Mülheim. Die Kritik des Mülheimer Wohnungsbaus an der Baubehörde kontert Baudezernent Vermeulen mit scharfen Worten: Die Mühlenfeld-Zeit sei vorbei.

Nachdem Frank Esser als Vorstand des Mülheimer Wohnungsbaus abermals die städtische Baubehörde mit Kritik bedacht hat, schießt Baudezernent Peter Vermeulen zurück. Die Zeiten bevorzugter Behandlung des örtlichen Wohnungsbauunternehmens seien vorbei, so der Dezernent.

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Bei der Pressekonferenz zur Jahresbilanz der Wohnungsbaugenossenschaft hatte Esser angedeutet, dass Mülheims Baubehörde nicht wie andere Städte alle Hebel in Bewegung setze, um zügige Baustarts zu ermöglichen. Verzögerungen benannte Esser für die Wohnbaupläne auf dem Lindgens-Areal und an der Scheffelstraße im Dichterviertel. Esser kritisierte zudem, dass die Stadt der Genossenschaft für Projekte keine weiteren Grundstücke verkaufe. Stets setze die Stadt einseitig nur auf den höchsten Verkaufserlös. Die Nachhaltigkeit von Projekten spiele keine Rolle.

Mülheims Baudezernent: Die Kritik ist „völlig weltfremd“

„Ich kann das so nicht stehen lassen, die Kritik ist völlig überzogen“, reagierte Baudezernent Vermeulen tags darauf hörbar angefressen. Essers Darstellung sei „völlig weltfremd“, verwies Vermeulen etwa auf das Lob zuletzt vom Chef von Pitstop Deutschland, der den Mülheimer Genehmigungsbehörden ein exzellentes Zeugnis für die Begleitung der geplanten Ansiedlung am Flughafen attestiert hatte.

Vermeulen meint, den Grund für Essers Verärgerung zu kennen. Sie liege wohl begründet im Abschied von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld vor einigen Jahren. „Seit Frau Mühlenfeld weg ist, behandeln wir Herrn Esser und den MWB nicht mehr bevorzugt“, ätzte der Dezernent.

Vermeulen: „Früher wurden solche Dinge übersehen, heute nicht mehr“

Und setzte noch einen drauf: Dass die Bauprojekte des MWB nicht schneller vorankommen, habe die Genossenschaft selbst zu verantworten. Für die Scheffelstraße habe sie selbst Änderungen zum Bauantrag eingereicht, auch bei der Lindgens-Bebauung könne sie schneller unterwegs sein. Die Verfahren zum Denkmalschutz für Kesselhaus und Schornstein habe nicht sein Dezernat zu verantworten, so Vermeulen. Die Verantwortung liege bei der Oberen Denkmalbehörde.

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Dass andere Bauvorhabenträger schneller vorankämen, liege vielleicht auch darin begründet, dass der MWB in zahlreichen Baugenehmigungsverfahren „schlampig gearbeitet“ habe, etwa beim Stadtquartier, wo lange Zeit die gastronomischen Mieter nicht einziehen konnten. „Früher wurden solche Dinge übersehen, heute nicht mehr“, will Vermeulen die Mitarbeiter seines Hauses vor der MWB-Kritik geschützt wissen.

Schon vor Jahren waren MWB-Vorstand Esser und Baudezernent Vermeulen öffentlich aneinandergeraten. Damals hatte der MWB wegen der Lindgens-Planungen sogar eine Untätigkeitsklage gegen die Stadt angestrengt, diese aber letztlich wieder zurückgenommen.