Mülheim. MWB-Vorstand Frank Esser ermahnt die Stadt wegen falscher Flächenvergabepolitik. Sie sollte Firmen vor Ort stärken. Corona verzögert Bauprojekte.

Die Coronapandemie hat auch bei der Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB) ihre Spuren hinterlassen. In Folge der Beschränkungen verzögern sich Neubauten. Die Mietrückstände sind um ein Drittel gestiegen. „Trotzdem ist unsere Genossenschaft wirtschaftlich sehr gesund“, sagt der Vorstandsvorsitzende Frank Esser beim Vorstellen der Jahresbilanz.

„Wir wollen für unsere Mieter weiterhin ein stabiler und verlässlicher Partner sein. Daher werden wir die Sanierung unserer Gebäude weiter auf hohem Maß vorantreiben.“ Als Neubauprojekt steht der Baustart für rund 45 Wohnungen an der Scheffelstraße an. Aber der Rat muss noch den geänderten Bebauungsplan absegnen. In anderen Städten ist die Genossenschaft mit ihren Bautätigkeiten dagegen erfolgreicher.

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Beispiel Gladbeck: Dort wird der MWB ein 5700 Quadratmeter großes Grundstück mit einer leerstehenden Grundschule kaufen. „Es wird ein Wohnprojekt nach dem Muster an der Kurt-Gieß-Straße/Fünter Weg entstehen“, beschreibt Jürgen Steinmetz, stellvertretender MWB-Vorstand. Ein alternativer Wohnverein sei dafür an die MWB herangetreten.

Gladbeck setzt alle Hebel im Bewegung

„Wir haben die Erfahrungen mit solchen Wohnprojekten. Mit der Gladbecker Stadtverwaltung konnten wir sehr zielführend verhandeln. Wir können bald mit der konkreten Planung beginnen. Im Gladbecker Rathaus setzt man alle Hebel in Bewegung, um einen zügigen Baustart zu ermöglichen“, lobt Frank Esser mit einem erneuten Hieb auf Mülheims Bau- und Stadtplaner.

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An der Scheffelstraße hänge alles davon ab, „wann die Änderung des Bebauungsplanes beschlossene Sache ist“, sagt der MWB-Vorstand. Starten könne die MWB dort zügig, ergänzt Jürgen Steinmetz. Geplant sind auf dem Brachland Kettenhäuser, die verkauf werden sollen, acht Wohnungen für den Verein „Raumteiler“ sowie Seniorenwohnungen.

Weiter Stillstand auf dem Lindgens-Gelände

Am Kuhlendahl will die Genossenschaft ebenfalls schnell anfangen. Dort will sie 30 barrierefreie Wohnungen mit Betreuungsangebot für Senioren bauen. Dagegen kann der MWB-Vorstand zum ehemaligen Lindgens-Gelände kaum Neues sagen. Mit der Sparkasse hat die MWB das Areal gekauft. Denkmalschutz und andere Probleme bringen Verzögerungen mit sich. „Die städtebauliche Bedeutung des Gebietes ist sehr groß. Wir haben als örtlicher Partner großes Augenmerk auf die Entwicklung“, erklärt Jürgen Steinmetz den aktuellen Stillstand.

Die Coronakrise schaffe Unsicherheiten. Die Auswirkungen spüre die Immobilienwirtschaft erst im nächsten Jahr, meint Frank Esser. „Darüber hinaus können wir schlicht nicht planen, weil wir nicht wissen, ob man uns weitere Grundstücke verkaufen wird. In der Regel vergibt die Stadt auch jetzt noch an diejenigen, die die höchste Summe bieten.“

Nachhaltige Konzepte sind oft unerheblich

Ob die Konzepte der MWB nachhaltiger seien, „ob wir seit mehr als 120 Jahren vor Ort tätig sind oder bei anderen Projekten gezeigt haben, was wir können, ist dabei unerheblich“, mahnt Frank Esser Mülheims Rat und Verwaltung gleichermaßen. So gingen immer wieder Grundstücke an ortsfremde Bauträger. Die Stärkung der eigenen Kommune sollte im Vordergrund stehen.