Saarn. . Beim Gottesdienst zur Entwidmung der Christuskirche kamen viele Emotionen hoch. Die Zukunft des Gebäudes ist ungewiss, es steht unter Denkmalschutz.
Dieser letzte Gang fiel nicht nur Pfarrerin Verena Jantzen und Ehemann Pfarrer Thomas Jantzen schwer. Viele Gemeindemitglieder der Christuskirche an der Waldbleeke in Saarn konnten am Sonntag beim Verlassen des letzten Gottesdienstes ihre Tränen nicht zurückhalten. „Der Gottesdienst war zwischendurch total schön, dann aber auch schrecklich“, sagt Karin Löwenberg. „Besonders als die Pfarrer die Gegenstände vom Altar genommen und hinausgetragen haben – das war für mich total absurd.“ Selbst Pfarrer Jantzen kam bei seinen Predigten immer wieder ins Stocken, konnte nicht weiter sprechen, weil ihm die Tränen kamen.
Lange war die Kirche am Lindenhof nicht mehr so gefüllt, wie an diesem Tag. Der Gottesdienst zur Entwidmung vereinte die Gemeinde ein letztes Mal. Um dem Tag dennoch etwas Positives zu geben, wurde anschließend noch mal richtig gefeiert. Dieses Abschiedsfest war für die Gemeindeglieder wichtig, um einen Abschluss zu finden. „Wir fühlen uns, wie nach einer Beerdigung und sehen das Fest als eine Art Leichenschmaus“, so eine Besucherin. „Aber, wie es ja auch nach Beerdigungen ist, wird hier nicht nur geweint – es darf auch gelacht werden.“
In Erinnerungen schwelgen
Eines stand bei der Abschiedsfeier im Mittelpunkt: in Erinnerungen zu schwelgen. Viele der Gemeindemitglieder haben nicht nur ihre eigene Kindheit in der Christuskirche verbracht, auch Kinder und Enkelkinder sind mit der Kirche an der Waldbleeke aufgewachsen. „Es hängen so viele Erinnerungen an dieser Kirche. Von der Taufe meiner Kinder über die Kindergartenzeit bis hin zu den Konfirmationen“, sagt Presbyter Jürgen Krappe. „Die Feste und die schöne Zeit, die wir hier verbracht haben, das wird uns allen fehlen.“ Ursprünglich hatte die Gemeinde bereits einen Investor gefunden, der das Areal um die Kirche neu bebauen wollte. Das hätte einen Abriss der Kirche bedeutet. Durch das nun angestoßene Denkmalschutzverfahren muss die Gemeinde die Kirche erhalten und erneut Planungen aufnehmen. „Solange, bis das Gelände verkauft wird, kümmern wir uns natürlich weiter darum“, sagt Pfarrer Thomas Jantzen. „Aber es gibt weitere Interessenten, mit denen wir jetzt das Gespräch aufnehmen werden.“
Auch für ihn und seine Frau geht nun eine Episode zu Ende. Verena und Thomas Jantzen treten demnächst eine neue Pfarrerstelle in Schottland an. „Das hat mit der Schließung aber nichts zu tun“, so Jantzen. „Das war auch vorher schon geplant.“ Trotzdem fällt dem Ehepaar, das lange mit den gemeinsamen Kindern im Pfarrhaus gelebt hat, der Abschied schwer.
Aber Jantzen ist sich sicher: „Eine Episode ist zwar zu Ende gegangen, aber vieles wird in der Gemeinde bleiben.“ Denn, so Thomas Jantzen, es sei ganz viel an die Menschen der Gemeinde gebunden und nicht an ein Gebäude.