Mülheim. Bei einem Auktionshaus im Ruhrgebiet kommen Immobilien jetzt unter den Hammer. Ein Mülheimer Makler ist mit von der Partie. Wem das nützt.

Unternehmer aus der heimischen Immobilienwirtschaft haben sich zusammengeschlossen und unter dem Dach der Grundstücksbörse Ruhr ein Auktionshaus für Immobilien gegründet. Die Neugründung ist auch als Reaktion auf den Nachfrage-Überhang am Markt zu sehen. Klar ist: Wo es Gewinner gibt, wird es auch Menschen geben, die mehr zahlen.

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Die Niedrigstzinsen der vergangenen Jahre haben die Nachfrage, damit aber auch die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen ohnehin in die Höhe schießen lassen. Nun verspricht das neue Auktionshaus Immobilienverkäufern noch höhere Verkaufserlöse. Der Mülheimer Immobilienmakler Jens Hendrik Zerres zählt zu den Mitbegründern des neuen Auktionshauses, das am 4. September eine erste Auktion abhalten will.

Sechs Unternehmen aus dem Ruhrgebiet sind Gesellschafter des Auktionshauses

Im Auktionshaus Grundstücksbörse Rhein-Ruhr haben sich als Gesellschafter neben Maklern wie Zerres auch Projektentwickler, Verwalter, Architekten und Sachverständige aus sechs Unternehmen der Metropole Ruhr versammelt. Den Vorstand bilden Dirk Langensiepen vom Grundbesitzverwaltungs- und Ingenieurbüro Langensiepen & Läken (Essen) und Gordon Brandt, geschäftsführender Gesellschafter der Großmann Immobilien-Consult GmbH (Essen), die auch Erfahrungen im Bauträgergeschäft hat. Der Aufsichtsratsvorsitzende kommt aus dem selben Unternehmen: Inhaber Klaus-Peter Grossmann.

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Der Mülheimer Zerres fungiert als Prokurist. Er sagt zum Nachfrageüberhang auf dem Immobilienmarkt: „Es ist durch Corona nicht entspannter geworden.“ Immer noch sei die Nachfrage enorm, das Angebot komme nicht mit. Die Folge: steigende Preise. Zerres weiß: „Für einige Interessenten sind die Preise derzeit zu hoch.“ Gerade für den Erwerb von barrierefreien Eigentumswohnungen reichten die Budgets oftmals nicht. Barrierefreie Wohnungen für das Alter blieben auch in Mülheim Mangelware. Entsprechende Wohnungen im Neubau könnten sich viele nicht leisten.

Unternehmer glauben, eine Marktnische zu besetzen

Immobilienverkäufern macht das neue Auktionshaus derweil das schmackhafte Angebot einer Versteigerung. Immobilien-Auktionen fernab von Zwangsversteigerungen sind laut Zerres noch nicht so sehr verbreitet. Schwerpunkt der Aktivitäten sei Berlin, in Köln gebe es so etwas auch schon, vereinzelt auch in Norddeutschland.

Informationen zur Immobilien-Auktion

Das Auktionshaus präsentiert sich im Netz unter auktionshaus-grundstuecksboerse.de. Dort finden sich Informationen sowohl für Verkäufer als auch für potenzielle Bieter, etwa die Versteigerungsbedingungen und Muster-Kaufverträge, aber auch Hinweise zum Geldwäschegesetz.

„Es gibt kein Handeln mit Phantomen“, sagt Mitgesellschafter Zerres. Jeder Bieter werde „vollständig registriert“, dazu zähle auch eine Bonitätsprüfung. Nach einer Auktion werde der Verkauf direkt am gleichen Tag notariell beurkundet. Ein Notar begleitet auch die komplette Auktion. Sein Protokoll wird Bestandteil des Kaufvertrags.

Zerres hat sich nun eigens als Auktionator fortbilden und beim Gewerbeamt registrieren lassen, um in die Marktnische vorzustoßen. Immobilienverkäufer hätten bei der Auktion die Sicherheit, dass ihr Haus oder ihre Wohnung nur zu einem vorab festgelegten Mindestgebot unter den Hammer gehe, so Zerres. Gleichzeitig kenne der Verkaufserlös „nach oben aber keine Grenze“ – mit dem Vorteil, dass die Versteigerung es für Verkäufer überflüssig macht zu handeln, was viele Menschen ohnehin ungern tun. Das Auktionshaus selbst führt die Auktion durch.

„Man findet bei Auktionen genau den Marktpreis“

Ein Auktionsformat kommt Verkäufern ebenso entgegen wie den Maklern, die über den Courtage-Satz mehr verdienen, wenn bei der Versteigerung der Preis nach oben geht. „Ich bin davon überzeugt, dass viele Bieter bei den Auktionen ihr selbst gestecktes Limit überschreiten werden“, sagt Zerres. Für Käufer wird es in der Tendenz wohl kostspieliger, sich im Kreis der Kaufinteressenten zu behaupten. Zerres interpretiert dies etwas anders: Bieter würden ja nicht zuschlagen, wenn der Preis ihnen zu hoch erscheine. „Man findet bei Auktionen genau den Marktpreis“, so der Mülheimer Makler.

15 bis 20 Objekte will das Auktionshaus am 4. September in eine erste Versteigerung bringen, für die laut Zerres ein Saal in der Funkemedien-Zentrale in Essen angemietet worden ist. Dann können Bieter vor Ort mitsteigern, sie können sich vorab aber auch registrieren lassen und per Telefon in die Auktion eingreifen. Ein Livestream (in Echtzeit) zur Auktion ist ebenfalls in Vorbereitung.

Alles kann versteigert werden: Von der Grünparzelle bis zur Fabrik

Man wolle bundesweit tätig werden, so Zerres, und das gesamte Paket an Angeboten schnüren: Von der Grünparzelle oder den Stellplatz in einer Tiefgarage. über Eigentumswohnungen, Ein- oder Mehrfamilienhäuser bis hin zur Gewerbeobjekten – all dies soll in den Auktionen Platz finden. Wenn der Hammer dann fällt, ist das Geschäft gemacht.