Mülheim. . Der Abriss der Friedenskirche am Humboldthain in Mülheim-Heißen hat begonnen. Mit dem Grundstückserlös will die Gemeinde andere Gebäude sichern.
„Viele Gemeindeglieder verbinden ihre kirchliche Lebensgeschichte mit der Friedenskirche“, weiß Pfarrerin Reinhilde Lüninghöner-Czylwik. Deshalb sei es für viele Angehörige der Kirchengemeinde Heißen schwer gewesen, von der Kirche am Humboldthain Abschied zu nehmen. Jetzt hat der Abriss des ehemaligen Gotteshauses begonnen. An Stelle der Friedenskirche sollen nach Auskunft der Gemeinde Wohnungen entstehen. Das ehemalige Pfarrhaus bleibe erhalten und solle saniert werden.
Ursprünglich sei geplant gewesen, das Gebäude zu erhalten, um die Optik des Ensembles bestehen zu lassen, berichtet Pfarrerin Lüninghöner-Czylwik. Das aber habe sich als nicht machbar erwiesen – das habe weder die Bausubstanz noch die Statik des fast 100 Jahre alten Gebäudes hergegeben. Ein Abriss sei unausweichlich. Auch der Plan, die Friedenskirche in eine Begräbnisstätte für Urnen umzuwandeln, sei gescheitert, so die Pafferein. „Der private Investor hat dafür nicht die entsprechenden Genehmigungen von der Stadt bekommen.“ Wahrscheinlich wollte die Stadt keine zusätzliche Konkurrenz zu ihren defizitären Friedhöfen schaffen, mutmaßt Lüninghöner-Czylwik.
Kirche ist seit Dezember 2014 entwidmet
Bereits in der Adventszeit 2014 war die Kirche entwidmet worden. Um die Gemeindefinanzen solide zu halten, hatte das Presbyterium der Gemeinde etwa ein Jahr zuvor entschieden, sich von der Kirche zu trennen, man sah sich mit zurückgehenden Gemeindemitgliederzahlen konfrontiert. Zurzeit hat die Kirchengemeinde Heißen rund 6300 Gemeindeglieder. Pfarrerin Reinhilde Lüninghöner-Czylwik, die auch dem Presbyterium vorsitzt, erklärt: „Wir haben damals keine andere Möglichkeit gesehen, als uns von einer Kirche zu trennen, denn drei Häuser zu halten, war zu teuer für die Gemeinde.“
Der Entschluss, die Friedenskirche aufzugeben , beruhe auf den Gegebenheiten der anderen beiden Kirchen, der Gnadenkirche am Heißener Markt und der Erlöserkirche am Sunderplatz. „Die Gnadenkirche ist die Mutterkirche der Gemeinde und zudem denkmalgeschützt“, verdeutlicht die Pfarrerin.
Erlös aus Grundstücksverkauf dient anderen Gebäuden
Auch die Erlöserkirche sei geschützt, stehe zwar nicht direkt unter Denkmalschutz, der Sunderplatz, zu der die Kirche gehöre, sei aber in seinem Bestand geschützt. „Zudem sind die beiden anderen Kirchen funktionaler“, sagt die Pfarrerin, die Friedenskirche mit ihren Treppenstufen und verwinkelten Räumen sei weder senioren- noch behindertengerecht gewesen.
Der Erlös aus dem Verkauf der Friedenskirche diene als Rücklage, so Lüninghöner-Czylwik. Das Geld könne nicht beliebig eingesetzt werden, sondern etwa nur für die Sanierung oder den Neubau von Gebäuden. Über die Höhe des Erlöses sei Stillschweigen vereinbart worden, wohl aber sagt die Pfarrerin: „Wir sind ganz zufrieden und haben nicht unter Preis verkauft.“
Architekt plant Zwölf-Parteienhaus
Ein Zwölf-Parteienhaus plant Architekt Oliver Sattar auf dem Grundstück der Friedenskirche. Auf rund 1200 Quadratmetern sollen Drei-Raum- und Vier-Raum-Wohnungen entstehen mit Größen von 85 bis 100 Quadratmetern. „Die Wohnungen werden barrierefrei und teils behindertengerecht sein“, kündigt der Architekt an.
Mitte März, so sehe es die Planung vor, solle der Abriss beendet sein. „Danach muss der Kampfmittelräumdienst das Gelände in Augenschein nehmen“, sagt Sattar. Wenn kein Blindgänger gefunden wird, soll die Baugrube im April ausgehoben werden. Der Architekt kündigt an: „Wir rechnen dann mit einer Bauzeit von rund 15 Monaten.“ Zunächst sei die Idee verfolgt worden, aus der bestehenden Friedenskirche Altenwohnung zu machen. Aufgrund der maroden Bausubstanz sei es aber zur Neuplanung gekommen.
>> ZAHL DER GEMEINDEGLIEDER SINKT
Die Friedenskirche wurde in den 20er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts gebaut. Im Zweiten Weltkrieg war sie stark zerstört worden und schließlich von Gemeindegliedern wieder aufgebaut worden.
Als das Presbyterium 2013 aufgrund der langfristig sinkenden Kirchensteuereinnahmen entschied, die Friedenskirche aufzugeben, lag die Zahl der Gemeindemitglieder bei 6600. Knapp zehn Jahre zuvor, im Jahr 2004, waren es noch 7500.