Essen/Mülheim. Die Ruhrbahn will die Dieselbusse nach und nach gegen Wasserstoffbusse austauschen. In Essen plant das Unternehmen dafür einen neuen Betriebshof.

Eben erst wurde die Ruhrbahn im juristischen Vergleich, den Stadt, Land und Deutsche Umwelthilfe, vor dem Oberverwaltungsgericht geschlossen haben, dazu verpflichtet, ihre alten Diesel-Busse nachzurüsten, damit alle Fahrzeuge den Abgasstandard Euro VI erfüllen, da steckt sich der Betrieb bereits neue Ziele: Das kommunale Verkehrsunternehmen will seine Busflotte nach und nach auf Wasserstoff umstellen. Damit nicht genug: Die Ruhrbahn plant zudem den Bau eines neuen Betriebshofes mit eigener Wasserstoff-Tankstelle.

In seiner jüngsten Sitzung hat der Aufsichtsrat die Geschäftsführung der Ruhrbahn aufgefordert, entsprechende Pläne zu forcieren, berichtet der Vorsitzende des Gremiums, Wolfgang Weber, im Gespräch mit der Redaktion. „Bis Mitte/Ende 2020 soll klar sein, wie das konkret aussehen kann“, so der SPD-Ratsherr. Das selbstgesteckte Ziel ist jedenfalls ehrgeizig: 2022/23 sollen die ersten Wasserstoffbusse im Linienverkehr zum Einsatz kommen.

Elektrobusse haben wegen ihrer geringen Reichweite nicht überzeugt

Damit würde sich die Ruhrbahn von Elektrobussen als denkbarer Alternative verabschieden. Das Verkehrsunternehmen hat bereits verschiedene Modelle getestet, darunter einen futuristisch anmutenden Elektrobus des spanischen Herstellers Irizar. Überzeugen konnten die E-Busse offensichtlich nicht. Insbesondere was die Reichweite angeht. „Manche kamen gerade mal 60 Kilometer weit“, berichtete Ruhrbahn-Vorstand Michael Feller bereits Anfang des Jahres.

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Das Aufladen der Batterien dauert zudem mehrere Stunden. Zum Vergleich: Ein moderner Dieselbus kommt auf eine durchschnittliche Laufleistung von 400 Kilometer pro Tag. Dem kommen Wasserstoffe mit eine Reichweite von etwa 300 Kilometern schon nahe. Betankt werden die Busse innerhalb weniger Minuten. Die Städte Wuppertal und Köln setzen bereits auf die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technik. Essen will diesem Beispiel folgen. „Wasserstoffantrieb ist die die Zukunftstechnologie. Das ist eine Riesenchance, die Luftqualität weiter zu verbessern“, kommentiert Rolf Fliß, Ratsherr der Grünen und Mitglied des Ruhrbahn-Aufsichtsrates.

Das neue Busdepot könnte an eine Wasserstoffleitung angeschlossen werden

Das Gelände an der Frohnhauser Straße 95 hat die Ruhrbahn als möglichen Standort für einen neuen Betriebshof ins Auge gefasst.
Das Gelände an der Frohnhauser Straße 95 hat die Ruhrbahn als möglichen Standort für einen neuen Betriebshof ins Auge gefasst. © Foto: Julia Tillmann

Als möglichen Standort für einen neuen Bus-Betriebshof hat die Ruhrbahn bereits eine Reihe von Grundstücken ins Auge gefasst. Favorisiert wird eine Fläche an der Frohnhauser Straße in unmittelbarer Nähe zum Berthold-Beitz-Boulevard, der bekanntlich bis zur Hans-Böckler-Straße (B 224) verlängert werden soll.

Die Fahrzeugflotte

Die Busflotte der Ruhrbahn zählt insgesamt 286 Fahrzeuge, 227 davon sind in Essen im Einsatz, 59 in Mülheim. Bis Ende 220 soll die Erneuerung soweit fortgeschritten sein, dass die Busse den Abgasstandard Euro VI erfüllen.

Im kommenden Jahr sollen 42 Euro VI „Mild Hybrid Busse“ ältere Fahrzeuge ersetzen. 2017 und 2018 wurden jeweils 37 Busse dieses Typs durch die Ruhrbahn angeschafft. Sieben Busse wurden technisch nachgerüstet.

Nicht nur die sehr gute Verkehrsanbindung spricht dafür. Eine Wasserstoffleitung durchs Ruhrgebiet verläuft von Mülheim-Winkhausen kommend weiter bis zum Stadthafen. An diese Leitung ließe sich der neue Betriebshof anschließen, um die Busse an einer eigenen Wasserstofftankstelle befüllen zu können. Die Ruhrbahn setzt dabei auf eine finanzielle Förderung von Land und Bund.

Auf dem Betriebshof Stadtmitte an der Gerlingstraße will die Ruhrbahn Platz schaffen für ihre Straßenbahnen. Der Betriebshof an der Ruhrallee würde durch den Neubau entlastet.