Mülheim. Am 30. Mai 2010 schloss der “gute, alte Kaufhof“ für immer seine Türen. Bis heute erinnern sich viele Mülheimer an besondere Kaufhaus-Momente.

Kaum ein Gebäude prägte das Gesicht der Mülheimer Innenstadt wie der Kaufhof. Vor genau zehn Jahren, am 30. Mai 2010, schloss das einzige und letzte Kaufhaus der Stadt seine Türen. Bis heute ist es fest im Kollektivgedächtnis der Mülheimer verankert. Wir erinnern uns.

Einige gute Geschäfte hätten erhalten bleiben können

"Es war immer schön dort zu bummeln, denn es gab immer etwas Schönes zu kaufen. Auch wenn ich nichts brauchte, etwas fand ich immer. Besonders die Porzellan- und Wäscheabteilung hatten es mir angetan. Leider sind so viele schöne Kaufhäuser aus der Mülheimer Innenstadt verschwunden, etwa C&A, Boecker direkt auf der Schloßstraße.

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Ich verstehe nicht, wie man diesen Billigläden den Vorrang geben kann. Wäre man in der wirtschaftlichen Krise bei den Umstruktuierungen im Ruhrgebiet den Läden mit der Miete etwas entgegengekommen, hätten sicher einige gute Geschäfte erhalten werden können. Um 1980 bis 1995 musste man nicht nach Essen, Düsseldorf oder Köln fahren, um aus einem adäquaten Warenangebot aussuchen zu können. Mülheim war eine tolle Einkaufsstadt und lud immer zum Bummeln ein. Lokale gab es reichlich, Eis im Sommer auf der Schloßstraße zu genießen, war ein Muss nach dem Einkaufsbummel." Helga Küchler

Weihnachtsdeko im Schaufenster verzauberte die Kinder

"Die Weihnachtsdekoration in den Schaufenstern für Kinder war immer sooo schön, da habe ich mir immer die Nase platt gedrückt und Jahre später dann meine Kinder. Da hatte Mülheim noch eine schöne und belebte Innenstadt." Susanne Goede-Sahin

"'Ein Meter lang, zwei Mark.' Der besonderen Erinnerung wert ist in diesem Zusammenhang sicherlich auch der unermüdlich vorm Eingang des Kaufhofs seine Pflaster anbietende Verkäufer. Ein liebenswert erscheinender Zeitgenosse, passend zu einer als ebenso empfundenen Zeit, in der Adria, Agnoli & Friends das Bild der Innenstadt prägten." Michael Haase

Für Angehörige gab es Rabatte in der Lebensmittelabteilung

"Das war immer etwas Besonderes: Oma, Mutter und ich gingen immer freitags zum Kaufhof. Vor allen Dingen sind wir von der Grenze Heißen bis zur Stadtmitte gelaufen. Im Kaufhof wurde dann alles fürs Wochenende gekauft und manchmal gab es auch ein T-Shirt... schöne Erinnerungen, zurück sind wir dann mit der Straßenbahn." Renate Seifert-Rüsch

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"In den 1960er Jahren arbeitete ein Cousin im Kaufhof. Damals gab es für Angehörige Rabatte in der Lebensmittelabteilung. Freitags ging meine Mutter dann mit der Tante dort einkaufen, und ich wurde währenddessen mit dem Onkel im Café geparkt. Ich habe es gehasst, das war total langweilig." Ute Menzel

"Ich habe dort ein Praktikum gemacht und später habe ich Zehensocken geschenkt bekommen. Ich fand den immer super. Gut zum Schlendern." Carina Giesen

Die erste Lederjacke vom Ersparten gekauft

"Die tolle große Spielwaren-Abteilung... Habe dort meine erste Flick-Flack-Uhr bekommen - nicht zu vergessen die schöne Weihnachtsdekoration der Schaufenster oder der anliegende Schuster." Melissa Matusiak

"Als 14-Jähriger habe ich mir ca. 1977 dort meine erste Lederjacke vom Ersparten gekauft." Markus Wer-Orman

"Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger Jahre, als Kind mit Mama von Broich zur Stadt gelaufen und zurück, Fahrgeld für den Bus gespart. In der Stadt am Kaufhof gab es einen Außen-Softeisverkauf, dort bekam ich dann immer als Wegration und Stärkung ein kleines Vanille-Softeis für 50 Pfennig. Schließlich hatten wir das Fahrgeld für den Bus gespart. Kaum war es in der Tüte, lief es überall runter und schmolz, war soooo lecker und die Klebefinger werde ich auch nicht vergessen. Schon eine schöne Kindheitserinnerung, lang lang ist es her, der gute alte Kaufhof." Gisela Weining

"Zwei Meter, zwei Mark": Unvergessen bleibt der Pflastermann am Eingang

"Oben auf dem Dach Inline-Kurs gemacht, super Weihnachtsdekorationen gehabt und sehr verführerisch war es als Kind, die ganzen Knöpfe unten in der Kurzwarenabteilung zu berühren bzw. durcheinander zu wuseln." Claudia Hardt

"In den 70ern waren wir mit unseren Eltern samstags immer zum Einkaufen in der Stadt, Ende der 60er und in den frühen 70ern auch unten im Kaufhof in der Lebensmittelabteilung. Da gab's an der Wursttheke immer eine Scheibe Wurst, nach der ich als kleines Kind auch schon immer ganz forsch gefragt habe. Und natürlich der Pflastermann am Eingang und die wunderschöne Spielzeugdeko über die ganze Schaufensterfront in der Weihnachtszeit." Gudula Westhöfer

Die Knopf-Abteilung war besonders für Kinder ein spannender Ort

"Meine Mutter, meine Schwester und ich waren so Ende der Sechziger dort einkaufen. Da kam eine Durchsage: Die kleine Michaela sucht ihre Mutter. Da sagte meine Mutter: 'Wie kann man nur sein Kind verlieren.' Danach registrierte sie erst, das es ja ihr Kind war." Yvonne Drosten

"Der Kaufhof, daran denke ich gerne zurück. Meine Uroma oder meine Mama waren mit uns Kindern täglich da, egal ob zum Bummeln oder auch zum Frühstücken mit Bekannten. Ich hab es immer genossen dort. Als ich noch klein war, fand ich die Knopf-Abteilung immer sehr toll. Es gab sie in vielen Farben und Formen. Heute bin ich 27 Jahre alt und denke oft daran, wie wir zusammen dort waren. Es war ein schöner Treffpunkt für alle..."
Nadine Groß