Mülheim. Für 150.000 Euro wertete die Stadt Mülheim den Ascheplatz am Dennekamp mit Kunstrasen auf. Seitdem steigt der Ärger. Die Schließung droht.

Viele Jahrzehnte herrschte Frieden um den Ascheplatz am Saarner Dennekamp: Kinder und mancher Jugendlicher kickten ungestört auf dem von hohen Bäumen umgebenen Platz, zwischen Pferdedenkmal und dem kleinen Wald – dem Dennebüschken. Doch seit das Grünflächenamt vor drei Jahren das staubige Aschefeld durch Kunstrasen ersetzte, wächst der Unmut in der Nachbarschaft. Nun könnte die Anlage sogar ganz auf dem Spiel stehen.

Und damit auch gut 150.000 Euro, die die Stadt 2017 hier für den Umbau investierte, um das Spielfeld attraktiver zu machen. Nicht nur Kunstrasen, auch wertige Alutore wurden dafür errichtet, ein vier Meter hohes Ballfanggitter umkränzte den Platz, damit Bälle nicht in den Nachbargärten landen sollten. Und der Plan der Stadt ging auf: Mehr und mehr Jugendliche haben inzwischen die Anlage entdeckt, sie sollen dafür sogar von ihren Eltern aus der weiter gelegenen Nachbarschaft hingefahren werden oder kommen gleich mit eigenem Auto.

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Bolzplatz in Mülheim Saarn: Mit der Attraktivität steigt der Ärger

So schildern es zumindest unmittelbare Anwohner am Stallmannshof. Und mit der Attraktivität steigt offenbar auch der Ärger. Denn längst sollen hier eben nicht mehr nur die Kinder der Saarnberg Siedlung spielen, sondern auch ältere Jugendliche und Erwachsene. Von lauter Musik, Bier, Geschrei, ständigem Knallen, weil die hohlen Alutore lärmten und das Ballfanggitter gerne zum Spielen über Bande genutzt würde, sprechen entnervte Nachbarn. Und von jungen Leuten, die das vier Meter hohe Gitter erklömmen, um von dort in die Gärten und das Ruhrtal schauen zu können. Und Hockeytrainern, die das Schießen gegen die Betonquader übten.

Das Reden der Anwohner mit den Jugendlichen hatte offenbar keine Erfolge gebracht. Die Stadt reagierte auf Beschwerden mit Einschränkungen: Zunächst durften nur noch Kinder bis zum 14. Lebensjahr auf dem Bolzplatz kicken, später begrenzte man die Nutzungszeit auf bis 20 Uhr. Ein „Hockey-Spielverbot“ wurde ausgesprochen, die hohlen Torstangen mit Sand gefüllt. Auch die Kontrollen habe man verstärkt, teilt Stadtsprecher Volker Wiebels auf Anfrage mit.

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Anwohner: Ordnungsamt nicht immer verfügbar, Polizei winke ab

Aus Sicht der Nachbarn hat dies jedoch nicht zu den erhofften Besserungen geführt, denn das Ordnungsamt sei nicht rund um die Uhr zur Stelle, die Polizei winke bei Anrufen inzwischen schon ab – Rausfahren wegen ein paar Jugendlichen? Es gibt Wichtigeres.

Und auch die Nachbarn sind frustriert: „Wir stehen wie die Buhmänner dar, als hätten wir etwas gegen den Bolzplatz. Dabei hatten wir 20 Jahre lang keine Probleme, als hier noch der Ascheplatz war. Ich finde es sogar klasse, wenn Kinder hier spielen“, schildert ein Anwohner. Nur mache es eben einen Unterschied, ob ein Zwölfjähriger mit dem Ball abziehe oder ein fast Erwachsener.

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Den Grund für die steigende Belästigung sehen sie auch darin, dass mit der Platzsanierung viel Grün und sieben Meter hohe Bäume verschwunden sind. Seitdem sollen mehr Bälle in die Gärten fliegen, die der Zaun eben nicht verhindere, sondern sogar begünstige, weil er zu Trickschüssen über Bande einlade. Immer wieder kletterten Jugendliche wie selbstverständlich und ohne zu fragen über Mauern und durch Zaunlücken in den Nachbargarten – „um den Ball zu holen“, erzählt ein Betroffener. „Soll ich deswegen jetzt Stacheldraht um den Garten legen?“

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Anwohner hatten Klage eingereicht – Schließung stand erstmals im Raum

Vor gut einem Jahr und nach verschiedenen Gesprächen mit der Stadt hatten Anwohner schließlich Klage eingereicht. Denn angeblich soll es für den Bolzplatz innerhalb des reinen Wohngebiets keine Genehmigung geben. Laut Bebauungsplan sei die Fläche nur als Kinderspielplatz ausgewiesen. Damit stand also erstmals die Schließung im Raum.

Der Kniff mit dem Bebauungsplan zog schließlich. So ist nun auch der Ballfangzaun entfernt und auf einem anderen Platz installiert worden. „Die Bauart entspricht nun eher der zulässigen Nutzung als Teil des Spielplatzes und eben nicht der einer Sportanlage. Auch wenn die Verwaltung bemüht war ein attraktives Bewegungsangebot auch für ältere Kinder und Jugendliche zu schaffen, musste dies hier korrigiert werden“, räumt die Stadt gegenüber der Zeitung ein.

Ist damit der Konflikt bereinigt? Das ist nicht gesagt. Bis Oktober habe die Stadt Zeit, die Auflagen, insbesondere die Altersbeschränkung, umzusetzen – so die Auskunft der Anwohner. Gelingt dies nicht, müsste die Stadt den aufwändig sanierten Platz möglicherweise ganz schließen.