Mülheim.. Jens Hendrik Zerres von der Grundstücksbörse Ruhr weitere mahnt Investitionen in Mülheims Innenstadt an. Gewerbeflächen-Not sei auch eklatant.
Die fleißig von Stadtspitze, Wirtschaftsförderung und Teilen der Politik heraufbeschworene Kehrtwende in der Innenstadt-Entwicklung mag der stellvertretende Vorsitzende des Vereins Grundstücksbörse Ruhr, Jens Hendrik Zerres, noch nicht feststellen. Der City fehle trotz aktueller Investitionen noch die Zugkraft für hochwertige Neuansiedlungen, sagt er. Seine Makler-Vereinigung präsentierte unter der Marke Immopromeo jetzt ihren Gewerbemietspiegel für 2018 – und sieht auch Mülheims Gewerbepolitik unter Zugzwang.
In geschrumpfter 1a-Lage der Innenstadt rund ums Forum können Ladenlokal-Inhaber mittlerweile kaum noch mehr Spitzenmiete einstreichen als Eigentümer an der Düsseldorfer Straße in Saarn. Für kleine Ladenlokale sind sowohl in der City als auch in Saarn bis zu 30 Euro pro Quadratmeter zu erzielen, bei großen Lokalen ab 100 Quadratmeter sind es beiderorts 15 Euro, wobei in Saarn die Spannen jedoch weiter nach unten reichen. Fest steht: In Saarn lässt sich mit der Vermietung von Ladenlokalen in jedem Fall schon mehr verdienen als in B-Lagen der City (Kohlenkamp, Löhberg, Leineweberstraße).
Umsatzabhängige Miete im Gespräch
„Die Nachfrage nach Ladenlokalen ist weiterhin sehr schleppend“, stellt der Marktbericht von Immopromeo aktuell fest. „Es ist leichter, Hochwertiges wie Boutiquen in guten Vorortlagen anzusiedeln“, sagt Zerres. „So etwas würde sich unseres Erachtens derzeit noch nicht in der Innenstadt ansiedeln.“
Ausdrücklich begrüßt Zerres die jüngste Initiative von Werbegemeinschaft, Wirtschaftsförderung sowie Haus & Grund, die versuchen wollen, Vermieter dazu zu bewegen, sich etwa über eine umsatzabhängige Miete für die Ansiedlung kreativer Händler zu öffnen, damit diese sich ins Wagnis trauen. „Ein guter Ansatz“, sagt Zerres, der nicht versäumt, Eigentümer zu Investitionen zu ermuntern, „wenn noch Kapital da ist“. Sie müssten schon in Vorleistung gehen, um bei der Vielzahl von Leerständen bessere Aussichten auf eine Nachvermietung zu haben. Von der Eröffnung des Stadtquartiers Schloßstraße 2019 verspricht sich Zerres mehr Frequenz auf der Achse zum Forum, aktuell sei aber noch keine Bewegung am Markt erkennbar. „Wir brauchen noch ein bisschen Geduld“, sagt er auch zur jüngsten Diskussion um die Ästhetik des neuen Stadtquartiers.
Neuansiedlungen gelingen kaum
Eine andere Großbaustelle aus Sicht des Maklerverbunds: das mangelnde Angebot an verfügbaren Gewerbe- und Industrieflächen. Stadt und Politik müssten der vehementen Forderung nach – mit Blick aufs Grün durchaus maßvoller – Ausweisung weiterer Flächen dringend nachkommen, sagen die Marktexperten. „Expansionswillige Firmen können derzeit nur mit Glück innerhalb der Stadtgrenzen gehalten werden. Neuansiedlungen gelingen kaum.“
Neben Grundstücken seien auch Gewerbehallen mit bis zu 800 Quadratmetern weiter gut nachgefragt, heißt es. Auch hier sei das Angebot begrenzt, insbesondere kleine Hallen fehlten. Es sei in Mülheim notwendig, so die Makler, den Trend der Wohnungswirtschaft aufzugreifen und nicht mehr zeitgemäße Altbauhallen, etwa am Hafen, abzureißen und neu zu bauen. Die alten Hallen stünden lange leer, brächten wenig Miete ein – dass sich die Erneuerung so schwerfällig zeige, sagt Zerres, sei schade, „weil wir eine sehr gute Nachfrage haben“.
>>>INFO: DATEN AUS DEM IMMOBILIENSPIEGEL FÜR GEWERBE
Ladenlokale: In der Innenstadt schwanken die Mietpreise zwischen 5 Euro/m2 für große Einheiten in B-Lage bis 30 Euro für kleine in A-Lage. In Saarn reichen die Preise von 8 bis 30 Euro, in Heißen von 5 bis 18 Euro.
Büros/Gewerbe: Die Büro-Nachfrage ist nahezu konstant, konzentriert sich aber auf Flächen bis maximal 500 Quadratmeter. Preise je nach Lage: 4 bis 9 Euro/m2. Je nach Ausstattung variieren die Quadratmeterpreise bei Gewerbehallen zwischen 2,50 und 5 Euro.
Wohnen: Der Markt sei weiter „auf hohem Niveau“, heißt es. Barrierefreie Mietwohnungen seien Mangelware. Einstiegspreise für Einfamilienhäuser: 250 000 bis 360 000 Euro.