Mülheim. Die Vermüllung an der Ruhr hat seit Corona noch weiter zugenommen. Am Sonntag machten sich 14 Greenpeace-Mitglieder ans Aufräumen.
Zerschlagene Glasflaschen, Kronkorken, jede Menge Verpackungsmaterial, Zigarettenstummel. Dies und mehr sammelten fleißige Helfer der Greenpeace-Gruppe Mülheim/Oberhausen am Sonntagmittag in den Ruhrauen ein. Corona habe die Situation noch einmal verschärft.
14 Personen versammelten sich am Vormittag an der Florabrücke. In drei Gruppen durchforstete Greenpeace das große Gebiet zwischen Wasserbahnhof und Dicken am Damm. „Der erste Eindruck ist wie immer“, sagt Karin Piek, die als ehrenamtliche Landschaftswächterin die Vermüllung rund um die Ruhr schon seit Jahren beklagt. Zuletzt hatten vergangenes Wochenende Hunderte ihren Müll in den Speldorfer Ruhrauen hinterlassen.
Müll an der Mülheimer Ruhr: Wertvoller Tierbestand wird gefährdet
Vor allem „Trink-Orgien“ und das Entfachen von Feuern sind ihr ein Dorn im Auge. „Das zieht sich bis ins Naturschutzgebiet“, ärgert sich Piek. Schutzzäune seien an mehreren Stellen durchschnitten worden. „Obwohl es eindeutig beschildert ist, wird keine Rücksicht genommen“, schimpft die Landschaftswächterin. Auch als „Buschtoilette“ würde die Natur regelmäßig missbraucht. „Da liegt dann alles, was die Unterhose hergibt“, ist die Landschaftswächterin erbost.
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Dabei gibt es rund um den Fluss wertvollen Vogelbestand. Gänse, Reiher und Fasane haben dort ihr Zuhause. „Außerdem haben wir im Moment die Aufzugszeit der Rehe“, erklärt Piek. Zudem sind die Ruhrauen Brutgebiet für den Eisvogel.
Regelmäßig werden verletzte Tiere gefunden
Regelmäßig würden verletzte Tiere gefunden, die etwa mit ihren Pfoten in Glasscherben getreten sind. „Wir haben ein exorbitantes Singvogelsterben, das vor allem durch Nahrungsarmut zustande kommt“, weiß die Landschaftswächterin.
„Das ist ein allgemeines Phänomen, das noch schlimmer geworden ist“, ergänzt Ernst Osterhage. Seit der Corona-Pandemie würden sich zu den üblichen Flaschen und Verpackungen auch Einwegmasken und Handschuhe gesellen, die achtlos ins Gebüsch geworfen würden. „Perfekt wäre es, wenn es Ranger hier in der Umgebung geben würde“, sagt Osterhage. Karin Piek hingegen wünscht sich mehr und vor allem größere Mülleimer.
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Helfer bekommen durchaus Zuspruch
Auf der Brücke am Wehr sammelt Thorsten Aust eine komplett zersplitterte Bierflasche ein. „Plastikflaschen finden wir selten. Auf Glasflaschen ist halt wenig Pfand drauf, deswegen ist es für die Leute uninteressant, sie mitzunehmen“, glaubt er. Am Fuß des Wehrs holt Karin Piek bald jeden Tag neuen Müll raus. Am Sonntag etwa einen scharfen Deckel einer Dose. Sehr gefährlich für Tiere. „Es ist einfach mühsam, das alles aus dem Gebüsch zu holen“, sagt Piek.
Zuspruch gibt es durchaus. „Find’ ich aber toll, was Sie machen“, sagt ein Vater, der mit seinen beiden Söhnen vorbei kommt. Spontan mitanpacken möchte aber niemand.
MEG entsorgt die Mülltüten
Jede der drei Gruppen ist mit 15 großen Tüten zu je 50 Litern ausgestattet. Die Säcke werden am Montag von der MEG entsorgt. „Ich informiere sie, wo sie den Müll abholen können“, erklärt Karin Piek.
Einmal im Jahr veranstaltet Greenpeace solche größeren Müll-Sammelaktionen. Im Alltag übernehmen das lediglich die drei ehrenamtlichen Landschaftswärter. „Vielleicht muss man heutzutage eine Challenge draus machen: Jeder nimmt drei Müllteile mit“, schmunzelt Rolf Schroers-Canzler.
Besonders schlimm ist es auf der Insel unter dem Wehr. Dort stehen ganze Flaschensammlungen herum. Manche Flaschen schwimmen sogar schon im Wasser. „Das wird beim Regen alles in die Ruhr geschwemmt“, weiß Rolf Schroers-Canzler. „Und am Ende landet es in den Meeren ..“