Mülheim. Mülheim: Der Verkehrsbetrieb setzt auf bewährte Technik. Nach und nach soll der Fuhrpark auf umweltfreundlichere Technologien umgerüstet werden.

Die Ruhrbahn lässt keine Gelegenheit aus, um sich als Alternative zum Auto zu präsentieren. Dies gilt umso mehr, seit der Diesel als besonders umweltfeindlich gilt und in Mülheim Tempo-30-Strecken zur Verminderung des Stickoxidausstoßes eingerichtet sind. Fahrverbote sind noch nicht akut. Umso mehr überrascht der kommunale Nahverkehrsbetrieb damit, bald 50 neue Diesel-Busse kaufen zu wollen. Vor drei Jahren verdrängten 86 neue Dieselbusse ältere Fahrzeuge.

Die Busse erfüllen die Schadstoffklasse der Euronorm VI. Im Laufe des kommenden Jahres sollen sie wieder ältere Dieselbusse ersetzen. Zehn Busse sollen in Mülheim zum Einsatz kommen. Der Essener Hauptausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht für den Kauf geben. Der soll mit Krediten finanziert werden. Das politisch „Ja“ aus Mülheim steht noch aus. Die Ruhrbahn kalkuliert mit Kosten von insgesamt rund 18 Millionen Euro. Also pro Bus 360.000 Euro, was einer Top-Ausstattung entspricht.

Eine Brennstoffzelle gewinnt elektrische Energie aus Wasserstoff

Die Entscheidung lässt aufhorchen, hatte der Aufsichtsrat der Ruhrbahn doch erst Ende vergangenen Jahres einen Beschluss zur Umrüstung des Fuhrparkes auf eine umweltfreundlichere Technologie gefasst. Nach und nach sollen Busse mit Dieselmotoren gegen Wasserstoff-Busse ausgetauscht werden. Entsprechende Pläne seien zu forcieren. 2025 sollen die ersten Linienbusse, bei denen durch eine Brennstoffzelle elektrische Energie aus Wasserstoff gewonnen wird, den Betrieb aufnehmen.

Die Geschäftsführer der Ruhrbahn machen jedoch folgende Rechnung auf: Schon 2022 seien sechs der herkömmlichen Diesel-Busse älter als 15 Jahre, ein Jahr später gelte dies für 46 Busse. Dies bringe höhere Instandhaltungskosten. Absehbar sei, dass die im Essener Nahverkehrsplan festgeschriebenen Leistungen nicht mehr erbracht werden könnten. Mülheim hinkt dagegen hinterher und will Fahrten streichen.

Busse mit weniger Schadstoffausstoß sind Pflicht

Vor diesem Hintergrund hatte die Ruhrbahn einen letzten Austausch älterer Fahrzeuge gegen moderne Dieselbusse für 2023 geplant. Der Austausch werde nun vorgezogen. Auch weil das Bundesverkehrsministerium inzwischen klare Vorgaben macht: Sollten ausschließlich Diesel-Fahrzeuge bestellt werden, müssten diese bis zum 2. August 2021 in Betrieb gehen.

Außerdem darf die Ruhrbahn ab 2021 in Essen auf bestimmten Straßen nur noch Dieselbusse mit Euro-VI-Norm einsetzen. Sonst drohen dort Fahrverbote. Das ergab ein Vergleich vor dem Oberverwaltungsgericht Münster mit der Deutschen Umwelthilfe

Bis 2025 will die Ruhrbahn einen Betriebshof in Essen bauen

Viele wünschen sich eine schnellere Umstellung auf eine umweltfreundlichere Technologie. „Der Markt gibt das leider nicht her“, bedauert Rolf Fliß (Grüne), Essener Ratsherr und Mitglied des Aufsichtsrates. Auch die Ruhrbahn ist mit ihren Vorbereitungen noch nicht soweit. Bis 2025 soll an der Frohnhauser Straße in Essen ein neuer Betriebshof gebaut werden, inklusive Wasserstoff-Tankstelle.

Absage an Batterieanbieter

Als mögliche Alternative zu Wasserstoffbussen hat die Ruhrbahn auch Elektrobusse getestet. Vor allem wegen der geringeren Reichweite nimmt der Nahverkehrsbetrieb von einer Anschaffung jedoch Abstand. Auch das Betanken mit Wasserstoff geht wesentlich schneller und braucht nur Minuten.

Das Aufladen einer Batterie dauert hingegen mehrere Stunden. Andere Nahverkehrsgesellschaften sind dagegen mit Elektrobussen zufrieden. Elektro- wie Wasserstoffbusse kosten 500.000 bis 650.000 Euro. Die längere Version mit Gelenk 700.000. bis 850.000 Euro. Ein Dieselstandardbus ist ab 220.000 Euro zu haben. Der Einstiegspreis für Dieselgelenkbusse liegt bei rund 290.000 Euro.

Die ersten 19 Wasserstoff-Busse will die Ruhrbahn 2024 kaufen, im Paket mit 22 Diesel-Bussen. Die neuen Fahrzeuge sollen am Essener Betriebshof an der Ruhrallee zwischengeparkt werden. Ein Jahr später sollen weitere 32 Busse folgen, die Hälfte davon mit einem Antrieb auf Wasserstoff-Basis. Ab 2026 will die Ruhrbahn ausschließlich Busse mit dieser Technologie anschaffen.

Bis der letzte Dieselbus abgestellt wird, wird es nach dieser Anschaffungsstrategie noch rund zehn Jahre dauern. Wann der Mülheimer Betriebshof an der Duisburger Straße seine Wasserstofftankstelle erhält, ist noch nicht spruchreif.