Mülheim. Mülheim: Pächter der Styrum/Speldorfer Ruhrauen ließ Gelände räumen. Hunderte hinterließen Müll. Vier Anzeigen für Grillen im Naturschutzgebiet.

Das heiße Wochenende hat die Mülheimer Ordnungskräfte zu relativ wenigen Einsätzen ausrücken lassen. Konsequenzen haben die Einsätze von Ordnungsamt und Polizei allerdings im Naturschutzgebiet der Styrum/Speldorfer Ruhrauen. Und das nicht nur für die vier Personen, die sich für das Grillen auf den staubtrockenen Wiesen eine Anzeige eingefangen haben.

Die Landwirtsfamilie, die die Wiesen gepachtet hat, ließ das Gelände am Wochenende mehrfach räumen, und wird das Betretungsverbot künftig konsequenter durchsetzen. Auch am Montag mussten wieder etliche Menschen vom Gelände verwiesen werden.

Die Ruhrwiesen unter der Brücke sind Naturschutzgebiet

Pächterin Ingrid Kamann und Landschaftswächter Hans-Peter Raddatz dokumentieren nach dem heißen Wochenende unter der A 40-Brücke in den Ruhrauen, wie viel Müll hinterlassen wurde.
Pächterin Ingrid Kamann und Landschaftswächter Hans-Peter Raddatz dokumentieren nach dem heißen Wochenende unter der A 40-Brücke in den Ruhrauen, wie viel Müll hinterlassen wurde. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die dort auch noch am Montag sichtbaren hinterlassenen Müllberge – die man auch an der Haltestelle der Raffelbergbrücke und an der Steinkampstraße sehen konnte – machten teils auf Facebook die Runde und vor allem Pächterin Iris Kamann sprachlos. Sie erinnert daran, dass die Ruhrwiesen unter der Brücke seit langem Naturschutzgebiet sind. Ihre Familie hat die Wiesen gepachtet für ihre Rinderzucht.

Immer wieder suchten zwar in der Vergangenheit Menschen Abkühlung in der Ruhr, was auf der Speldorfer Seite nie geduldet worden sei, betont sie. Aber auf der Styrumer Seite eben „personell nicht durchsetzbar“ war. Erlaubt war es nie. Bei einer Hand voll Badender vielleicht auch nicht das größte Problem. Aber am Wochenende seien Massen auf den Wiesen gewesen, 400 bis 500 Menschen, schätzt Iris Kamann. Das soll nun Konsequenzen haben: „Betreten verboten“-Schilder würden jetzt mehrfach aufgestellt, Zugänge zu dem teils umzäunten Gelände auf Styrumer Seite fest verschlossen. Einer vom Kamann-Hof kontrolliert die Wiesen jetzt mehrfach täglich.

44 Kontrollen des Ordnungsamtes am Wochenende

Das Mülheimer Ordnungsamt hat am Wochenende auch mehrere Personengruppen am Ruhrstrand aus dem Naturschutzgebiet gewiesen. Jugendliche am Bootssteg an der Mendener Straße bekamen Platzverweise, denn auch Bootsanleger sind nicht öffentlich.

Von den insgesamt 44 Kontrollen des Ordnungsamtes fanden 32 im öffentlichen Raum statt; neben den Styrumer Ruhrauen und dem Ruhrbadestrand waren das unter anderem der Campingplatz Entenfang, Witthausbusch, Kurt-Schumacher-Platz, die Ruhrpromenade, der Kardinal-Graf-Galen-Park, Schlosspark Styrum, Thyssenpark und die Müga.

Es gab zwar Beschwerden über die nachlässige Aufnahme von Kundenkontaktdaten, allerdings keine Beanstandungen bei den kontrollierten Gewerbebetrieben, so die Stadt.

Anders als erwartet waren aufgrund der Hitze einige Örtlichkeiten nahezu menschenleer, so dass die Stadt in ihrer Bilanz von einem „relativ unnormalen normalen Wochenende“ sprach.

Die Polizei war am Wochenende in den Styrum/Speldorfer Ruhrauen im Einsatz, ließ das Gelände zweimal räumen. Wie ein Polizeisprecher berichtet, seien es einmal rund 250, einmal etwa 30 Menschen rechts und links der Brücke gewesen, die „mit dem Megafon“ zum Aufbruch hätten aufgefordert werden müssen. „Beim Campen und Feuermachen blieb der Unrat zurück“, so Polizeisprecher Peter Elke. Immerhin: „Den Platzverweisen sind die Menschen sofort nachgekommen.“

Pächterin: Am Wochenende waren Hunderte auf den Wiesen

Das kann Iris Kamann so nicht bestätigen, die sich mit ihrem Team einige Frechheiten anhören musste, als sie von ihrem Hausrecht Gebrauch machte und jene wegschickte, die im Naturschutzgebiet Abkühlung suchten. „Auf der Speldorfer Seite ist es am Samstag richtig eskaliert“, sagt sie. Viele hätten am Kolkerhofweg geparkt, um durch die derzeit sehr flache Ruhr zu waten. „Es kamen immer mehr Menschen, die auf die andere Seite wollten“.

Das Tor im Zaun der Styrum/Speldorfer Ruhraue wird jetzt von dem Pächter, der Bauernfamilie Kamann, fest verschlossen und überall werden Verbotsschilder aufgestellt.
Das Tor im Zaun der Styrum/Speldorfer Ruhraue wird jetzt von dem Pächter, der Bauernfamilie Kamann, fest verschlossen und überall werden Verbotsschilder aufgestellt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die Wiesen, die den Kamann-Kühen als Nahrungsquelle dienen, sollen sich in dieser Woche erholen, die Kühe stehen derzeit woanders. „Wenn da aber dauernd jemand drüberläuft, wächst nichts mehr“, klagt Iris Kamann. Der ganze Unrat und die Massen an achtlos weggeworfenen Kronkorken könnten für die Weidetiere höchst gefährlich werden. Wenn auch nicht alle Menschen so gleichgültig waren, so Iris Kamann. Einige Freiwillige seien länger geblieben und hätten den Müll eingesammelt und mitgenommen.

Vor zwei Jahren fackelte ein Grill große Teile der Wiese ab

Gar kein Verständnis hat die Pächterin aber dafür, auf den trockenen Wiesen auch noch Feuer zu machen: „Vor zwei Jahren hatten wir dort einen großen Brand, nachdem auf der Wiese ein Grill umgefallen war“, erinnert sie sich. Ein Einsatz für die Feuerwehr, aber die Verursacher kamen unerkannt davon.

Am vergangenen Wochenende hat das Ordnungsamt vier Anzeigen geschrieben wegen verbotenen Grillens im Naturschutzgebiet. „Der Pächter hat dort das Eigentumsrecht“, betont Stadtsprecher Volker Wiebels. Eine einzige Ausnahme gibt es, dass das Zelten und Lagern in den Styrum/Speldorfer Ruhrauen erlaubt ist: Wenn das Ruhr Reggae Summer-Festival dort drei Tage lang stattfindet. Aber es ist bekannt, dass die Tausenden Teilnehmenden des Mülheimer Reggae-Festivals das Gelände stets sehr sauber verlassen.