Mülheim. Die Mülheimer Künstlergruppe AnDer liebt Ausstellungen an ungewöhnlichen Orten. Jetzt war sie zu Gast in einer Spezialfirma für 3D-Druck.
„Das schönste an AnDer sind unsere ungewöhnlichen Ausstellungsorte“, sagt Jochen Leyendecker. Er hat die aktuell achtköpfige Mülheimer Künstlergruppe vor 25 Jahren mit Uwe Dieter Bleil und Doro O. ins Leben gerufen. Auch ins Jubiläumsjahr startete AnDer jetzt mit einer ungewöhnlichen Ausstellung an einem ungewöhnlichen Ort, den die Gruppe mit ihrem Jahresempfang verband.
Nachdem die Mülheimer Künstler im vergangenen Jahr extrem großformatige Objekte in der Luftschiffhalle der WDL am Flughafen präsentiert hatten, wagten sich die AnDer-Kreativen mit Hilfe ihres Gastgebers Robert Fischer an ganz kleine Kunstobjekte heran. Die kamen als 15 Zentimeter große Kunststofffiguren aus Fischers 3D-Drucker.
Unternehmer versteht sich auch als Kunstschaffender
Der aus der Porträtfotografie kommende Unternehmer, der sich auch als Kunstschaffender versteht, kreiert mit vier Mitarbeitern in seiner Firma Ego3D an der Düsseldorfer Straße Büsten und Skulpturen. Aufträge kommen von privaten und institutionellen Kunden. Seine mit Hilfe von Computern und 3D-Druckern geschaffenen Kunststoffobjekte reichen von Klassikern wie Goethe, Schiller & Co. über den Opa, der seine Büste als Gag zum runden Geburtstag fürs Wohnzimmerregal geschenkt bekommt, bis hin zum Firmengründer, dessen Statue in der Unternehmenszentrale grüßen soll.
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Zuletzt lieferten Fischer und seine Kollegen eine Statue der Torwart-Legende Toni Turek an den Fußball-Bundesligisten Fortuna Düsseldorf. Der stellte die als Bronze-Positiv gegossene Statue des Berner WM-Helden von 1954 jetzt vor seinem Stadion auf.
Kennengelernt beim Stammtisch der Mülheimer Kreativwirtschaft
AnDer-Gründer Uwe Dieter Bleil gewann Fischer, den er bei einem Stammtisch der Mülheimer Kreativwirtschaft kennengelernt hatte, für das Ausstellungsprojekt. Natürlich wäre AnDer keine Künstlergruppe, hätten ihre kreativen Köpfe nicht Hand angelegt, um die die nach dem Zufallsprinzip und auf den ersten Blick doch recht profanen Kunststofffiguren zu kleinen Kunstwerken der Marke Hingucker zu machen.
Clowneske Marionetten und Hampelmänner
Einige Schlaglichter zeigen es: Heiner Schmitz hat seine Figuren in zwei Indianer verwandelt, die eher traurig auf künstlichem Gras in ihrem Reservat stehen, das in Form einer abgeschlossene Glasvase symbolisiert wird. Damit will der weit gereiste Fotograf das Schicksal der von unserer Zivilisation bedrohten indigenen Völker ins Bild setzen. Helmut Koch verwandelte seine Kunststoffrohlinge in clowneske Marionetten und Hampelmänner. Unterschrift seiner Arbeit: „Strippenzieher brauchen Hampelmänner und Hampelmänner brauchen Strippenzieher. Marionetten werden manipuliert, ohne dass sie eine Wahl haben, aber wir haben eine Wahl, obwohl wir oft manipuliert werden.“
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Fotograf Jochen Poths veränderte seine Kunststoff-Protagonisten nur minimal, drückte ihnen aber analoge Fotonegative in die Hand. Damit möchte er „diese Geschöpfe der digitalen Zeit in einen Kontrast zur analogen Vergangenheit stellen, aus der wir kommen“.
Bildhauer mag Haptik der Kunststoff-Figuren nicht
Malerin Ursula Vehar setzte ihre Figuren in art-gerechte Schaukästen und verwandelte sie ganz mythologisch in einen Siegfried, der im schwarzen Drachenblut gebadet hat, und einen weißen Siegfried, der sich für unverwundbar hält, obwohl nur sein kleines Lindenblatt mit dem schwarzen und schützenden Drachenblut benetzt ist. Titel: „Siegfried im Drachenblut gebadet und: Siegfried im Irrtum!“
Miniaturen werden für je 360 Euro verkauft
Die Miniaturen, die am Samstag in den Räumen der Saarner Firma Ego3D ausgestellt waren, will AnDer für 360 Euro pro Skulptur an den Kunstliebhaber oder die Kunstliebhaberin bringen. Der Verkaufserlös soll je zur Hälfte an die jeweiligen Künstler gehen und in einen Topf zur Finanzierung der für Mai vorgesehenen Jubiläumsausstellung.
Auskünfte dazu gibt Fotograf Heiner Schmitz unter der Rufnummer 0172/2522003. Mehr über die Künstlergruppe AnDer erfährt man im Internet auf www.anderart.de.
Bildhauer Jochen Leyendecker konfrontierte seine Kunststoffkameraden, „deren Haptik mir gar nicht behagt“, mit ihm vertrauten Metall-Miniaturskulpturen. Die eine kommt dem Mann, der die Fahne der Revolution trägt, als falscher Wegweiser in die Quere. Auf der anderen Seite spielt sein Kollege den von Picasso inspirierten schwungvollen Frauen zum Tanze auf.
Uwe Dieter Bleil, der für den kommenden Mai eine Retroperspektive auf 25 Jahre AnDer ankündigte, ließ sich bei seinem Kunststoff-Kunst-Duo von religiösen Motiven inspirieren. Bei ihm steht der blaue und von Pfeilen durchbohrte Märtyrer Sebastian neben seiner blutroten Leidensgenossin Barbara