Mülheim. Das frisch sanierte Schloß Broich in Mülheim soll künftig kontinuierlich gepflegt werden. Eine weitere Millioneninvestition will man vermeiden.
Dank jahrelanger, millionenschwerer Sanierung ist Schloß Broich erhalten geblieben, aber die Festung präsentiert sich in einem moderneren Look. Jetzt wurden auch neue LED-Strahler eingeschaltet, an Stelle der alten, teils defekten Scheinwerfer. Manche müssen sich an den veränderten, farbigen Anblick erst gewöhnen.
Natriumdampflampen haben ausgedient
Details dieser technischen Umrüstung waren am Dienstagabend bei einem Ortstermin zu erfahren: Bisher gewährleisteten 22 klassische Natriumdampflampen die Grundbeleuchtung für den Schlosshof und die Außenmauern, an ihrer Stelle wurden 68 LED-Strahler montiert. Weniger als 1000 Watt seien nötig, um den Innenhof zu illuminieren, erläuterte ein Techniker, nur noch 500 Watt für die gedimmte Nachtbeleuchtung.
Sieben unterschiedliche, bunte Lichtvarianten können jetzt eingeschaltet werden, vor allem für Veranstaltungen eine zusätzliche Option. Bislang mussten mobile Scheinwerfer herbeigeschafft werden. Die LED setzen auch Details in Szene, wie die historischen Turmfragmente.
Dagegen bleibt die Außenbeleuchtung dezenter, einfarbig weiß. Mit der modernen Variante sollen rund 20 Prozent Energie eingespart werden und jährlich 2,7 Tonnen CO₂. Ermöglicht wurde der Austausch durch Innogy im Rahmen des Projektes KEK (Kommunales Energie Konzept).
Mehr als 8000 Meter Kabel neu verlegt
Da im Zuge der Hofsanierung ohnehin Wasserrohre verlegt werden mussten, zog man gleich ein neues Strom- und Datennetz ein - technische Voraussetzung für das Lichtkonzept. Insgesamt mehr als 8000 Meter Kabel haben Fachfirmen rund um Schloß Broich verlegt.
Die Mülheimer Stadtmarketinggesellschaft MST, die seit fast elf Jahren ihren Hauptsitz im Schlossgebäude hat, feiert mit der neuen Beleuchtung zugleich den Abschluss einer Fleißarbeit, die im September 2009 ihren Anfang nahm. „Damals wackelte der erste Stein in der Mauer“, erinnert sich MST-Geschäftsführerin Inge Kammerichs. Es dauerte eine Weile, ehe das gesamte Ausmaß der Schäden deutlich wurde.
Jede einzelne Fuge wurde ausgekratzt
Unter Federführung des erfahrenen Experten Dr. Ägidius Strack wurde letztendlich rund zehn Jahre lang gebaut. „Jede einzelne Fuge wurde ausgekratzt“, berichtet Inge Kammerichs, das Mauerwerk der historischen Karolingerfestung geglättet und aufgehellt. „Ich hoffe, es hält jetzt hundert Jahre lang“, sagt sie mit Blick auf das Gesamtprojekt. Auf rund 5,4 Mio. Euro seien die Kosten anfangs kalkuliert worden, berichtet die MST-Chefin, „letztlich haben wir es mit 4,6 Millionen geschafft. Das ist doch ein ordentliches Ergebnis.“ Rund 1,5 Millionen Euro an Fördermitteln wurden akquiriert.
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Nicht zuletzt gelang es, eine erhebliche Summe an Spenden zu sammeln: Über die Initiative Schloss-Retter haben etliche Privat- und Geschäftsleute aus Mülheim die Sanierung mit gestemmt. Rund 370.000 Euro sind nach Angaben der MST bisher zusammengekommen. Finanzielle Beiträge sind auch weiterhin willkommen.
Instandhaltungsplan für das nächste Jahrzehnt ist in Arbeit
Denn für Schloß Broich wird jetzt ein Instandhaltungsplan erarbeitet, wieder von Ägidius Strack. „Er soll im Frühjahr stehen, zunächst für die kommenden zehn Jahre“, erläutert MST-Prokurist Marc Baloniak. Rund 100.000 Euro jährlich sollen in den Erhalt des bedeutenden Mülheimer Baudenkmals gesteckt werden, so die bisherige Kalkulation. „Damit wir nicht in 30 Jahren wieder Millionen investieren müssen.“
Auch Museum bald wieder geöffnet
Zur Wiedereröffnung soll ein Fest stattfinden, „um den Bürgern ihr Schloß zurückzugeben“, verspricht die MST. Dies allerdings ist erst für den Sommer geplant.
Auch das Museum im Schloß Broich öffnet bald wieder: ab Samstag, 29. Februar, immer samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Geschichtsverein lädt am Sonntag, 1. März, um 16 Uhr erstmals wieder zu einer kostenlosen Führung ein.
Jetzt stehe noch „jede Menge Feinschliff“ an, ergänzt Baloniak: Maßnahmen zum Schutz der altehrwürdigen Rosskastanien im Schlosshof, die den Status von Naturdenkmalen genießen, frische Bepflanzungen für den Frühling, technische Veränderungen an den Toren. Verglichen mit den bewältigten Brocken sind die letzten Handgriffe übersichtlich.
Kein „wildes Parken“ mehr im Schlosshof
Was die Mülheimer sowie auch Gäste der Stadt ebenfalls wissen sollten: Der Hof von Schloß Broich darf künftig nicht mehr befahren werden, außer zur Anlieferung. „Für Traufahrzeuge werden wir eine Lösung finden“, verspricht Baloniak, „aber wildes Parken wird es hier nicht mehr geben.“