Mülheim. Einige Klubs sind überrascht über die Geschwindigkeit und äußern sich kritisch, andere freuen sich über die wiederkehrenden Möglichkeiten.
Die Wiederaufnahme des Trainings für alle Amateursportler naht. Nachdem der Bund und die Länder am Mittwoch, 6. Mai, beschlossen, dass Sportler ihren Trainingsbetrieb - unter strengen Hygiene- und Distanzregeln - wieder aufnehmen dürfen, war die Erleichterung groß. Und auch der Drang nach schweißtreibender Bewegung ist immens.
Ab dem 11. Mai können Fitnessstudios, Tanzschulen und Sporthallen/Kursräume unter Auflagen wieder öffnen, ab dem 20. Mai Freibäder, nicht jedoch Spaßbäder. Ab dem 30. Mai soll dann auch die Ausübung von Sportarten mit unvermeidbaren Körperkontakt und in geschlossenen Räumen möglich sein, ebenso der Betrieb in Hallenbädern und sportliche Wettbewerbe. Allerdings sei dieses Datum nur ein Ziel, stehe nicht zu einhundert Prozent fest, so Staatssekretärin Andrea Milz.
In den Mülheimer Vereinen überwiegt die Freude, allerdings herrscht auch Verwunderung über das Vorpreschen des Landes. Denn nur kurz nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Rede gehalten hatte, verkündete Ministerpräsident Armin Laschet die weitreichenden Lockerungen für Nordrhein-Westfalen.
Leichtathleten dürfen wieder ran
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Die Vorgehensweise habe die Verantwortlichen beim TSV Viktoria Mülheim schon „sehr verwundert“, so der Vorsitzende Dirk Winkelmann. Wie es nun konkret weitergehe, sei noch unklar. „Wir gehen die Verordnung nun erst einmal kleinschrittig und Schritt für Schritt durch und dann sehen wir, wie wir es umsetzen können“, sagt Winkelmann. Erleichterungen könnte es für die Leichtathletik-Abteilung und die Fitness-Abteilung geben, bei der einige Kurse ab dem kommenden Montag nach draußen verlegt werden sollen.
Die anderen 14 Abteilungen werden wohl noch warten müssen. Vor allem die geplante Öffnung der Schwimmbäder sieht Winkemann skeptisch. „Wie das gehen soll, ist uns völlig schleierhaft. Da warten wir auf nähere Durchführungsbestimmungen. Es kann nicht sein, dass es jetzt jeder nach Gutdünken interpretiert.“
Beratungen folgen
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Schon jetzt wieder ihrem Sport nachgehen, können die Tennisspieler. Zwar sei es schon zu erwarten gewesen, dass es zu Lockerungen kommen würde, da die Anlagen in einigen Bundesländern schon vorher geöffnet wurden, dennoch ist Frank Lange, der Vorsitzende des Tennis-Klubs Mülheim-Heißen schon „sehr überrascht darüber, dass die generelle Freigabe in unserem Bundesland nun so kurzfristig - von einem auf den anderen Tag - erfolgt ist.“
Weitere Informationen, welche Vorschriften einzuhalten seien, hat Lange noch nicht. „Am Freitag beraten wir uns noch einmal im Vorstand, welche Maßnahmen wir nun treffen und wer welche Aufgaben übernehmen wird. Wir möchten möglichst schnell die Plätze freigeben, wollen uns aber unbedingt an die Schutzmaßnahmen halten.“
Noch kein Zeitplan für die Sporthallen
„Ich war schon überrascht, dass die Lockerungen schon ab heute gelten und ab Montag dann schon wieder etwas Neues“, gestand Martina Ellerwald am Donnerstag. Die Leiterin des Mülheimer Sportservice bat mit ihren Amtskollegen in einer Videoschalte am Nachmittag dringend um Konkretisierungen – am besten schon am Freitag.
Denn bislang kann noch kein Zeitplan für die Sporthallen veröffentlich werden. Loslegen können nur vereinseigene Anlagen und alle Plätze im freien – vor allem Fußball- und Hockeyplätze. Duschen und Umkleiden bleiben geschlossen, geöffnet werden lediglich die Toiletten.
Fußballer brauchen noch Geduld
In Euphorie brechen die Fußballer deswegen aber noch nicht aus. „Natürlich haben wir alle wieder Bock auf Fußball“, sagt Peter Hein. Der Vorsitzende des Verbandes Mülheimer Fußballvereine musste seit Mittwochabend schon jede Menge Nachrichten beantworten.
Hein bittet aber um Geduld. „Jetzt etwas über den Zaun zu brechen und etwas zu riskieren, wäre fatal“, betont er. Alle Klubs müssten zunächst Methoden für ihre Trainingstage erstellen. „Wir brauchen mehr Platzbedarf und müssen die vielen Mannschaften entzerren“, sagt Hein.
Martina Ellerwald verweist in diesem Zusammenhang auf Konzepte des Deutschen Olympischen Sportbundes. „Die können auf der Internetseite abgerufen werden und sind sportartenspezifisch“, erklärt die MSS-Leiterin. In jedem Fall werden auf die Vereine noch große Herausforderungen zukommen. „Wir müssen eventuell Absperrungen aufstellen oder Desinfektionsmittel kaufen“, vermutet Peter Hein. Alles müsse von den Vereinen vorbereitet und auch kontrolliert werden – und das ehrenamtlich.
Und dennoch freut sich auch der Fachschaftsleiter auf die Rückkehr auf den Platz. „Im Moment ist es zwar eher ein Fithalten als ein Training“, sagt Hein, fügt aber hinzu: „Ich freue mich schon auf das erste Bier am Platz.“
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