Mülheim. Seit der Schließung des Kaufhofs 2010 ist viel passiert. Erst jahrelanger Leerstand, dann kam das neue Stadtquartier. Eine Zusammenfassung.

Was ist seit der Schließung 2010 mit dem Gebäude des ehemaligen Mülheimer Kaufhofs passiert? Sechs Jahre lang stand der Komplex leer. In dieser Zeit gaben immer mehr Händler in der unteren Innenstadt auf und machten ihre Läden dicht. Heute hofft man auf neue Zugkraft durch das Stadtquartier Schloßstraße.

Große Pläne für das Grundstück in Spitzenlage

Der Mülheimer Unternehmer und Eigentümer der Immobilie, Jochen Hoffmeister, und die Essener Projektentwickler Kölbl Kruse präsentieren bereits 2009 ihre Pläne für das Grundstück in Spitzenlage: Ein modernes Shopping-Center mit 16.500 Quadratmetern Verkaufsfläche auf drei Ebenen in gläserner Optik schwebt ihnen vor. Das "Ruhrbanium" soll die Schloßstraße mit dem Hafenbecken verbinden. Rund 100 Millionen Euro wollen die Investoren in das Vorhaben stecken. Doch daraus wird nichts, es lässt sich kein geeigneter Anker-Mieter finden.

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Knapp drei Jahre nach der Schließung ist das Areal rund um den ehemaligen Kaufhof zur Schmuddelecke verkommen. Schmierereien an den Schaufenstern, Türen, Rollläden – überall zeigen sich Spuren von Vandalismus. In den unteren Bereich der Schloßstraße zieht es nur noch wenige Menschen. Die gesamte Innenstadt leidet unter dem Verfall, immer mehr Läden müssen im unteren Bereich der Innenstadt schließen. Und die Entwicklung stockt.

VHS oder Sparkassen-Akademie im Stadtquartier unterbringen

Ein vielversprechender Investor springt 2013 ab: Rosco aus Bad Hersfeld macht im März 2013 fristgerecht sein Rücktrittsrecht vom Kaufvertrag geltend. Zuvor hatte Eigentümer Jochen Hoffmeister es abgelehnt, die Frist für die Investitionsentscheidung nochmals um Monate zu verlängern.

Mitte 2015 dann die Wende: Drei Investoren – die beiden Projektentwickler AIP und Fortress aus Düsseldorf sowie der Mülheimer Wohnungsbau (MWB) – sagen zu, den Komplex zu übernehmen. Die Projektgesellschaft Stadtquartier Schloßstraße GmbH & Co. KG (SQS) entsteht und entwickelt mit dem MWB ein Quartier mit kleinteiligem Einzelhandel, Gastronomie, einem Hotel, Wohnen, Büros und Fitness. Zuvor hatte es auch Überlegungen gegeben, die VHS oder die Sparkassenakademie im Stadtquartier anzusiedeln, dazu kam es aber nicht.

Richtfest wird im April 2018 gefeiert

Mit dem Neubau am Ruhrufer kann die Innenstadt von unten nach oben wieder neu belebt werden, so die Hoffnung der Mülheimer. Im September 2016 rollen die ersten Abriss-Bagger an. Im März 2018 steht der Rohbau des neuen Stadtquartiers, im April wird Richtfest gefeiert. 2019 ziehen die ersten Mieter ein, etwa das Holiday Inn Express, die Alloheim Senioren-Residenz sowie ein Netto Marken-Discounter. Auch das Fitnessstudio Fit X und die Sportsbar "Three Sixty" sollen Ankermieter werden, das Three Sixty kommt aber nicht. Die Stadtverwaltung hat sich für das Personal- und Organisationsamt Büroflächen gesichert.

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Ebenso an der Schollenstraße sitzen nun die Tourist-Info des Mülheimer Stadtmarketings, eine Apotheke und Gastronomiebetriebe. Kritische Stimmen gibt es bis heute aus der Bürgerschaft, nicht nur von Mülheimern, die ihren alten Kaufhof vermissen. "Viel zu klotzig" finden einige den Neubau am Ruhrufer. Ob der Plan aufgeht und die Innenstadt vom neuen Quartier profitiert? Das wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen.