Mülheim. . Besucher der Messe erzählen, wie schwierig es für sie war oder ist, sich den Traum vom Haus zu erfüllen. Es fehlen Bauplätze, vieles ist teuer.

Mehr als 40 Aussteller aus der Handwerks- und Baubranche präsentierten sich an diesem Wochenende in der Stadthalle bei den vierten Mülheimer Bautagen. Ob Badgestaltung, Markisen, Alarmanlagen oder Wärmedämmung: Die Besucher fanden ausreichend Gelegenheit, sich über Verbesserungen an und in ihrem Haus zu informieren. Neben Hausbesitzern kamen auch die zur Ausstellung, für die der Traum von einem eigenen Haus sich noch verwirklichen soll. Die den Wunsch haben, in Mülheim zu bauen – dabei jedoch mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben.

Beklagt werden vor allem die hohen Preise: „Ein Reihenhaus kostet hier mindestens 450.000 bis 500.000 Euro, dazu kommen noch Grunderwerbssteuer und Notarkosten“, beschreibt Pierre Ungemach seine bisherigen Erfahrungen auf dem Immobilienmarkt. Er möchte gerne aus seinem jetzigen Wohnort Essen-Borbeck wegziehen, näher zu seiner Praxis für Ergotherapie und Logopädie, die er zusammen mit seiner Frau Jana in Winkhausen führt.

Verursacht seien teure Preise durch die Politik der Stadt

Verursacht seien die teuren Preise durch die Politik der Stadt: „In Mülheim werden die Grundstücke an große Unternehmen versteigert und so für die Interessenten verteuert.“ Dass es anders gehe, zeige ein Blick in die Nachbarstadt Oberhausen: „Dort werden Grundstücke von der Stadt direkt verkauft und somit die Preise niedrig gehalten“, hat Pierre Ungemach festgestellt.

Fünf Jahre hat Andree Czerwinski gesucht, bevor er fündig geworden ist.
Fünf Jahre hat Andree Czerwinski gesucht, bevor er fündig geworden ist.

Fünf Jahre hat Andree Czerwinski gesucht, bevor er fündig geworden ist. „Bislang wohne ich mit meiner Frau und unserem Kind in einer Mietwohnung in Nähe des Wasserbahnhofs“, schildert er. Demnächst wird es dort zu eng werden – ein zweites Kind ist unterwegs.

„In Mülheim gibt es zu wenig Flächen für Neubauten“

Das neue Domizil ist im Bau und befindet sich auf dem ehemaligen Agiplan-Gelände. „Ein Problem bei der Suche war der abgegraste Markt und die hohen Preise“, berichtet Czerwinski. Und weiter: „In Mülheim gibt es zu wenig Flächen für Neubauten, das schlägt sich im Markt natürlich nieder. Wir haben es da mit einem Marktungleichgewicht zu tun.“

Ins gleiche Horn bläst Pierre Ungemach: „Die Schwierigkeiten in Mülheim liegen im geringen Bauplatz.“ Verantwortung trage dafür nicht allein die Stadt. „Immer gibt es eine kleine Bürgerbewegung gegen Bauprojekte“, hat er beobachtet. Freiflächen würden genügend vorhanden sein. „Es gibt so viele Lücken, die nicht genutzt werden, weil die Stadt nichts macht“, so Pierre Ungemach. Und weist hin auf die Feststellung des Regionalverbands Ruhr bezüglich der fehlenden Bedarfsdeckung im Wohnungsbaubereich.

Zum Glück gibt es eine Fläche im Familienbesitz

Für Patrick und Nicole Raffelberg lief das Auffinden eines Grundstücks entspannter ab: „Wir hatten einen Glückstreffer, denn die Fläche befindet sich in Familienbesitz.“ Im Augenblick werde von der Stadt geprüft, inwieweit das angedachte Haus in den Bebauungsplan passe. „Die Grundstücke auf dem freien Markt wären zu teuer für uns“, glaubt Patrick Raffelberg. „Es ist ja auch nicht viel da, wie wir beim Katasteramt feststellen konnten“, fügt er hinzu.

Nicole und Patrick Raffelberg mit Tamina bei den Mülheimer Bautagen.
Nicole und Patrick Raffelberg mit Tamina bei den Mülheimer Bautagen.

Falls die Prüfung negativ ausfalle, sei es keine Option, selber zu bauen, sagt das Ehepaar. „Das würde unsere Mittel übersteigen, auch wenn der Hausbau sicherlich günstiger wäre als der Kauf eines Grundstücks“, vermutet Nicole Raffelberg. Dann schon lieber ein Haus gebraucht erwerben: „Da würden wir uns für ein älteres Gebäude mit dem gewissem Charme entscheiden.“

Gegenwärtig leben die Raffelbergs mit ihren beiden Kindern in Bergisch-Gladbach. Patrick stammt aus Mülheim. „Der Arbeit wegen sind wir damals weggezogen“, erklärt Nicole. Jetzt benötigen sie mehr Raum für die Familie. Und auch, „dass die Mieten immer teurer werden“, ist für die beiden ein Grund für den Wunsch nach einem eigenen Haus.

>> MEDL IST PARTNER DES VERANSTALTERS

Die Erstauflage der Mülheimer Bautage erfolgte 2016. Seitdem werden sie jährlich in der Stadthalle durchgeführt.

Veranstalter ist die Blickfang Ereignisse GmbH aus Köln, die die Messe auch in Bergisch Gladbach und Bonn ausrichtet.

Als Partner und größter Sponsor fungiert in Mülheim seit 2016 das Energieunternehmen Medl.

Informationen zum Häuserbau und Grundstückserwerb gibt es online bei der Stadt unter: www.muelheim-ruhr.de/cms/service_bauen.html.