Mülheim. Mülheims Grundschulleiter empfehlen für den Schulstart der Viertklässler drei Unterrichtsstunden täglich. Infos des Ministeriums kommen zu spät.

Erst kommende Woche will das nordrhein-westfälische Schulministerium detaillierte Informationen zum voraussichtlichen Schulstart der Viertklässler am 4. Mai herausgeben. Weil das für „einen verantwortungsvoll geführten Schulbetrieb“ zu kurzfristig sei, hat die Mülheimer Schulleitervereinigung nun eine Empfehlung herausgeben.

„Es ist ein ungeheurer Aufwand, dass alles funktioniert“, sagt Andreas Illigen, Sprecher der Mülheimer Schulleitervereinigung und Leiter der KGS Schildbergschule. Deswegen habe man sich entschieden, schon jetzt in die inhaltliche Planung zu gehen und sie den Mülheimer Grundschulen zu empfehlen. Demnach sollen die Kinder für maximal drei Unterrichtsstunden am Tag in die Schule kommen. Mehr sei unter Einhaltung des Abstandsgebots nicht möglich.

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Mülheimer Grundschulen: Klassen müssen halbiert oder gedrittelt werden

Da sich – mit 1,5 Metern Abstand – nur lediglich rund zehn Schüler plus Lehrkraft in einem Klassenzimmer aufhalten können, müssen die Klassen mindestens halbiert, gegebenenfalls sogar gedrittelt werden. Das bedeutet: dreimal so viele Räume, dreimal so viele Lehrer. „Angesichts der einzuhaltenden Abstandsregeln und der Vermeidung von zahlreichen, unkontrollierbaren Begegnungen im Schulgebäude planen viele Schulen einen versetzten Unterrichtsbeginn für die verschiedenen Lerngruppen“, heißt es in dem Schreiben der Schulleitervereinigung.

„Wir haben Standorte mit sprachlichen Problemen, vor allem in der Stadtmitte und in Styrum, an denen es schwierig sein wird, den Eltern zu erklären, dass die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten starten“, sagt Illigen. Mit der verfassten Empfehlung habe die Vereinigung vor allem Unsicherheiten nehmen wollen, damit auch Eltern sich besser und längerfristiger auf den Start vorbereiten können.

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Viele Mülheimer Eltern sind besorgt

„Viele Eltern sind sehr besorgt“, sagt Illigen, den zahlreiche Anrufe von Müttern und Vätern erreichen. Auch deshalb solle der Aufenthalt im Schulgebäude „auf das absolut pädagogisch notwendige Maß beschränkt werden“. Im Unterricht soll es vor allem um das Erklären und Erarbeiten neuer Sachverhalte gehen, um die Möglichkeit, Fragen zu stellen. „Einzelarbeit soll nur einen geringen Anteil haben“, sagt Illigen. „Die Übungsphasen können zu Hause fortgeführt werden.“

Während innere Schulangelegenheiten Aufgabe des Landes sind, verantwortet das Mülheimer Schulamt die äußeren Rahmenbedingungen. Die hygienischen Voraussetzungen seien, so Illigen, weitestgehend geschaffen, heißt: In den Schulen stehen Seife, Waschmöglichkeiten und Handtücher bereit. Zudem habe die Stadt zugesichert, die Räume, wie vorgeschrieben, täglich zu säubern.

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Zahl der verfügbaren Lehrkräfte noch unklar

Unklar ist noch, wie viele Lehrer tatsächlich für den Präsenzunterricht zur Verfügung stehen werden. Einige gehören aufgrund ihres Alters über 60 Jahren zur Risikogruppe, andere wegen Vorerkrankungen. Manche sind krankgeschrieben. Die Schulen fragen derzeit ihr Personal ab. „Weil die Lage sehr dynamisch ist, wird das nicht zentral erfasst.“ Bei Engpässen würde das Schulamt handeln.

Kinder mit Vorerkrankungen dürfen nicht in die Schule

Für Viertklässler gilt ab dem 4. Mai voraussichtlich wieder die Schulpflicht. Ausgenommen sind Kinder, die an coronarelevanten Vorerkrankungen leiden – sie dürfen den Unterricht nicht besuchen.

Kinder, in deren Haushalt Menschen aus Risikogruppen leben, können vom Unterricht befreit werden.

Falls das Schulministerium abweichende Regelungen für die Gestaltung des Unterrichts verbindlich machen sollte, werden die Mülheimer Schulleitungen das in ihre Planungen einbeziehen.

Ebenfalls unklar ist bislang, wie die OGS-Betreuung der Viertklässler aussehen wird. Derzeit läuft die Notbetreuung von Kindern systemrelevanter Eltern im offenen Ganztag. Illigen betont: „Mit den aktuellen Vorgaben kann der Schulstart der Viertklässler unmöglich bedeuten, dass sie auch in die OGS gehen dürfen.“ Das sollte nur den Kindern vorbehalten bleiben, die für die Notbetreuung zugelassen sind. Weitere Details dazu erwartet Schuldezernent Marc Buchholz für kommende Woche – die Stadt warte auf Regelungen des Landes.

Den Vorstoß der Mülheimer Schulleiter begrüßt Buchholz. „Ich finde es gut, dass sich die Schulleitungen Gedanken machen, wo das Ministerium noch nichts geregelt hat.“ Es gebe einen regen Austausch und eine enge Zusammenarbeit zwischen Schulträger und -leitungen.