Mülheim. . In diesem Jahr erfolgt der letzte und anspruchsvollste Bauabschnitt, danach bekommen die Mülheimer ihr Schloß Broich saniert zurück.

Maria Luise Albertine Gräfin von Leiningen-Dagsburg wäre wohl zufrieden damit, wie die heutigen Schlossbesitzer ihr einstiges Domizil sanieren – und es gerettet haben. Sie hat Ende des 18. Jahrhunderts in den Broicher Gemäuern gelebt und auch gebaut, wie viele seit dem 9. Jahrhundert an der Stelle. In diesem Jahr steht die letzte Bau- und Sanierungsphase im Schloß ­Broich an – zehn Jahre, nachdem die ersten Steine aus den Fassaden gefallen waren. Ende des Jahres will die Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST) das Werk vollendet haben und es den Bürgern wieder übergeben.

Gut sechs Jahre lang wurden dann Steine ver- und eingesetzt, Mauern gesichert, Bohrungen durchgeführt, Fugen gedichtet, Geschichte wieder aufgebaut. „Der letzte Bauabschnitt ist der anspruchsvollste“, sagt MST-Prokurist Marc Baloniak. Acht Gewerke werden vor Ort sein. Im Februar soll es losgehen mit der Sanierung der innen liegenden Fassaden, mit dem Hochschloss, dem Balkon, den Fenstern, mit der gesamten Hoffläche. Vom 1. März bis Ende September wird der Innenhof des Schlosses dicht sein, am 4. Oktober soll die erste Veranstaltung wieder stattfinden. Zur Schlossweihnacht sollen die Mülheimer das sanierte Ensemble bestaunen können.

Was ist noch alles im Boden verborgen?

Die Ringmauern, die Palas-Fassade, die Turmfragmente – alles das ist erledigt. Die Innenfassaden, so Baloniak, wiesen zum Glück nicht die großen Schäden auf. Komplizierter seien die Fenster, jedes ist anders. Und wenn erst einmal die Bodenfläche geöffnet ist, wird es für die Schloss-Retter noch einmal spannend. „Wir befinden uns dann im Bodendenkmal.“ Es geht darum, neue Abwasserleitungen zu verlegen, die Fläche neu zu gestalten, den Naturdenkmälern – drei Kastanien, eine Linde – mehr Raum zu geben. Es ist aber auch eine Reise in die Vergangenheit.

Ein Archäologe wird daher immer dabei sein, wenn es in die Tiefe geht, und er wird auf Funde stoßen, die man bisher noch nicht kennt. da sind sich alle sicher. Diese müssen freigelegt und dokumentiert werden. „Dabei könnte es zu Verzögerungen kommen“, sagt Baloniak. Er ist dennoch optimistisch, dass der Zeitplan eingehalten werden kann.

Sanierung wird am Ende 4,4 Millionen Euro gekostet haben

4,4 Millionen Euro plus die Gelder für Instandhaltungen, die ohnehin erfolgen mussten, wird die Schloss-Sanierung am Ende gekostet haben. „Wir sind im Budget geblieben“, sagt MST-Chefin Inge Kammerichs und hebt den Einsatz vieler mittelständischer Unternehmen und Bürger hervor, die sich als Schloss-Retter engagiert haben. Insgesamt gab es bisher 330.000 Euro an Spenden, 1,5 Millionen Euro haben Bund und Land gegeben, der Rest kam aus städtischen Kassen. Weitere Spenden auf den letzten Metern täten gut, sagt die MST-Chefin. Eröffnungsfest? Es wird eines geben, dem Stil eines Schlosses angemessen. Aber das geht die MST erst an, nachdem die letzten Steine verlegt sind.