Mülheim. Der VRR hat seinen Stationsbericht veröffentlicht: Die drei Mülheimer Bahnhöfe kommen recht gut weg – dabei ist der Eindruck vor Ort nicht gut.
Lagen die drei Mülheimer Bahnhöfe vergangenes Jahr noch alle im grünen Bereich, hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in seinem Stationsbericht den Bahnhöfen West und Styrum nur noch eine gelbe, also „noch akzeptable“ Beurteilung gegeben. Schon 2019 fragte man sich: Wie kommen die Tester zu einem solch positiven Eindruck? Und auch jetzt sorgt die Beurteilung der Bahnhofszustände für Verwunderung.
Einmal im Jahr bewertet der VRR die Stationen in der Region nach einem Ampelsystem. Grün steht für „akzeptabel“, gelb für „noch akzeptabel“ und rot für „nicht akzeptabel“. Dabei überprüfen die Tester zum einen den Zugang, zum anderen den Bahnsteig nach den Kriterien Sauberkeit, Funktion und Graffiti. Daraus ergibt sich eine Gesamtbewertung.
Auch interessant
Mülheimer Bahnhöfe: Graffiti nicht das größte Problem
Alle drei Mülheimer Bahnhöfen liegen beim Thema Graffiti im roten Bereich – wie viele andere Stationen in der Region auch. Doch dass die Schmierereien an den Wänden und Stromkästen nicht das größte Problem sind, wird vor allem beim Besuch in Styrum und am Bahnhof West schnell klar.
Kommt man an die Friedrich-Ebert-Straße, an den ins Industriegebiet zwischen Laminat- und Fahrzeugteilehändler gequetschten Bahnhof West, empfangen einen überall abgeblätterter Putz, schimmelige, aufgeplatzte Decken und Wände überzogen mit Rost- und Moos-Schlieren.
Treppenaufgänge am Bahnhof Mülheim-West sind schief und aufgebrochen
Ungewöhnlich auch die Gestaltung der Bahnsteige: Wenige Meter hinter den Aufgängen beginnt jeweils eine kieselige Erdfläche, auf der erst Gras und dann Sträucher wachsen. Grün auf den Bahnsteigen könnte schön sein – nicht aber so ungepflegtes Gewächs oder Grashalme zwischen den Steinplatten. Graffiti ist übrigens wenig zu sehen, nur ein vereinzelter Schriftzug neben den Treppen.
Sowohl der Bahnsteig als auch den Zugang in Mülheim-West seien laut VRR-Tester „noch akzeptabel“, allerdings sind die Stufen schief und aufgebrochen, und eigentlich möchte man den Bahnhof schon am Eingang wegen des desolaten Zustands gar nicht erst betreten. Fahrstühle gibt es nicht. Immerhin: Relativ sauber ist die Station, kaum Müll liegt auf dem Boden. Was aber vielleicht auch daran liegt, dass er kaum genutzt wird.
Denn hier, keine zwei Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt, herrscht wenig Verkehr, die S3 fährt zweimal die Stunde Richtung Hattingen, zweimal die Stunde Richtung Oberhausen. Es steigt kaum jemand ein und aus. In den Anmerkungen des VRR heißt es: „Modernisierung erforderlich, Finanzierung nicht gesichert.“
Auch interessant
Bahnhof Mülheim-Styrum: Schimmel, Müll und Graffiti
In Styrum ist da etwas mehr los: Neben der S3 hält hier auch die S1 sowie der Regionalexpress 49 Richtung Wuppertal oder Wesel. Über Jahre wurde der Bahnhof im Zuge der „Modernisierungsoffensive“ des VRR stückweise saniert und behindertengerecht ausgebaut. Zwar gibt es nun zwei Fahrstühle, die auch funktionieren. Allerdings ist der bauliche Zustand miserabel.
An den weißen Fliesen an den Wänden des Zugangs schimmelt es, blassrote Buchstaben erinnern an ein Graffito. Wie am Bahnhof West platzt die Decke auf, der Boden ist dreckig, Zigarettenkippen und Verpackungen liegen in den Ecken.
Zustand aller Stationen verschlechtert
Der Mülheimer Hauptbahnhof schneidet vergleichsweise gut ab beim VRR-Stationsbericht: Die Schmierereien auf den Bahnsteigen sorgen beim Kriterium Graffiti für die schlechteste Bewertungsstufe, ansonsten gab es die Bestnoten für Sauberkeit und Funktion sowohl in den Zugängen als auch auf die Bahnsteigen.
Dass dort monatelang ein Aufzug defekt war, scheint keine Rolle gespielt zu haben. Der Hauptbahnhof wird seit Jahren saniert – die Arbeiten haben sich kürzlich wieder verzögert.
Insgesamt hat sich der Zustand der 297 Stationen im VRR-Gebiet erneut verschlechtert. In 73 Fällen vergaben die Tester das Gesamturteil „nicht akzeptabel“.
2017 und 2018 hatte Styrum noch eine grüne Gesamtbewertung bekommen, nun ist sie gelb. Die Sauberkeit im Zugang sei „noch akzeptabel“, in Sachen Funktion und Graffiti gibt’s ein „nicht mehr akzeptabel“. Auf den Bahnsteigen hingegen bekommt Styrum die Bestbewertung bei den Themen Sauberkeit und Funktion. Wirklich wohl fühlt man sich hier aber nicht.