Mülheim. In den Nachkriegsjahren entwickelte sich der Kaufhof zum Konsumtempel der Stadt. Doch Shoppingcenter waren letztlich eine zu große Konkurrenz.

Unter dem Namen "Tietz" fing im Jahr 1928 alles an: Die Kaufhaus-Kette der Leonhard-Tietz AG war eines der ältesten deutschen Warenhaus-Unternehmen und wurde erst in den Jahren des Nationalsozialismus in "Kaufhof" umbenannt. "Das erste Tietz-Kaufhaus wurde in Mülheim 1928 an der Wallstraße, Ecke Löhberg eröffnet", weiß Stadtarchivar Jens Roepstorff, der die Geschichte des Kaufhofs im aktuellen Mülheimer Jahrbuch zusammengefasst hat. Bereits zuvor hatte es an dieser Stelle das Kaufhaus "Hammonia" gegeben.

"Die Mülheimer staunten über das neue Prunkstück ihrer Stadt, über die Rolltreppen über fünf Etagen hinweg und die Delikatessen aus aller Welt, die man in der Lebensmittelabteilung bewundern konnte", so Roepstorff. Das Warenhaus hatte eine Verkaufsfläche von rund 10.000 Quadratmetern, auf fünf Geschossen arbeiteten damals 300 Mitarbeiter. Es wurde so gut angenommen, dass bereits ein Jahr darauf ausgebaut wurde.

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Das Unternehmen wurde von den Nazis "arisiert"

Im Juli 1933 wurde das Unternehmen Tietz dann in Westdeutsche Kaufhof AG, kurz Kaufhof, umbenannt. Die jüdische Familie Tietz wurde 1936 enteignet, das Unternehmen "arisiert" und die Firmenleitung ausgetauscht. Die ehemaligen Inhaber mussten emigrieren.

Bei einem großen Bombenangriff im Jahr 1943 wurde das Kaufhaus an der Wallstraße schließlich so stark zerstört, dass der Verkauf ausgelagert werden musste - in zwei behelfsmäßige Notverkaufsstätten an der Schloßstraße. Erst nach dem Krieg, am 30. November 1948, wurde der Kaufhof an der unteren Schloßstraße (im heutigen Hotel Noy) wiedereröffnet.

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Die Umsätze wuchsen in den Nachkriegsjahren stetig

In diesem Ladenlokal gab es auf 1500 Quadratmetern nicht ausreichend Platz. Daher bezog der Kaufhof fünf Jahre später, im November 1953, den fünfgeschossigen Neubau gegenüber an der Friedrich-Ebert-Straße. Dort standen rund 6000 Quadratmeter zur Verfügung. Die Kauflust der Mülheimer war jedoch so groß, dass erneut angebaut wurde - diesmal in die Höhe. "Das Gebäude wurde 1962/63 noch einmal erweitert und um ein Parkhaus ergänzt", so Roepstorff.

Der Kaufhof verkaufte seine Waren und die Umsätze wuchsen stetig. Bis er ab den Siebziger Jahren verstärkt Konkurrenz von der "grünen Wiese" bekam. Das Rhein Ruhr Zentrum sowie weitere Einkaufszentren in den Nachbarstädten des Ruhrgebiets entstanden im Laufe der Jahre. "Diesen Konkurrenzkampf verlor der Kaufhof letztlich und schloss am 30. Mai 2010 für immer seine Türen", schreibt der Stadtarchivar.