Mülheim. Die Künstler von AnDer schauen auf eine sehr erfolgreiche Ausstellung in 2019 zurück. Sie zeigten in der Luftschiffhalle in Mülheim Ihre Kunst.
Kunst in der Luftschiffhalle – mit einem ungewöhnlichen Projekt lockte die Künstlergruppe AnDer Anfang 2019 rund 5000 Besucher zum Mülheimer Flughafen. Schon am Eröffnungstag war das Interesse überwältigend, über 400 Personen schauten vorbei. Es kam sogar zu Wartezeiten draußen vor der Tür, weil aus Sicherheitsgründen nur eine begrenzte Anzahl an Menschen gleichzeitig hineingelassen werden durfte.
Idee wurde bei Zigarrenstündchen geboren
„Wir wissen natürlich, dass viele wegen Theo gekommen sind, dass sie das Luftschiff aus der Nähe anschauen wollten. Aber wir konnten einen Großteil der Leute auch für unsere Arbeit interessieren. Das war äußerst erfreulich“, sagt Heiner Schmitz, Mitglieder von AnDer.
Die Idee zur Ausstellung „AnDerLuft“ war rund zwei Jahre zuvor bei einem Zigarrenstündchen im Tabakladen geboren worden. Frank Peylo, Geschäftsführer der WDL Luftschiffgesellschaft, unterbreitete dem Künstler Jochen Leyendecker (AnDer) den kuriosen Vorschlag. Der informierte seine Künstlerkollegen, gemeinsam schauten sich die acht AnDer-Mitglieder die Örtlichkeiten an.
Größe der Halle machte Künstlern Angst
„Wir waren geschockt, die Größe der Halle machte uns Angst“, erinnert sich Uwe-Dieter Bleil. Dennoch begann man zu überlegen, ob und wie eine Ausstellung dort zu bewerkstelligen sei. Das Leit-Thema bot sich förmlich an: das Fliegen. „Jeder hat für sich nach künstlerischen Umsetzungen geschaut - und seine Konzepte danach der Gruppe vorgestellt. Wir haben, teilweise richtig intensiv, über die Vorschläge diskutiert.“
Anfänglich habe man „viel zu klein gedacht“, musste gedanklich umschalten und nach großformatigeren Lösungen suchen. Zudem stand auch die Frage der Finanzierung im Raum. „Wir mussten einiges investieren“, so Bleil. Zum Glück habe man neben dem großartigen Support der WDL, Unterstützung von Sparda-Bank und Sparkasse bekommen. Die Firma Aventem stellte einen hochwertigen Beamer zur Verfügung.
Videoaufnahmen auf Krabbenfischerboot
Die Planung zog sich über anderthalb Jahre hin, auch die Entstehung mancher Kunstwerke brauchte Zeit - und Mitstreiter. Ein Beispiel: die Video-Collage „Der Traum vom Fliegen“ von Heiner Schmitz, die auf die Außenhülle des Luftschiffes projiziert wurde. „Zunächst habe ich einen Ort gesucht, wo nur Himmel als Hintergrund zu sehen ist. stören. Den habe ich im Auberg gefunden. Dort habe ich dann mit einer Performancekünstlerin Sequenzen aufgenommen. Um Möwen im Flug zu filmen, bin ich außerdem mehrfach an der belgischen Küste mit einem Krabbenfischer aufs Meer gefahren“, erzählt der Künstler. Zwei Musikerinnen erfanden die sphärische Musik zu den Bildern. Sie wurde im Tonstudio von Suppi Huhn aufgenommen, die Kostüme stellte das Theater an der Ruhr.
Einige Werke entstanden auch vor Ort in der Luftschiffhalle. Ursula Vehar bemalte zwei lange Stoffbahnen in Anlehnung an Zeichnungen und Notizen von Leonardo da Vinci. Helmut Koch war zwei Wochen lang damit beschäftigt, ein Modell aus Bindfäden zu bauen, das das Konstruktionsprinzip eines Prallluftschiffes nachempfand. Natalija Usakova nutzte ein Arbeitsgerät der WDL für ihre Installation: Der Betrachter sollte auf eine Bühnenleiter steigen, um ihr Meeresbild von oben anzuschauen. Den Blick nach oben eröffnete dagegen Jochen Leyendeckers Werk, das auf Lichterscheinungen am Himmel anspielte.
Einige Anekdoten gibt es zu erzählen
Auch einige Anekdoten gibt es zu erzählen: So wehte das Gebläse in der Halle die Federn, die Joachim Poths für seine Installation „OnAir“ genutzt hatte, immer wieder mal davon. Oder: Vanessa Hötger forderte die Besucher auf, aus weißem Papier selbst Flieger zu falten. Einige nutzten dazu stattdessen die Textblätter, die sie eigentlich hätten lesen sollen. „So war es nicht gedacht“, erklärt Uwe-Dieter Bleil. Seine interaktive Installation, bei der die Betrachter 24 riesige Libellenflügeln in Bewegung bringen konnten, wurde oft mit zu viel Kraft betätigt, so dass die Arbeit immer wieder repariert werden musste.
An insgesamt 18 Tagen war die spannende Schau zu sehen. Die AnDer-Künstler hatten einen richtigen Dienstplan aufgestellt. Vier von ihnen waren pro Tag im Einsatz, boten auch Führungen durch die Ausstellung an. „Dankbar sind wir auch dem Ordnungsdienst der WDL. Die Ordner haben die Besucher herzlich begrüßt und ihnen auch Fragen zum Luftschiff beantwortet“, berichtet Heiner Schmitz.
Jetzt heißt es: Zurück zur Normalität
In 24 Jahren hat die Gruppe AnDer über 80 Mal ausgestellt. „Die Ausstellung in der Luftschiffhalle war eine der erfolgreichsten überhaupt“, sagen die Künstler. „So etwas kann man nicht toppen, man sollte es auch gar nicht versuchen. Wir müssen zur Normalität zurück und Konzepte finden, die nicht so spektakulär sind, aber Beachtung finden.“
Der Jahresempfang der Künstlergruppe am 1. Februar ist allerdings wieder „etwas exotisch“. Er findet bei der Firma EGO3D statt, die mit 3-D-Druckern etwa Figuren und Büsten herstellt. „Wir haben jeder zwei Figuren zur Verfügung gestellt bekommen und gestalten sie zu Kunstwerken um“, verrät Uwe-Dieter Bleil.