Mülheim. . Seit Wochen finden Arbeiten an den Turmfragmenten im Schloß statt. Sie sollen im Oktober abgeschlossen sein. Dann geht es in den Innenhof.
Das Wetter passt, auch wenn die sieben, acht Bauleute im Schloss ganz schön ins Schwitzen kommen. Sie sind seit Wochen dabei, die alten Turmfragmente hinter den hohen Schlossmauern zu sanieren – in Handarbeit. Bis Oktober wollen sie damit fertig sein. Mörtel und Dichtungsschlämme in den Mauerwerken müssen getrocknet sein, bevor die Temperaturen wieder unter zehn Grad fallen. Es sind derzeit Arbeiten am ältesten Teil von Mülheim überhaupt, die Arbeiter dringen ins 9. und 10. Jahrhundert vor.
Seit gut fünf Jahren wird Schloß Broich saniert, eine Mammutaufgabe unter der Federführung von Dr. Ägidius Strack, einem Fachmann für die Erhaltung alter Gebäude, und der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST). Es geht und ging darum: Wie kann das Wahrzeichen der Stadt gerettet werden, und das in Zeiten, in denen die Stadt über kein Geld verfügt? Irgendwas zwischen vier und fünf Millionen Euro wird der Erhalt des Schlosses kosten.
Sanierung ist auf dem besten Wege
Es ist der MST zu verdanken, dass die Sanierung auf dem besten Wege ist, eine Mülheimer Erfolgsgeschichte zu werden. Die Alternative hieß Verfall des Ensembles. Das wollte keiner. Im Gegenteil, so MST-Chefin Inge Kammerichs, die Sanierung habe in der Stadtgesellschaft breite Unterstützung erfahren. Viele Unternehmen haben sich als Schlossretter engagiert. Ohne sie wäre es nicht gegangen.
„Wir liegen gut im Zeitplan“, sagt Marc Baloniak, Abteilungsleiter bei der MST, und verweist auf zwei Bauabschnitte, die bei der Sanierung der Turmfragmente erfolgen: Zunächst wurden die aufgebauten Mäuerchen aus den 60er Jahren bis auf das historische Fundament wieder abgebaut. Die Mauern wurden in den 60er Jahren hochgezogen, um die ursprüngliche Raumsituation deutlich zu machen. „Die Steine lagen jedoch fast lose aufeinander“, sagt Baloniak. Sie werden neu aufgemauert, so dass sie die nächsten Jahrzehnte halten. Einige Bereiche spart man jedoch aus, um den braunstieligen Streifenfarn an den Gemäuern zu schützen. Ein eher seltenes Biotop.
700 000 Euro kostet Sanierung der Turmfragmente
Bei den eckigen Turmfragmenten aus karolingischen Zeit werden dann Hohlräume verpresst, Steine ausgebessert, Fugen mit Dichtungsschlamm verspritzt. Auch dort gibt es noch Beton aus den 60er Jahren, der undicht geworden ist. Feuchtigkeit war eingedrungen und hatte größere Schäden verursacht. Mit dem Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) seien die einzelnen Sanierungsschritte abgesprochen, so Baloniak.
Rund 700 000 Euro kostet die Sanierung der Turmfragmente, der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien gibt 240 000 Euro dazu. Für die Arbeiten hat die MST erneut die Firma Pressbau gewinnen können, ein Unternehmen, das deutschlandweit aktiv ist und sich auf Sicherung und Instandsetzung von historischen Bauwerken spezialisiert hat.
Die Aufarbeitung der Turmfragmente ist der vorletzte größere Bauabschnitt. Im nächsten Jahr, so der MST-Abteilungsleiter, sollen die Fassaden im inneren Schlosshof und die Hoffläche ausgebessert werden. Dabei will man auch die Abwasserleitungen erneuern sowie die Trink- und Löschwasserleitungen voneinander trennen. Gut möglich ist, dass bei den Arbeiten am Schlosshof archäologische Funde gemacht werden. Erste Voruntersuchungen sind bereits für das zweite Halbjahr 2018 vorgesehen. Im Schlosshof, der ein beliebter Veranstaltungsort ist, wird es auch darum gehen, den Untergrund für Aufbauten zu verstärken.
>>> VERANSTALTUNGEN WERDEN VERLEGT
Nächstes Jahr werden einige Veranstaltungen wegen der Sanierungen nicht im Schloß Broich stattfinden können, darunter eventuell auch die Schlossnacht oder andere große Festivals. Es werden Ausweichquartiere gesucht. Die Müga wäre eines.
Ziel sei es, so Marc Baloniak, das Zeitfenster für die erforderlichen Bauarbeiten im Innenhof so klein wie möglich zu halten. Die MST arbeitet daran, dass möglichst keine Veranstaltung, die sonst im Schloss stattfindet, komplett ausfällt.