Mülheim. Der Mülheimer AfD-Kandidat Tobias Laue war “Secretary“ bei den Bochumer Bandidos. Die AfD sieht kein Problem in seiner Vergangenheit.

Der Mülheimer AfD-Kandidat Tobias Laue war Mitglied des Rockerclubs Bandidos. Wie die Bochumer Polizei bestätigt, gehörte er dem Chapter „Bochum Centro“ an. Bilder auf der Internetseite eines Szene-Magazins zeigen Laue in der Kluft des Motorradclubs.

Aufnahmen zeigen Tobias Laue bei Bandidos-Veranstaltungen in Rockerkluft

Mittlerweile ist sein Gesicht auf den Fotos auf der Seite bikersnews.de unkenntlich gemacht, doch es existieren noch unverpixelte Aufnahmen im Internet, die Tobias Laue Arm in Arm mit anderen Rockern zeigen. „Mein Mandant ist schon lange nicht mehr Mitglied bei den Bandidos“, lässt Tobias Laue auf Anfrage über seinen Anwalt Ralf Höcker mitteilen. Wann Laue ausgetreten ist, konkretisiert Höcker in seinem Schreiben nicht. Zweifelsfrei lässt sich das Aufnahmedatum der Bilder nicht klären, sie stammen aber höchstwahrscheinlich aus den Jahren 2015 und 2017, geschossen auf Straßenfesten und Partys.

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Ob er selbst sein Gesicht auf den Bildern hat verpixeln lassen, beantworten Laue und sein Anwalt nicht. Auch der Huber Verlag, der hinter den Bikersnews steht, reagiert nicht auf Anfrage. Höcker teilt lediglich mit, dass sein Mandant seine Privatsphäre schütze.

Seit eineinhalb Jahren im Vorstand der Mülheimer AfD

Tobias Laue ist Schriftführer der Mülheimer AfD und gehört damit zum Vorstand. Für die Kommunalwahl steht er auf Listenplatz 5, für das Ruhrparlament, das dieses Jahr erstmals direkt von den Bürgern gewählt wird, tritt Laue auf Listenplatz 11 an. Wie sich seine Kandidatur vereinbaren lässt mit der ehemaligen Mitgliedschaft in einem Rockerclub, der von der Polizei beobachtet wird? Diese Frage lässt Tobias Laue, der auch Teil der Geschäftsführung des Mülheimer Sicherheitsunternehmens „Solutions 4 Security“ ist, unbeantwortet.

Dieses Bild stammt von einer Party der Bochumer Bandidos. Das Gesicht von Tobias Laue ist im Internet unkenntlich gemacht, wir haben das andere Gesicht gepixelt. Der Redaktion liegt das ungepixelte Bild vor.
Dieses Bild stammt von einer Party der Bochumer Bandidos. Das Gesicht von Tobias Laue ist im Internet unkenntlich gemacht, wir haben das andere Gesicht gepixelt. Der Redaktion liegt das ungepixelte Bild vor. © Screenshot/Quelle: bikersnews.de

Mülheims AfD-Kreisvorsitzender und Oberbürgermeisterkandidat Alexander von Wrese erklärt in einer schriftlichen Stellungnahme, dass „die Vormitgliedschaft unseres Parteifreundes Tobias Laue bei dem Motorradclub und die zeitgleiche Mitgliedschaft in der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union uns bekannt ist“. Laue habe in einem persönlichen Gespräch mit dem inneren Vorstand versichert, „dass beide Mitgliedschaften vor der Aufnahme in die AfD beendet wurden“. Laue sei nach eigenen Angaben „mehrere Jahre“ bei der Jungen Union aktiv gewesen.

Die Partei habe vor der Aufnahme ein polizeiliches Führungszeugnis von Tobias Laue eingeholt, das „erwartungsgemäß keinerlei Eintragungen enthielt“. Alexander von Wrese spricht Laue das Vertrauen aus: „Die ungefähr eineinhalbjährige Zusammenarbeit innerhalb des Vorstandes verlief stets konstruktiv.“

Tobias Laue nicht nur „Member“, sondern „Secretary“

Der Leiter der Bochumer Polizeipressestelle, Frank Lemanis, bestätigt unterdessen eine ehemalige Mitgliedschaft Laues bei den Bandidos, kann aber nichts darüber sagen, ob er immer noch Teil der Rockergruppe ist. Klar ist aber, dass er nicht nur „Member“, also einfaches Mitglied war, sondern „Secretary“, also der Verwaltung angehörte und damit relativ hoch in der Hierarchie positioniert war. Das lässt sich auf mehreren Bildern den Aufnähern seiner Weste entnehmen.

Darauf auch zu sehen: der Schriftzug „Expect no mercy“ (auf deutsch: „Erwarte keine Gnade“). „Jemand, der damit ausgezeichnet ist, hat den Club mit Haut und Haaren verteidigt“, sagt Lemanis. Zudem trägt Laue auf den Bildern das Abzeichen „1%“ – ein Symbol, mit dem Bandidos zeigen wollen, dass sie zu den Gesetzlosen gehören. Hintergrund des Abzeichens sind Biker-Ausschreitungen aus dem Jahr 1947 in den USA, nach denen die American Association erklärt hat, dass 99 Prozent der Motorradfahrer rechtschaffend sind.

Bochum ist reines Bandidos-, Mülheim reines Hells-Angels-Gebiet

Während sich die Bandidos aus Mülheim vor einigen Jahren zurückgezogen haben und hier nur noch die „Hells Angels“ vertreten sind, ist Bochum „ganz klar Bandidos-Gebiet“, sagt Frank Lemanis. Anders als in Duisburg oder Essen gebe es somit keine offenen ausgetragenen Konflikte, die in die Öffentlichkeit gelangen.

Gelegentlich fielen Bochumer Bandidos-Mitglieder bei Einsätzen in anderen Städten auf. „Wir sind hier nicht an der Nahtstelle“, sagt Lemanis. „Hier passiert vieles im Hintergrund.“