnappen, kann der Sportunterricht draußen stattfinden. Doch mit den kälteren Temperaturen kommt auch die Unsicherheit vor mehr Infizierten, steigt das Risiko, sich anzustecken in geschlossenen Räumen. „Es herrscht eine große Unsicherheit“, sagt Michael Rölver, stellvertretender Leiter der Gesamtschule Saarn. „Die Sorgen sind bei Eltern und Lehrern gleich.“

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Mülheimer Gesamtschule Saarn: Fast alle halten sich an Maskenempfehlung

Zwar hielten sich fast alle Schüler an die Maskenempfehlung, da herrsche eine große Solidarität, trotzdem seien einige Lehrer besorgt, bald in kleinen Räumen mit vielen Schülern zu unterrichten. Immerhin: Alle Fenster können mittlerweile geöffnet werden. Das sei im Altbau an der Ernst-Tommes-Straße, der bald abgerissen werden soll, nicht möglich gewesen, bis die Stadt in den Sommerferien nachgerüstet hat.

Weil Kinder mit Erkältungssymptomen erst einmal zu Hause bleiben müssen, sei die Fehlquote relativ hoch. „In vielen Klassen fehlen durchgehend zwei, drei Schüler“, sagt Rölver. Die meisten Eltern hielten sich strikt an die Regeln, ihre verschnupften Kinder erst zu Hause zu beobachten, bevor sie sie wieder zum Unterricht schicken. Bislang gab es an der Gesamtschule Saarn noch keine Corona-Fälle unter Schülern. Zwei Lehrer waren erkrankt, hatten sich aber nachweislich nicht in der Schule angesteckt. Dass sich das bald ändern kann, weiß Michael Rölver: „Wir blicken mit Sorge auf die kältere Jahreszeit.“

Otto-Pankok-Schule: Digitale Ausstattung weiter ein Problem

Was es heißt, dutzende Schüler in Quarantäne zu haben, weiß Ulrich Bender, stellvertretender Schulleiter der Otto-Pankok-Schule. In dem Gymnasium ist derzeit noch eine Quarantäne für über 40 Schüler der Oberstufe angeordnet, weitere Quarantänen in der Sekundarstufe 1 sind gerade ausgelaufen. „Wir gehen mit Unbehagen in die nächste Zeit“, sagt Bender. Es sei angesichts vermutlich steigender Krankheitsfälle von Erkältungen und grippalen Infekten schwierig zu Corona zu differenzieren.

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Ein Problem bleibt auch die technische Ausstattung: „Die Schulen sind immer noch nicht vorbereitet, es fehlt an digitalem Know-How.“ Andere Städte seien da schon weiter, „in Mülheim müssen wir noch ein wenig Geduld haben“.

Digitale Ausstattung an den Schulen: „Im Rahmen des Möglichen“

Mit internen Schulungen bilde man derzeit das Kollegium für das Lernmanagement-System Moodle fort. Viele Kollegen nutzten das System jetzt schon im Präsenzunterricht, um die Schüler auf ein mögliches Lernen auf Distanz vorzubereiten. „Es ist aber landesweit immer noch nicht möglich, auf Knopfdruck in den Distanzunterricht zu gehen.“ Die Otto-Pankok-Schule bereite sich „im Rahmen des Möglichen“ auf digitalen Unterricht vor, fahre auch jetzt schon ein Mischsystem aus Präsenz und Distanz. Mit der Schülergruppe, die derzeit in Quarantäne ist, wird evaluiert, wie der digitale Unterrichtsplaner verfeinert werden kann.

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Die Realschule an der Mellinghofer Straße ist ebenso wie die Gesamtschule Saarn bislang verschont geblieben von Corona-Fällen. Schulleiterin Judith Koch blickt „mit viel Optimismus in die Zukunft“. Viele Kinder und Eltern gingen sehr verantwortungsvoll mit der Situation um, hielten sich fast alle an die Maskenempfehlung. „Wir tasten uns nun langsam an die Herbstferien ran.“

Krisenstabs-Experten: Fünf bis zehn Minuten Stoßlüften reicht

Kommende Woche wird sich die Stadtverwaltung mit den Schulformsprechern treffen, um über mögliche weitere Maßnahmen zu diskutieren. Der Krisenstab hat sich bereits mit der Problematik kälterer Temperaturen auseinandergesetzt.

Die Experten des Gesundheitsamtes erklärten dort, dass fünf bis zehn Minuten Stoßlüften ausreichend sei, um Aerosole aus dem Raum verschwinden zu lassen. Eine Erhebung des Immobilien-Services habe festgehalten, so Stadtsprecher Volker Wiebels, dass „an allen Schulen pro Klassenraum zwei Fenster zu öffnen sind“.