Mülheim. Mülheimer Bürger konnten mit CDU-Kandidat Rauhut auf dessen privater Einfahrt diskutieren. Über eine Bahn nach Saarn, Gewerbe, Christuskirche.

Die Limo und das Wasser stehen kalt, der Sonnenschirm am Samstagmittag wie ‘ne Eins – CDU-Mann Siegfried Rauhut kann loslegen. Jetzt müssten nur noch die Bürger vorbeischauen auf seinem privaten Garagenhof am Nachbarsweg.

Corona zu Wahlkampfzeiten? Das erfordert eben ungewöhnliche Aktionen. Gut 36 Mülheimer haben die Chance genutzt, den Rats- und Wahlkreiskandidaten für Saarn von seiner persönlichen Seite kennenzulernen. „Saarn! Sonne! Sonst noch was?“ – ganz locker mit weißem Sonnenhut und hellem Hemd gibt sich Rauhut bewusst. Der persönliche Touch ist auch Teil einer vertrauensbildenden Maßnahme, denn auf diesem Gebiet haben Politik und Verwaltung in der Vergangenheit Federn gelassen. Rauhut und auch sein Parteikollege Werner Oesterwind räumen das ganz offen ein.

Bebauungspläne in Saarn beschäftigen die Mülheimer Bürger

Die Gründe reichen von ÖPNV bis VHS, vom Fulerumer Feld bis nach Selbeck. Einer liegt sogar nur einen Steinwurf von Rauhut entfernt: die geplante viereinhalbstöckige Neubebauung des Geländes der früheren Christuskirche am Schneisberg. „Es gibt einige Saarner, die mir sagen: ,Die uns vorgestellten Pläne haben wir anders in Erinnerung – zweieinhalb Stockwerke maximal’“, erzählt der CDU-Mann für den Wahlkreis Saarn Siedlung. „Der Charakter der Siedlung soll erhalten bleiben“, fürchtet Rauhut um die Folgen der massiven Bebauung. „Die Bezirksvertretung ist an der neuen Planung nicht beteiligt worden“, kritisiert Werner Oesterwind. In der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung 3 am Freitag, 14. August, soll das Bebauungsplanverfahren „Lindenhof - O36“ deshalb wieder aufs politische Tapet.

Dr. Siegfried Rauhut (CDU-Ratskandidat) und Marc Buchholz (CDU OB-Kandidat) diskutieren am Samstag mit Bürgern am Nachbarsweg.
Dr. Siegfried Rauhut (CDU-Ratskandidat) und Marc Buchholz (CDU OB-Kandidat) diskutieren am Samstag mit Bürgern am Nachbarsweg. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Was hat die Menschen noch an Rauhuts Hof getrieben? Die frisch gegründete Initiative „Natürlich Selbeck“ protestierte auch auf seinem Pflaster gegen eine mögliche Bebauung von 700.000 Quadratmetern Natur mit Gewerbe. Nichts davon sei entschieden, betonen Rauhut und Oesterwind. Den Auberg schließen beide als Gewerbeflächen aber aus.

Übersicht über die Gewerbeflächen gefordert

Doch hat die Politik mit ihrem Auftrag für einen neuen Gewerbeplan nicht selbst für Unmut gesorgt? „Wir wollen eine Übersicht von allen bestehenden und möglichen Gewerbeflächen. Die liegt bis heute nicht vor“, verteidigt Oesterwind und betont: „Wir wollen aber nur so viel bauen, wie es einen belastbaren Bedarf gibt.“

Kirche wurde 2015 entwidmet

Die ehemalige Christuskirche in Saarn wurde schon vor fünf Jahren entwidmet. Rings um die Kirche sollen bis zu vierstöckige Gebäude entstehen, plus ein Dachgeschoss.

43 Wohnungen sind geplant. Die Kirche steht unter Denkmalschutz. Sichtachsen von der Waldbleeke und vom Nachbarsweg aus sollen auf das Kirchen-Denkmal gegeben sein.

Drittes Vertrauensthema auf dem Autostellplatz war: die Bahn nach Saarn. Nicht nur Zweifel an der Umsetzbarkeit sondern auch am Bedarf haben Siegfried Rauhut und Werner Oesterwind. „Umweltfreundliche Technologien sind mit Wasserstoff und E-Batterien gerade im Aufbruch“, hält Rauhut es für falsch, Fakten zu schaffen mit einer millionenschweren Infrastruktur, die später teuer unterhalten werden muss.

Viel ist auf Rauhuts Hof diskutiert worden, zieht der Gastgeber am Ende eine positive Bilanz: 36 Gäste in drei Stunden – das ist manchmal mehr als am Info-Stand in der Fußgängerzone.