Mülheim. . Ab Dezember müssen Pendler sich von gewohnten Verbindungen verabschieden. Sie sehen Nachteile. Warum der VRR trotzdem von Verbesserungen spricht:

Weniger S-Bahnen sollen ab dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember in Mülheim halten. Dafür soll es mehr Regionalzüge mit neuen Direktverbindungen geben. Was für Streckenplaner des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) mehrere Verbesserungen bringt, hat für einige Pendler nur Nachteile. Volker Müller aus Styrum beispielsweise wird mehr Zeit für seinen Weg zur Arbeit und zurück brauchen. Darüber hat er sich beim VRR beschwert.

Er plädiert dafür, mindestens den bisherigen 20-Minuten-Takt auf der S-Bahn-Linie 1 (S 1) zu erhalten. Im neuen Fahrplan rollt die S 1 in drei Abschnitten mit drei verschiedenen Takten durch das Ruhrgebiet. Das bringt Zwangspausen in Duisburg und Essen.

„Eine elementaren Verschlechterung des Angebots“

„Diese Planung führt zu einer elementaren Verschlechterung des Angebots auf einer der zentralen Linien in der Metropolregion Rhein-Ruhr. Sie betrifft mich als Pendler zwischen Mülheim-Styrum und Düsseldorf-Derendorf persönlich. Als Ihr Kunde mit einem Ticket-2000 erwarte ich von Ihnen, dass bei einer Änderung der Anbindungen im Schienenpersonennahverkehr die bestehenden Verhältnisse nicht verschlechtert werden“, schrieb Volker Müller an den VRR.

Dazu liefert er zehn Argumente, warum der neue S-1-Takt ihm und anderen Pendlern längere Fahrzeiten bringt. Darin spiegeln sich die Erfahrungen der letzten Jahre wider: häufige Verspätungen, verpasste Anschlüsse beim Umsteigen, langes Warten wegen schlechter Informationen auf Bahnsteigen, überfüllte Bahnen und Zugausfälle.

„30-Minuten-Takt führt zu unzeitgemäßer Überlastung“

„Bei Zugausfällen im 30-Minuten-Takt muss Ihre Kundschaft nicht 20 Minuten, sondern unbillige 30 Minuten auf die folgende S-Bahn warten. Zudem führt der Ausfall einer S 1 im 30-Minuten-Takt rechnerisch zu einer unzeitgemäßen Überlastung der nächsten S 1“, argumentiert Volker Müller. Die Gesamtzahl der in einer Stunde beförderten Kunden müsse sich bei einer Taktausdünnung in weniger Züge quetschen. „Das ist für Berufspendler in der Metropolregion Rhein-Ruhr nicht zumutbar.“

In ihrer Antwort zeigen die Fahrplangestalter vom VRR Verständnis für Müllers Ärger: „Leider können bei solchen Planungen nicht immer alle Kundenwünsche berücksichtigt werden.“ Insgesamt bekomme das Ruhrgebiet mit dem neuen Zugkonzept mehr Fahrten als bisher, argumentiert der VRR. Viele Fahrgäste seien für längere Strecken längst auf den schnelleren Stadtexpress umgestiegen. „Die S-Bahn wird nur für kürzere Abschnitte genutzt, weshalb die Teilung in bedarfsgerechte Abschnitte eine Verbesserung bringt“, heißt es beim VRR.

Das tröstet Volker Müller wenig. Ihm bleibt eine S-1-Verbindung nach Derendorf und eine zweite mit zehn Minuten Zwangspause in Duisburg. Oder er nimmt die Regionalbahn und steigt in Duisburg um. Ob er dabei Zeit gewinnt, ist offen.

>> RADWEG KÖNNTE ENTLASTUNG BRINGEN

Für den Hauptbahnhof und die Station in Styrum ergeben sich folgende Änderungen ab 15. Dezember.

Die S 1 und die S 3 halten dort nur noch alle 30 Minuten.

Neu fährt eine Regionalbahn RB 35 von Duisburg bis Essen. Sie kommt aus Mönchengladbach.

Neu ist die RB 49. Sie kommt aus Wesel und fährt über Mülheim und Essen nach Wuppertal.

Beide RB fahren stündlich über die S-Bahn-Gleise zwischen Styrum (dort halten sie ebenfalls) und Essen. In Kombination mit den S-Bahnen ergibt das einen Zehn-Minuten-Takt wie bisher in Richtung Essen. Nach Duisburg und Oberhausen müssen Fahrgäste aufpassen.

Ob der neue Fahrplan ein exaktes Zehn-Minuten-Intervall hat und wie die Ausdünnungen am Wochenende sind, wird gerade „spitz gerechnet“. Der Regionalexpress RE 46 (Mönchengladbach-Münster) nutzt bereits die S-Bahn-Trasse. Er stoppt aber nur am Hauptbahnhof an den Gleisen 2 und 5.

Die Fahrplangestalter vom VRR geben zu, dass die vier Gleise zwischen Essen und Duisburg schon heute mit Zugfahrten „randvoll“ sind. Daher seien dichtere Fahrtakte in diesem Abschnitt nicht mehr möglich. Die ehemalige Rheinische Strecke, die sich zum Radschnellweg wandelt, könnte für Entlastung und für eine Direktverbindung Mülheim-Düsseldorf sorgen.

An der Station Mülheim (Ruhr) West wird nur die S 3 halten. Zusätzliche Stopps der S 1 scheinen ausgeschlossen, weil nur noch wenige Kunden den ehemaligen Hauptbahnhof der Stadt nutzen.