Mülheim. Andy Brings ist als Mülheimer OB-Kandidat noch nicht durch Parteimitglieder bestätigt. Hat die Satire-Partei gegackert, bevor das Ei gelegt ist?

Die offizielle Ankündigung von Andy Brings zum OB-Kandidaten der Partei „Die Partei“ hat offenbar Unmut geweckt: Eine Wahl oder Mitgliederbefragung zur Aufstellung des Mülheimer Vorzeigerockers habe es nicht gegeben – also keine „Nominierung“, meldet sich überraschend eine Stimme zu Wort, die allerdings anonym bleiben will, weil sie der Partei nahe steht. Hat das Huhn also gegackert, bevor es das Ei gelegt hat? Bestehen gar Zweifel an der Aufstellung von Brings?

Nein, glaubt Partei-Pressesprecher Gordon Strahl, richtig sei zumindest, dass Brings noch nicht durch eine Mitgliederwahl bestätigt worden ist. Aber: „Wir haben im Vorfeld unsere Mitglieder online dazu befragt. Es gab keine Einwände oder Gegenstimmen.“ Ähnlich hatten auch die SPD und CDU/Grüne ihre Kandidatinnen bereits in der Presse angekündigt, obwohl beide zu diesem Zeitpunkt nicht durch eine Mitgliederwahl abgesegnet worden waren.

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Mülheims SPD und CDU/Grüne gaben Kandidatinnen vor Abstimmung bekannt

Aufseiten der SPD hatte der Parteivorsitzende Rodion Bakum die Aufstellung von Monika Griefahn im Wissen von nur wenigen Parteimitgliedern vorbereitet, und nur der Vorstand hatte beim Gang an die Presse im vergangenen Januar sein Votum abgegeben. So dauerte es noch einen Monat, bevor die 65-Jährige am Samstagmorgen von den Mülheimer SPD-Mitgliedern auch tatsächlich zur Oberbürgermeister-Kandidatin der SPD gewählt wurde. Ein in Parteien durchaus übliches Verfahren also.

Aber auch eins mit gewissem Risiko: Die gemeinsame schwarz-grüne Kandidatin Diane Jägers – inzwischen von der Kandidatur aus Krankheitsgründen zurückgetreten – hatte von den Grünen im Land wegen ihrer Rolle im Hambacher Forst scharfe Kritik kassiert. Und auch auf lokaler Ebene konnte sie bei ihrer Wahl im vergangenen Dezember nur eine knappe zwei Drittel Zustimmung gewinnen. Bei der Mülheimer CDU erreichte Jägers hingegen fast 100 Prozent. Hier war es eine reine Formsache.

Wahlkampfteam der Partei sei mit OB-Kandidatensuche beauftragt worden

Warum also das Störfeuer zur Aufstellung von Brings, der dem Vernehmen nach auch der einzige Kandidat war? „Es geht um Wahrhaftigkeit“, heißt es in der E-Mail des Kritikers an die Redaktion. Partei-Pressesprecher Strahl erläutert den Vorgang: „Bei einer sehr guten Mitgliederversammlung des sehr guten Kreisverbands wurde ein Wahlkampfteam von den Mitgliedern gewählt und bestätigt.“

Dieses Arbeitsteam sei mit der Suche nach einem OB-Kandidaten beauftragt worden. „Nachdem die Bierpong-Challenge coronabedingt als basisdemokratisches Element zur Kandidaten-Bestimmung nicht mehr zur Verfügung stand und auch der ursprüngliche Kandidat Ulrich Scholten angeblich krankheitsbedingt absagen musste, wurde die Bestimmung eines neuen Kandidaten notwendig.

Das Wahlkampfteam habe Andy Brings gefunden und ihn nach seiner Bereitschaft gefragt, für die Partei in den Ring zu steigen. Strahl: „Andy Brings hat dann zu unserer aller Freude seine Bereitschaft erklärt, für uns anzutreten.“

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Andy Brings „nimmt OB-Kandidatur ernst“

Brings unterstreicht indessen die Ernsthaftigkeit seiner Kandidatur: „Ich nehme meine OB-Kandidatur so ernst wie die vielen, vielen Mülheimer aller Altersklassen, die zum Ausdruck gebracht haben, dass sie das für eine gute Idee und mich für einen guten Typen halten, und dass sie keinerlei Zweifel daran hegen, dass ein Wahlsieg möglich ist und ihre Freunde aus anderen Städten sie sehr darum beneiden würden. Persönlich möchte ich noch ein Zitat eines anderen, großen Sohnes unserer geliebten Heimatstadt, dem unvergessenen Wim Thoelke, hinzufügen: „Riiiisikoooo...!“