Mülheim. Als angebliche Ex-Mitglieder der AfD verteilte eine Künstlergruppe am Samstag in Mülheim Austrittsformulare für AfDler. Das schmeckte nicht jedem.

„Guten Tag, mein Name ist Bernd Höcker, darf ich mit Ihnen über Rechtsextremismus reden?“ Für maximale Verwirrung, ungläubiges Auflachen – und bei manchen auch Verärgerung – sorgt der Auftritt der Künstlergruppe „DfA“ am Samstagmittag auf dem Mülheimer Kurt-Schumacher-Platz bei Bürgern wie Politikern.

Nicht zu verwechseln übrigens mit der AfD, die dort mit stahlgerüstetem Stand ebenfalls um Aufmerksamkeit warb. Im seriösen Anzug, mit klassisch blauen Flyern und angeblich als Gruppe geläuterter AfD-Mitglieder, will „Deutschland für Alle“ nicht nur über die „vermeintliche Alternative“ und ihre „bürgerliche Fassade“ aufklären, wie „Bernd Höcker“, „Eva Blau“ und „Alex-Jonathan von Meese“ erklären. Sondern sie verteilt auch munter Flyer und Austrittsformulare an AfD-Mitglieder.

Mülheimer AfD-Vorsitzender: „Ungeheuerliche Verharmlosung“

„Ein Parteieintritt in die AfD stellt eine Sackgasse, aber keine Einbahnstraße dar. Wir regeln Ihren Parteiaustritt für Sie und heißen Sie herzlich willkommen zurück in der Humanität“, heißt es darin. Erwartungsgemäß stößt die Aktion auf nur wenig gute Laune bei den „Blauen“. Der Vorsitzende und Frontfigur der Mülheimer AfD, Alexander von Wrese, sieht in den Aktionen auf dem Kurt-Schumacher-Platz gar eine „ungeheuerliche Verharmlosung“ der Nationalsozialisten, weil „der politische Gegner“ ihn und seine Mitglieder als Nazis bezeichnet.

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Gleichzeitig zeigt sich von Wrese „überrascht, wie viel Aufmerksamkeit die AfD von Parteien und Initiativen“ bekomme. In dieser Hinsicht kann sich seine Partei an diesem Mittag sicher nicht beklagen: „Wir aus Mülheim“, die Linke und die Initiative „Aufstehen gegen Rassismus“ haben klare Botschaften gegen Rassismus und Rechtsextremismus an ihren Ständen ausgelegt. Gabi Rosinski (Die Partei) trägt ein Schild mit einem „Hinweis“ vor der Brust: „Nazis töten.“

Kommunalpolitiker haben Schwierigkeiten, die Gruppe einzuordnen

Der AfD-Vorsitzende von Wrese will darin gar eine „Aufforderung zur Straftat“ erkennen. Dass Nazis getötet haben und auch heute noch töten, sei natürlich richtig, räumt er ein – „wenn man das so versteht...“ Doch nicht nur die AfD hat Schwierigkeiten, die Aktion ihrer angeblichen Ex-Kameraden einzuordnen.

Auch Cevat Bicici, Spitzenkandidat von WIR, „steigt da nicht durch. Aber alles, was gegen Nazis und Rassismus geht, ist gut. ‘Deutschland für alle’ – das ist doch eine richtige Aussage“.

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Was man mit der DfA anfangen soll, ist das eine Partei oder Initiative? Marc Buchholz, OB-Kandidat der CDU, kann den Auftritt nicht einordnen. Die AfD aber müsse man „aushalten und sie politisch entzaubern“, fordert er. Es gehe nicht, dass eine Partei mit „menschenverachtenden Parolen argumentiert und falsche Informationen verbreitet“.

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Dokumentarfilmer: Aktionismus muss zu einem Programm gehören

„Wir haben ja schon eine Satire-Partei“, findet Andrea Mobini. Die Vorsitzende der Linken hält die Aktion jedoch für „nicht verkehrt“, besser aber wäre es aus ihrer Sicht, wenn die „DfA“ sich offen gegen die AfD stelle. „Vielleicht bin ich da aber auch zu klassisch.“

Ähnlich denkt auch Reinhard Schnell – Mülheimer Dokufilmer und Schauspieler, der mit dem verstorbenen Oberhausener Aktionskünstler Christoph Schlingensief zusammenarbeitete und befreundet war: „Aktionismus muss zu einem Programm gehören. Intellektuelle Spiele sind schön, aber sie müssen eine politische Wirkungskraft entfalten.“

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