Mülheim. Eine Woche nach Schulstart halten sich Mülheimer Schüler an Corona-Regeln - zumindest auf dem Schulgelände. An Alltag ist jedoch nicht zu denken.

Bereits eine Woche nach dem Schulstart merken Mülheimer Schüler und Lehrer: Unter Corona-Auflagen ist an einen sorgenfreien Schulalltag kaum zu denken. Als „anstrengend und belastend – aber notwendig“ empfinden viele das Lernen und Arbeiten im Ausnahmezustand.

Luca, Florian und ihre Mitschüler der Otto-Pankok-Schule (OP) schwitzen in diesen warmen Tagen unter ihren Masken. Wie alle Schüler weiterführender Schulen in NRW müssen auch sie den Mund-Nase-Schutz tragen, auf dem Schulhof, in den Fluren und an ihren Plätzen im Klassenzimmer. „Der Großteil hält sich sehr vorbildlich an die Maskenpflicht“, lobt Ulrich Bender, stellvertretender Schulleiter am OP. Nur einige wenige Schüler müssen zwischendurch daran erinnert werden. Großzügig seien die Lehrer was das Trinken im Unterricht angehe, auch Pausen zum Luftholen werden gewährt.

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Die Atmosphäre ist insgesamt kühler geworden

„Ab der vierten Stunde wird es anstrengend, gerade an heißen Tagen bekommt man dann Kopfschmerzen“, sagt die 15-jährige Luca, die die 10. Klasse besucht. Dennoch: „Wir wissen, dass sie wichtig sind, um sich zu schützen. Und irgendwie gewöhnt man sich auch daran.“ Ohnehin seien sie froh, wieder in der Schule zu sein, findet auch Mitschüler Florian (15). „Zuhause war zwar das Sicherheitsgefühl höher, das Lernen alleine aber viel schwieriger.“

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Haben sich mittlerweile an die Maske gewöhnt: Florian und Luca (beide 15) vor der Otto-Pankok-Schule in Mülheim.
Haben sich mittlerweile an die Maske gewöhnt: Florian und Luca (beide 15) vor der Otto-Pankok-Schule in Mülheim. © WAZ | Kristina Mader

Zudem freuen sie sich, ihre Freunde wieder sehen zu können – auch wenn der Kontakt weniger intensiv ist als vorher, es weniger ausgelassen zugeht im Schulalltag. „Die Atmosphäre ist insgesamt kühler geworden, weil man mit der Maske abgeschottet ist“, sagen die beiden.

Mehr Frontalunterricht, weniger Gruppenarbeiten

Auch für Lehrer stellen die Auflagen eine Belastung dar: „Das Arbeiten mit Maske ist körperlich anstrengend“, sagt Bender. Zudem müsse der Unterricht didaktisch angepasst werden, heißt: „Frontalunterricht und Stillarbeitsphasen sind nun ein stärkerer Bestandteil, Gruppenarbeiten nicht mehr so möglich wie vorher.“

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Weitere Probleme treten in der Otto-Pankok-, genau wie in vielen anderen Schulen auf: „Mindestabstände können kaum eingehalten werden.“ Aufgrund der engen Flure und der baulichen Situation in den Klassenräumen sei das unmöglich. Daher müsse das Hygienekonzept ständig angepasst werden. „Es ist ein dynamischer Prozess“, sagt Bender.

Mindestabstände können in engen Klassenräumen kaum eingehalten werden

Lehrer und Eltern teilen zudem eine Sorge: Wie wirkt sich das Tragen auf die Leistungs- und Aufnahmefähig der Kinder und Jugendlichen aus? „Das wird man wohl erst nach den ersten Klausuren erfahren.“

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Kritik an der Maskenpflicht kommt von Elternverbänden aus ganz NRW. Sie sehen diese als „Zumutung“ an und fordern bis Ende August alternative Konzepte mit Abstandsregeln einzuführen. Ein Mülheimer Vater, der anonym bleiben möchte, macht seinem Ärger Luft: „Kaum sind die Jugendlichen vom Schulgelände runter, reißen sie sich die Masken ab, umarmen sich und knutschen rum“, habe er beobachtet. „Was soll eine Maskenpflicht da bringen?“, fragt er sich.

In der Tat sehen auch Florian, Luca sowie Ulrich Bender und seine Kollegen, wie Schüler regelmäßig in Gruppen ohne Masken vor der Schule stehen und sich nahe kommen. „Uns bleibt nur das Mittel, immer wieder an die Schüler zu appellieren. Außerhalb der Schule sind uns jedoch die Hände gebunden“, so Bender.

Grundschulleiter: „Schüler gehen großartig mit der Situation um“

An den Grundschulen der Stadt sieht die Lage etwas entspannter aus, da die Kinder ihre Masken in den Klassenräumen am Platz abnehmen dürfen. „Die Schüler gehen großartig mit der Situation um“, resümiert Andreas Illigen, Schulleiter der Grundschule am Schildberg und Sprecher der Mülheimer Grundschulen. Die meisten Kinder seien froh, dass sie wieder in die Schule gehen dürfen.

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Für die Lehrer sei die Situation belastend - körperlich und psychisch, schließlich müssen sie über lange Zeiträume die Masken tragen. „Und sind selber nicht vor Ansteckung geschützt, weil die Kinder am Platz ja keine tragen.“ Zudem müsse nun viel mehr Frontalunterricht stattfinden, da Kreisgespräche oder Gruppenarbeiten vermieden werden - für beide Seiten eine Einschränkung.

Die meisten Grundschulen haben flexible Anfangszeiten eingeführt

Um zu verhindern, dass morgens hunderte Eltern vor der Schule stehen und die Kinder sich im Eingang des Gebäudes zu nahe kommen, haben Illigen und sein Team auf einen offenen Schul-Anfang umgestellt. „Nun können die Kinder zwischen 7.45 und 8 Uhr kommen, das hilft, um den Ablauf zu entzerren.“ Auf einen solchen flexiblen Anfang haben die meisten Grundschulen in Mülheim umgestellt.

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Einige Fragen seien dennoch weiter offen. Etwa was den Sportunterricht angeht: Die Turnhalle könne derzeit nicht genutzt werden, da geprüft werden müsse, ob ausreichend gelüftet und Abstände eingehalten werden können. „Wir warten dringend auf eine Aussage des Schulträgers, wann wir die Halle nutzen können“, so Illigen. Bis dahin müssen die Schüler weiterhin draußen turnen.