Essen. Der Verkehrsbetrieb setzt auf bewährte Technik. Nach und nach soll der Fuhrpark aber auf eine umweltfreundlichere Technologie umgerüstet werden.
Die Ruhrbahn lässt keine Gelegenheit aus, um sich als Alternative zum Auto zu präsentieren. Dies gilt umso mehr, seit der Diesel als besonders umweltfeindlich gilt und auch in Essen Fahrverbote nach wie vor im Raum stehen. Umso mehr überrascht es, dass der kommunale Verkehrsbetrieb in Kürze 50 neue Diesel-Busse kaufen will.
Die Fahrzeuge erfüllen die Schadstoffklasse der Euronorm VI. Im Laufe des kommenden Jahres sollen sie ältere Dieselbusse ersetzen. Zehn Busse sollen in Mülheim zum Einsatz kommen.
Der Hauptausschuss des Stadtrates hat in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht für den Kauf geben, der über Kredite finanziert werden soll. Die Ruhrbahn kalkuliert mit Kosten in Höhe von insgesamt rund 18 Millionen Euro.
Eine Brennstoffzelle gewinnt elektrische Energie aus Wasserstoff
Die Entscheidung lässt aufhorchen, hatte der Aufsichtsrat der Ruhrbahn doch erst Ende vergangenen Jahres einen Beschluss zur Umrüstung des Fuhrparkes auf eine umweltfreundlichere Technologie gefasst. Nach und nach sollen Busse mit Dieselmotoren gegen Wasserstoff-Busse ausgetauscht werden. Entsprechende Pläne seien zu forcieren. 2025 sollen die ersten Linienbusse, bei denen durch eine Brennstoffzelle elektrische Energie aus Wasserstoff gewonnen wird, den Betrieb aufnehmen.
Die Ruhrbahn macht nun folgende Rechnung auf: Schon 2022 seien sechs der herkömmlichen Diesel-Busse älter als 15 Jahre, ein Jahr später gelte dies für 46 Busse. Dies bringe nicht nur höhere Instandhaltungskosten mit sich. Absehbar sei, dass die im Nahverkehrsplan festgeschriebenen Leistungen nicht mehr erbracht werden könnten.
Auf der Krayer Straße dürfen ab 2021 nur moderne Linienbusse fahren
Vor diesem Hintergrund hatte die Ruhrbahn einen letzten Austausch älterer Fahrzeuge gegen moderne Dieselbusse für 2023 geplant. Der Austausch werde nun vorgezogen. Auch weil das Bundesverkehrsministerium inzwischen klare Vorgaben macht: Sollten ausschließlich Diesel-Fahrzeuge bestellt werden, müsste diese bis zum 2. August 2021 in Betrieb gehen.
Und auch das dürfte eine Rolle spielen: Im Vergleich, den das Land NRW und die Stadt Essen vor dem Oberverwaltungsgericht Münster mit der Deutschen Umwelthilfe zur Vermeidung von Fahrverboten getroffen hat, wurde zugesagt, dass auf der besonders stark belasteten Krayer Straße ab 2021 ausschließlich Linienbusse mit Euro-VI-Norm fahren werden.
Bis 2025 will die Ruhrbahn einen Betriebshof an der Frohnhauser Straße bauen
Mancher wünschte sich, es würde schneller gehen mit der Umstellung auf eine umweltfreundlichere Technologie. "Der Markt gibt das leider nicht her", bedauert Rolf Fliß (Grüne), Ratsherr und Mitglied des Aufsichtsrates. Auch die Ruhrbahn ist mit ihren Vorbereitungen noch nicht soweit. Bis 2025 soll an der Frohnhauser Straße ein neuer Betriebshof gebaut werden, inklusive Wasserstoff-Tankstelle.
Die ersten 19 Wasserstoff-Busse will die Ruhrbahn 2024 kaufen, im Paket mit 22 Diesel-Bussen. Die neuen Fahrzeuge sollen am Betriebshof an der Ruhrallee zwischengeparkt werden. Ein Jahr später sollen weitere 32 Busse folgen, die Hälfte davon mit einem Antrieb auf Wasserstoff-Basis. Ab 2026 will die Ruhrbahn dann ausschließlich Busse mit dieser Technologie anschaffen.
ABSAGE AN BATTERIE-ANTRIEB
Als mögliche Alternative zu Wasserstoff-Bussen hat die Ruhrbahn auch Elektro-Busse getestet. Vor allem wegen der geringeren Reichweite nimmt der Verkehrsbetrieb von einer Anschaffung jedoch Abstand. Auch das Betanken geht wesentlich schneller und braucht nur Minuten. Das Aufladen einer Batterie dauert hingegen mehrere Stunden.