Mülheim. Wie viele Leute dürfen ins Wasser? Wie definiert man “Spaßbad“? Geht es auch ohne Chlor? Die Eröffnung der Bäder in Mülheim wird kompliziert.

Kaum hatte die NRW-Regierung am Mittwoch eine Wiedereröffnung der Schwimmbäder in Aussicht gestellt, klingelte bei Andreas Wildoer das Handy - und das hörte so schnell nicht wieder auf. Mitarbeiter der Mülheimer SWiMH GmbH fragten beim Chef nach, wann es los geht. Wildoer weiß es selber noch nicht.

"Wir können irgendwann wieder öffnen", das hat der SWiMH-Geschäftsführer vernommen, "aber die genauen Auflagen kennen wir noch nicht." Weil es bislang keine gibt. Wildoer hält sich stetig auf dem Laufenden, informiert sich bei der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, die in der Nachbarstadt Essen sitzt. Sie hat unter anderem einen Pandemieplan für die Bäder entwickelt.

Personenzahl in den Schwimmbädern massiv begrenzen

"Auf dieser Grundlage haben wir Arbeitspapiere für die vier Mülheimer Hallenbäder erstellt", erklärt Wildoer. Spruchreif sei all das noch nicht. Er weiß nur: "Die Personenbegrenzung wird massiv sein, nicht nur für die Vereine, sondern auch im öffentlichen Badebetrieb. Und es wird ein sehr großer Reinigungsaufwand nötig sein." Möglicherweise müssten die Hallenbäder tagsüber stundenweise geschlossen werden, etwa in der Mittagszeit, um alles erneut zu desinfizieren.

Mitarbeiter in Kurzarbeit "scharren mit den Hufen"

Details will die SMiMH mit dem Mülheimer Sportservice (MSS) und dem Gesundheitsamt abstimmen. Momentan laufen die Hallenbäder in Mülheim auf Sparflamme. Die Wassertemperatur ist deutlich niedriger als üblich, um den Energiebedarf zu senken. "Wir brauchen zwei, drei Tage, um die Technik voll wieder hochzufahren", erklärt Wildoer. Sein Team, das er Anfang April in Kurzarbeit schicken musste, wäre dagegen sofort einsatzbereit: "Die scharren mit den Hufen. Aber die Wiedereröffnung scheint nicht einfach zu sein."

Im Naturbad Styrum ist Badleiter Dustin Radde mit der Saisonvorbeitung noch nicht ganz durch. Insbesondere wartet er noch auf eine riesige Ladung Sand. Alles andere sei aber weitestgehend vorbereitet. Theoretisch könnten die ersten Gäste hier am 20. Mai, dem Mittwoch vor Christi Himmelfahrt, ihre Strandlaken ausbreiten. Aber das, so Radde, "steht noch absolut in den Sternen".

Naturbad muss erst einmal klären, ob es ein "Freibad" ist

Vorweg muss für das Naturbad eine Frage geklärt werden: Gilt es als "Freibad" oder als "reines Spaßbad"? Davon hängt ab, ob eine Öffnung noch in diesem Monat überhaupt erlaubt ist. Es wäre also Zeit für eine verlässliche Definition. "Die Freigabe durch die Landesregierung war nur der erste Schritt", sagt Radde. "Am 20. Mai zu öffnen, würden wir uns wünschen. Aber zunächst muss geklärt werden, welche genauen Auflagen für die Mülheimer Bäder gelten. Welchen Aufwand es letztlich erfordert."

MSS-Chefin: Überrascht, wie schnell es jetzt geht

Auch der Mülheimer Sportservice kann da noch nicht helfen. "Momentan sind wir mit den Sporthallen und Fitness-Studios beschäftigt, die ja schon ab Montag wieder öffnen dürfen", erklärt MSS-Leiterin Martina Ellerwald. "Wir sind überrascht, wie schnell es jetzt geht." Was die Schwimmbäder betrifft, warte man auf nähere Vorgaben durch das Land.

"Beim Naturbad", so Ellerwald, "haben wir noch ein ganz anderes Problem, weil es dort ja kein Chlor gibt." Wie sich das mit den Hygienevorschriften in Corona-Zeiten vereinbaren lässt, "das müssen wir noch sehen." Ungeklärt, wie so vieles.

DER ZEITPLAN

Ab 20. Mai dürfen Freibäder wieder öffnen - unter strengen Auflagen für Abstand und Hygiene. Reine Spaßbäder bleiben geschlossen.

Ab 30. Mai dürfen Hallenbäder ihren Betrieb wieder aufnehmen.