Mülheim. . Hausherr Frank Bruns lud ein zu einer Führung durch sein altes Fachwerkhaus, die Mülheimer Fünte. Hier soll gar ein Geist spuken...
- Die Besitzerfamilie Bruns lud Mülheimer ein, die lange Geschichte der Fünte in Heißen kennen zu lernen
- Zu Gast war – unerkannt – nicht nur ein berühmter Posträuber, sondern auch Goethe, so die Überlieferung
- Seit langer Zeit soll in der Fünte aber auch ein Geist sein Unwesen treiben, erzählt Frank Bruns
Urig sieht es aus, das kleine Fachwerkhaus an der Gracht in Heißen. Grüne Fensterläden, darüber altmodische Laternen, dann die schmale Eingangstür. Es versprüht den Charme der Vergangenheit – mitten in der Moderne. Denn neben dem historischen Gasthaus Fünte springen die Ampeln von Rot auf Grün und es brausen Autos vorbei. Der Lärm der nahegelegenen A 40 ist ebenso zu hören. Trotzdem strahlt die Fünte Ruhe und Frieden, ja richtige Idylle aus. Doch vor allem beeindruckt sie mit ihrer Geschichte, die jetzt auch etwa 20 Besucher bei einer Führung durch den Hausherren Frank Bruns näher kennengelernt haben.
Die „Fünte“ hatte viele Gesichter – sie war Bergmannskneipe, Nobelrestaurant, Ausstellungsraum. Goethe hat dort übernachtet, ebenso wie unzählige andere Reisende in den vergangenen Jahrhunderten. Auch der Posträuber Ronald Biggs besuchte das Haus im September 1963 – wurde allerdings an dem Tag von niemandem erkannt. Und dann hat das alte Haus auch noch einen Dauergast: Seit langer Zeit soll dort ein Geist sein Unwesen treiben.
Fünte ist seit etwa 600 Jahren im Familienbesitz
Von vielen dieser Geschichten und Legenden haben auch die Besucher schon gehört. Doch jetzt wollen sie diesen auf den Grund gehen. „Ich bin hier schon so oft vorbei gefahren, doch weiß eigentlich nicht viel über die Geschichte des Hauses“, sagt Gabriele Schmidt aus Heimaterde. Sie ist mit ihrem Mann Klaus dabei und will nun alles erfahren über das unscheinbare Fachwerkhaus mit der langen Geschichte. Bruns, dessen Familie das Haus seit etwa 600 Jahren gehört, nimmt sie und die anderen gerne mit auf Reise in die Vergangenheit.
Bis zum Ursprung, zur Quelle geht er dabei zurück – und zwar wörtlich. „Etwa im Jahr zehn vor Christus richteten römische Soldaten hier eine Art Lagerplatz ein, weil sie eine Wasserquelle gefunden hatten“, erklärt Bruns. Die Quelle war damals im heutigen Keller, mittlerweile ist sie versiegt. Die Römer nannten sie Fontis. Wasser war entscheidend in der damaligen Zeit. „Deshalb war es hier ein bedeutender Punkt auf dem Heer- und Handelsweg. Dieser stellte eine Verlängerung des alten Hellweges dar“, sagt er weiter.
Besucher staunen beim Gang in den Keller nicht schlecht
Bei der an die Einführung von Bruns anschließenden Führung staunen die Besucher nicht schlecht, als sie sich die schmale Treppe in den Keller hinabzwängen. Plötzlich sind Autolärm und elektrische Lichter vergessen. Es ist, als würde man in eine andere Zeit hinabsteigen, als vor der Fünte Pferde und Kutschen vorbeizogen. Bruns erklärt, dass später Spanier das Gebiet erobert hatten und die Stelle als Postkutschen-Station nutzten. Er erklärt den staunenden Gästen, dass auch sie den Ort nach der Quelle benannten: „Fuente sagten sie“, erklärt Bruns. „Da später die Mülheimer Fuente nicht so gut aussprechen konnten, nannten sie das Haus eben Fünte“, sagt er.
Es geht bei der Führung auch in den großen Garten, Bruns packt Geschichten über die Nebenhäuser und berühmte Gäste aus. Vor allem an einer Geschichte sind die Besucher interessiert. „Spukt es hier wirklich?“, wollen sie wissen. Bruns kann keine klare Antwort geben. Wohl aber kennt er die Legende: Spanische Truppen sollen um 1647 eine Marketenderin dabei gehabt haben, die sich um die Soldaten kümmerte.
Seine Liebe wurde einem Bauernjungen zum Verhängnis
„Ein Bauernjunge verliebte sich in sie und wollte sich nachts zu ihr schleichen, wurde aber ertappt und getötet“, so Bruns. Die Marketenderin habe dann das Haus mit einem Fluch belegt und schleiche nachts gelegentlich durch die Räume. „Tatsächlich höre ich oben manchmal Schritte“, sagt er dann. „Vielleicht ist es aber auch nicht die böse Marketenderin, sondern meine Oma“, sagt er und lacht.