Mülheim. Fantasie ist gefragt: Ein Investor baut das ehemalige Hotel Noy in Mülheim zum Designhotel um. Auch ein neuer Betreiber ist offenbar gefunden.

Nachdem bekannt ist, dass Familie Noy ihr Hotel in der Mülheimer City verkauft hat, stellen sich viele Fragen. Doch nur einen kleinen Teil davon kann und möchte der neue Investor schon beantworten.

Das Unternehmen 1980 Real Estate mit Sitz in Bremen hat das Hotel an der unteren Schloßstraße erworben. Am 9. Juni wurde es offiziell übergeben. Auf der firmeneigenen Website präsentiert sich der Investor als Spezialist für die „Vermittlung und Vermarktung von Anlageobjekten sowie Gewerbehandelsflächen“. Man sei als „Makler mit eigenem Portemonnaie“ unterwegs, vorwiegend im norddeutschen Raum, „immer auf der Suche nach vielversprechenden Objekten und Vorhaben“.

Immobilie auf der Schloßstraße wird komplett entkernt

Als solches wird offenbar das Mülheimer Hotel Noy betrachtet - zuvor 108 Jahre lang in Hand der Familie, seit 1957 am heutigen Standort und augenscheinlich renovierungsbedürftig. Wie ein Sprecher von 1980 Real Estate auf Anfrage dieser Redaktion mitteilte, soll die Immobilie komplett entkernt und „zu einem Designhotel umgestaltet werden“. Auf jeden Fall solle der Standort erhalten bleiben. „Wir sehen hier durchaus Perspektiven, aber das Haus wird völlig anders. Dort ist ja lange nichts gemacht worden.“

Ein Designhotel also. Wie dies genau aussehen soll, lässt der Investor offen. Konkrete Entwürfe gebe es noch nicht. „Wichtig ist aber, dass sich das Haus auch nach der Veränderung gut ins Stadtbild integriert“, so der Sprecher. Der Investor hat unter anderem bereits Objekte in Düsseldorf und Köln, aber das Mülheimer Designhotel werde sich nicht an bestehenden Modellen orientieren, so der Sprecher. „Es wird individuell ausgerichtet sein.“

Betreiber des neuen Hotels steht fest, wird aber noch nicht genannt

Spätestens am 1. Juli 2021 soll die Neueröffnung erfolgen. Der künftige Betreiber stehe auch schon fest, soll aber nicht bekannt gegeben werden. Er wird auch mit einer komplett neuen Belegschaft starten. Alle früheren Mitarbeiter habe die Familie Noy aufgrund der Betriebsaufgabe entlassen, berichtet der Sprecher des neuen Eigentümers. Denkbar, dass der eine oder die andere sich in einem Jahr wieder bewirbt.

Familie Noy hat von sich aus die Öffentlichkeit in einer Pressemitteilung über den Verkauf informiert. Schon zum Jahreswechsel, sprich: vor der Corona-Pandemie, habe man sich dazu entschieden. Senior Karlheinz Noy (75) hatte in der Mitteilung ausdrücklich sein „wunderbares Team von Mitarbeitern“ erwähnt, „die uns zum Teil über Jahrzehnte begleitet haben“. Für weitere Rückfragen dieser Redaktion war die Familie bislang nicht erreichbar.

Weihnachtsmann schwebte vom Dach

Lange Zeit war Hotel Noy auch Schauplatz einer traditionellen Adventsaktion: Über eine Drehleiter der Feuerwehr schwebte dort alljährlich der Weihnachtsmann vom Dach und brachte Geschenke für die Kinder mit.

Die gemeinsame Aktion der Mülheimer Hilfsorganisationen und der MST wurde später zum Medienhaus verlegt.

Zu sehen, dass der Schriftzug „Noy“ von der Fassade des Hauses verschwunden ist, zu hören, dass das Haus verkauft wurde, schmerzt manche Mülheimer, die schon länger hier in der Stadt leben. So sagt Renate Sommer, langjährige Kulturpolitikerin, die in der Innenstadt wohnt: „Ich muss sagen, dass mich die Nachricht ziemlich geschockt hat. Noy war eine Institution, Noy gab es eigentlich schon immer. Nun ist wieder etwas weg, was zu Mülheim gehörte.

Das leerstehende Ladenlokal im Erdgeschoss des Hotelgebäudes ist zuletzt eine Anlaufstelle für kulturinteressierte Mülheimer geworden: Während das Kunstmuseum in der Alten Post umgebaut wird, ist hier das „Museum Temporär“ mit wechselnden Ausstellungen eingerichtet.

Handelshof ist jetzt das älteste Hotel in Mülheim

Nach der Schließung des Hotel Noy ist jetzt der Handelshof das älteste Hotel in Mülheim, ebenfalls als Familienbetrieb geführt. Das Haus an der Friedrichstraße, 1904 errichtet, diente zunächst als evangelisches Vereins- und Gästehaus, ehe es 1930 zum Hotel umfunktioniert wurde. Seit fast genau 86 Jahren hält dort Familie Hesse die Stellung, inzwischen in dritter Generation. Sie kämpft. „Im Moment ist die Corona-Krise natürlich ein ganz großes Übel“, sagt Inhaber Martin Hesse.

Dass das Hotel Noy verkauft wurde, habe er erst aus der Presse erfahren, so Hesse. Generell hält er Mülheim für einen „sehr schwierigen Standort. Durch die Neuansiedlungen der letzten Jahre ist es nicht besser geworden.“ Die Perspektive, dass in der Innenstadt bald ein Designhotel seine Pforten öffnet, schreckt den Handelshof-Inhaber nicht. „Ob Noy oder ein anderer Name dran steht, ist unerheblich.“ An ihn selber sei bislang aber noch kein Investor mit einem Kaufangebot herangetreten.