Mülheim. Die Mülheimer Fitnessstudios haben den Betrieb wieder aufgenommen. Doch es droht eine finanzielle Krise. Warum viele Sportler noch nicht kommen.

Schlange stehen an der Hantelbank? In den Mülheimer Fitnessstudios ist das bisher kein Problem. Seit Montag, 11. Mai, dürfen die Sportstätten wieder öffnen. „An der Tür gekratzt hat keiner“, sagt Holger Wiedemann. Er ist Betriebsleiter vom „Sporting Fitness- und Wellnessclub“ in Saarn.

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Aber: „Die Leute, die kommen, sind unglaublich froh darüber.“ Und das trotz der Einschränkungen, die die Studios in kürzester Zeit umsetzen mussten. Im Betrieb sind die Regeln klar definiert. Die Trainingszeit ist eingeschränkt, Sauna- und Wellnessbereich sind dicht, auch die Umkleiden dürfen nur noch als Ablage benutzt werden – sich umziehen oder gar duschen ist verboten. „Aus Hygienegründen wird auf Hygiene verzichtet“, sagt er und zuckt mit den Schultern. „Ich glaube, das schreckt noch einige Mitglieder ab.“

Maskenpflicht in Mülheimer Fitnessstudios

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Außerdem ist das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes Pflicht. „Zum Glück nicht auf den Trainingsgeräten“, meint der Betriebsleiter. „Niemand schafft es, mit Maske lange auf dem Laufband zu bleiben.“ Wichtig sei es, auch auf 1700 Quadratmetern Abstand zu halten. Jedes zweite Cardio-Gerät ist abgesperrt. „Zum Glück ist unsere Fläche so groß, dass die Leute sich gut verteilen können.“ In Hochzeiten trainierten rund 200 Sportler im Studio, momentan seien es nur um die 20, schätzt Wiedemann.

Hinweisschilder blockieren jedes zweite Gerät im Fitnessstudio „Sporting“ in Saarn. So soll der Abstand eingehalten werden.
Hinweisschilder blockieren jedes zweite Gerät im Fitnessstudio „Sporting“ in Saarn. So soll der Abstand eingehalten werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der Betriebsleiter und das rund 50-köpfige Team sind trotzdem in erster Linie dankbar. „Die Leute haben uns unglaubliche Loyalität bewiesen, auf Kündigungen verzichtet und uns gut zugesprochen.“ Als Dankeschön gab es auf einer Internetplattform regelmäßig Videos der Trainer, damit die Mitglieder sich auch Zuhause fit halten konnten – unter anderem mit Zumba oder Aerobic.

Fitnessstudios freuen sich über Loyalität der Mitglieder

Die Treue gehalten hat dem Studio auch Klaus Peter Lohmeier. Er hat auf die Öffnung gewartet. „Man merkt schon, dass man nichts gemacht hat, deshalb ist es umso besser, wieder herkommen zu können.“ Seit 22 Jahren ist er hier Mitglied. „Das familiäre Umfeld und das Gesamtpaket machen’s aus. Dafür trage ich auch eine Maske, wenn es sein muss.“

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Auch beim Franchiseunternehmen „Mrs. Sporty“ weht nun ein anderer Wind. Der ist in den Filialen in Dümpten und Saarn aber nicht so stark wie in anderen Fitnesseinrichtungen. „Wir können zum Glück auf die Maskenpflicht verzichten, da wir den Abstand gewährleisten können“, erklärt Clubleiterin Anke Haubrich. „Da wir ein Zirkeltraining anbieten, kommen sich die Frauen sowieso nicht in die Quere.“

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Die Trainingsfläche im Saarner Studio wurde dennoch angepasst. Dort können nur noch vier Frauen gleichzeitig trainieren, sonst sind es acht Sportlerinnen. Der Check-in-Bereich ist ebenso wie die Umkleiden geschlossen. Kommen die Frauen durch die Tür, werden die Schuhe auf Sauberkeit gecheckt und die Hände desinfiziert. „Die Trainingszeit mussten wir nicht beschränken, bei uns sind die Frauen innerhalb von rund 30 Minuten mit ihrem Workout fertig.“ Verlassen müssen die Sportlerinnen das Studio durch die Hintertür, auch hier sollen sich keine Wege mehr kreuzen.

Finanzielle Krise steht bevor

Trotz der Wiedereröffnung stehen viele Studios noch vor der finanziellen Krise.

Das „Sporting“-Studio bietet seinen Kunden an, die Zeit der Schließung am Ende der Vertragslaufzeit als Bonus zu rechnen. „Jetzt haben unsere Mitglieder zwar noch bezahlt, aber das Geld fehlt dann irgendwann anders“, befürchtet Holger Wiedemann.

Die Clubleiterin möchte den Mitgliedern nun die Angst nehmen. „Wir merken schon, dass es eine Fluktuation gibt. An guten Tagen haben wir hier rund 40 Frauen, seit der Öffnung bewegen wir uns bei zehn Sportlerinnen pro Tag“, gibt sie zu bedenken. „Viele sind sehr unsicher, kommen erst einmal vorbei, um sich die Situation vor Ort anzusehen.“ Umso wichtiger sei es nun, das Vertrauen wieder zu stärken.